Der Moscato D’Asti aus dem Hause Ceretto ist Liebe und Glückseligkeit zum Trinken. Und nebenbei eines der besten Dessertvariationen, die das Piemont zu bieten hat. Was das Besondere an diesem Wein und der Familie ist, erfährst Du hier in 4 Minuten.
Auf die Idee, mal wieder eine Flasche Moscato D’Asti einzukühlen und zu genießen bin ich – soviel muss vorweg gesagt werden – nicht selber gekommen. Ich habe es dem fantastischen Buch “How to eat a peach” von Diana Henry zu verdanken. Aber lieber so, als dass ich mir diesen Genuss auf Grund mangelnder Inspiration nie gegönnt hätte. Denn sind wir mal ehrlich, einen Moscato D’Asti zu trinken – das ist eher ungewöhnlich.
Doch jetzt steht eine Flasche vor mir und mit dem ersten Duft im Glas erwische ich mich dabei, wie ich sofort zu lächeln beginne und meine Gedanken in den Süden abwandern. Doch dazu später mehr.
Moscato D’Asti – eine Seltenheit in deutschen Weinregalen
Dass man so selten Maoscato D’Asti trink, liegt an vielem. Süße, leicht moussierende Weine sind nicht gerade ein Trend im Mainstream und damit auch nicht dauerpräsent im Weinregal. Dazu kommt, dass viele Menschen gar nicht wissen, was genau Moscato D’Asti ist und was die Unterschiede zu klassischem Asti sind. Diese haben wir hier in einem Artikel einmal dargestellt.
Moscato D’Asti ist eine Spezialität italienischer Restaurants. Vor allem jener, die auf den oft weniger guten Gratis-Grappa nach dem Essen verzichten und eine kulinarische Leidenschaft pflegen, die man außerhalb Italiens leider nur selten antrifft. Meinen ersten relevanten Kontakt mit Moscato D’Asti hatte ich vor einigen Jahren im Zanotto in Potsdam – ein italienisches Restaurant, betrieben von Chris Zanotto aus dem Veneto. Und dafür bin ich bis heute sehr dankbar.
Denn sonst hätte ich wohl auch nie die Flasche der Familie Ceretto vor mir stehen und würde diese verkosten und genießen.
Ceretto – eine Familie und die Vision von Terroir
Die Gründung des Familien-Weinguts Ceretto geht in die 1930er Jahre zurück. Damals produzierte der aus Valdivilla stammenden Riccardo Ceretto Weine aus zugekauften Trauben, denn er selber besaß keinen einzigen Hektar Weinberg. Erst seine Söhne Bruno und Marcello änderten dies dank der Überzeugung, dass die konkrete Herkunft der Trauben den Weine stark beeinflusst. Dieses für die damalige Zeit innovative Konzept ist heute gängig als Terroir bekannt – war aber in der früher verarmten Region der Langhe nicht gängig.
So begannen Bruno und Marcello in den 1960er Jahren mit der Kartierung der Weinberge und kauften Stück für Stück die besten Lagen der Region. Und zwar konkret für die Weine, die man machen wollte. Mit Bricco Asili in Barbaresco begann alles. Im Jahr 1976 übernahm man die Weinberge von I Vignanioli di Santo Stefano für Moscato D’Asti. Diese Weinberge gelten bis heute als die Heimat der besten Moscato D’Asti der Welt. Und ab Ende der 1970er Jahre begann man auch gezielte Weinberge für den König der italienischen Weine zu erwerben: Barolo.
Es war ein mutiger Schritt, den die Familie am Anfang tat, doch er wurde belohnt. Und als die UNESCO die Weinbaulandschaft Langhe-Roero im Jahr 2014 zum Weltkulturerbe erklärte, so war die Vision der Familie Ceretto dafür ein unendlich wichtiger Grundstein. Bis heute.
Kunst, Kulinarik und Natur
Es ist nicht nur der Weinbau, dem sich die Cerettos – heute in 3. Generation – verschrieben haben. Ihr Engagement reicht weit hinein in die Kulinarik und die Kunst. Das vielleicht berühmteste Beispiel ist neben den Weinen der Familie das Piazzo Duomo. Dieses seit vielen Jahren mit 3 Michelin Sternen ausgezeichnete Restaurant wurde als Kooperation zwischen dem Küchenchef Enrico Crippa und der Familie Ceretto 2005 gegründet. Neben den berühmten drei Sternen, erhielt das Restaurant im Laufe der Jahre noch einen vierten, einen grünen Stern für die Nachhaltigkeit der Küche.
Diese Nachhaltigkeit wird bei den Cerettos seit 2010 auch auf den Weinbergen gelebt, ist doch der Wein seit diesem Jahr bio-zertifiziert. Man fokussiert sich auf nachhaltiges Arbeiten im Weinberg im Sinne der Biodiversität und hat verstanden, dass ein wirklich guter Wein nicht aus dem Keller kommt, sondern aus dem Terroir, in dem er wächst.
School provided recipes, but these are, by definition, the very antithesis of the terroir, which is always unique.
Und diese Lebendigkeit, die erlebt man in den Weinen der Familie Cerreto – so auch im Moscato D’Asti D.O.C.G., der in den Weinbergen von I Vignanioli di Santo Stefano entsteht.
Lust auf Sommer und mehr
Im Glas leuchtet der Wein in einem wundervoll zarten Zitronengelb und zeigt eine ganz feine, elfenhafte Schäumung. Dieser erste Eindruck erinnert an einen Sonnenaufgang und erweckt eine Vorfreude, die schon durch den ersten frischen und eleganten Duft verstärkt wird. Süß und saftig präsentiert sich der Moscato D’Asti und wirkt doch so perfekt ausbalanciert mit einer passenden Säurestruktur. Die primäre Fruchtnote von Pfirsich zeigt sich, bringt jedoch feine Kräuter im Hintergrund mit. Wer jetzt keine Lust auf diesen Wein und Sommer hat, der hat keinerlei Herz!
Mit der Zeit gewinnt der Wein an krautigen und fein-herben Noten und duftet erfrischend nach Zitrone und grünen Äpfeln. Dominant bleibt aber die exotische Süße – ohne jedoch überbordend und kitschig zu werden.
Im Mund schäumt der Wein mit seinen 5,5% Vol. leicht auf und moussiert herrlich elegant. Ein verführerisches Wechselspiel beginnt zwischen dieser Lebendigkeit und der dicken Textur, die dieser natürlich süße Wein mit sich bringt. Es ist ein gelber, fruchtiger Schaum, der sich über die Zunge legt und mit einer leichten Salzigkeit überrascht. Es erinnert ein bisschen an Steine in einem warmen Regen.
Auch wenn die süße Fruchtigkeit das alles dominierende Herz dieses Weines darstellt, so finden immer wieder krautige Akzente ihren Platz und erweitern diese Idee von fruchtiger Sahne im Mund.
Moscato D’Asti – Perfektion im Glas
Dies ist ein perfektes Dessert! Ohne Wenn und Aber! Der Nachklang ist geprägt von leicht kernigen Noten, die dem Ganzen ein komplettes Bild geben. Super mundfüllend hinterlässt der Wein den Wunsch nach Mehr – und dies trotz seiner deutlichen Süße.
Das Herz geht auf, von Schluck zu Schluck etwas mehr, denn dieser Moscato D’Asti im Glas ist einfach Liebe und Glückseligkeit zum Trinken.
Von diesem Wein sollte man für den Sommer immer einige Flaschen im Keller haben und mindestens eine davon immer gut gekühlt. Man wird Leute damit überraschen, aber es ist auch einer der einfachsten Wege, den Kopf und das Herz nach Italien zu bringen und den Sommer zu genießen. Vielleicht einfach mit einem Pfirsich dazu.
Allgemeine Informationen:
- Hersteller: Ceretto
- Rebsorte: Moscato Bianco
- Land: Italien
- Region: Langhe im Piemont
- Ausbau: n.n.
- Alkoholgehalt: 5,5% Vol.
Vielen Dank an Schlumberger Deutschland für die Bereitstellung der Flasche. Außer Wein ist hier nix geflossen.