Der Maple Old Fashioned ist eine einfache, aber wunder- und effektvolle Abwandlung des größten aller Cocktailklassikers. Und dieser warme, leuchtende Drink ist die Ouvertüre für Ahornsirup an der Bar. Was hinter diesem Drink steckt und wie Du ihn am besten zubereitest, erfährst Du hier in 4 Minuten
Es gibt Bilder, die evozieren sofort Gefühle und Aromen. Eines dieser Bilder ist das bunte Leuchten von Laubwäldern des sogenannten Indian Summer. Sehe ich diese Bilder, rieche ich den Boden des Waldes, spüre ich dessen Wärme und fühle zugleich den leicht feuchten Herbstwind im Gesicht. Ich höre Zugvögel und bekomme ein wohliges Gefühl. Indian Summer ist für mich ein Sehnsuchtsmoment. Ein Sehnsuchtsort, ohne geografisch festgelegt zu sein. Und Indian Summer eröffnet eine ganz bestimmte kulinarische Schublade in meinem Kopf. Pilze, Wild und Geräuchertes kommen auf den Teller – reifer Pinot Noir und süß-würzige Drinks ins Glas. Einer dieser Drinks, die den perfekten Übergang vom Sommer in den Herbst darstellen, ist der Maple Old Fashioned – eine Abwandlung des berühmtesten und wohl auch ersten Cocktails der Geschichte. Nicht nur dieser Geschichte – der gesamten Geschichte.
Am Anfang war der Old Fashioned
Und der Old Fashioned war und ist eine einfache, aber belebende Mixtur aus Spirituose, Zucker, Bitters und Schmelzwasser. Ein bisschen abgewandelt steht es so nicht in Johannes 1.1-18 und auch nicht in einem berühmten Artikel, welcher am 13. Mai 1806 in der New Yorker Zeitung The Balance and Columbian Repositon erschien und als erster journalistischer Verweis auf ein Mixgetränk namens Cock-tail gilt. Aber dem ist nun einmal so.
Oft genug wurde auch hier auf glasundteller.de auf die Geschichte des Old Fashioneds verwiesen, ohne diese jemals aufgeschrieben zu haben. Diesem Projekt widme ich mich ein anderes Mal. An dieser Stelle soll es jedoch um einen meiner Lieblings-Twists auf diesen großen Klassiker gehen – den Maple Old Fashioned, denn die Grundstruktur des klassischen Old Fashioned wird – wie bei vielen Abwandlungen dieses Drinks beibehalten und nur die jeweiligen konkrete Komponenten werden ausgetauscht oder zumindest sehr speziell variiert.
Amerikanischer Whiskey
Für den Maple Old Fashioned bleiben wir bei der zumeist gewählten Spirituosenkategorie für diesen Drink: amerikanischer Whiskeys – vorzugsweise Bourbon. Jene US-amerikanische Instanz, die aus mindestens 51% Mais destilliert wird. Da glücklicherweise die Auswahl innerhalb dieser Kategorie selbst hier in Deutschland mittlerweile schier unendlich ist, hat man natürlich die bekannte Qual der Wahl. Auch wenn man bestimmt viele besondere und spezielle Bourbon wählen könnte, so präferiere ich bei diesem Drink die milde und leichte Süße von Maker’s Mark – einem vor allem durch seinen hohen Weizenanteil bekannten Bourbon aus Loretto in Kentucky. Und ganz nebenbei bekommt man den tatsächlich sehr zuverlässig und überall. Eine weitere tolle Variante ergibt der Bulleit Bourbon oder der Evan Williams Bottled in Bond.
Mit einem roggendominierten Rye-Whiskey wie dem Knob Creek Rye oder dem Rittenhouse Rye bekommt man eine etwas detailliertere Würze in den Drink. Diese steht dem Maple Old Fashioned sehr gut – aber ich präferiere trotzdem Bourbon.
Und kanadische Süße
Das, was den Maple Old Fashioned jedoch so besonders macht, ist die Süßebasis des Drinks. Hier kommt nämlich einer der bedeutendsten Exporte Kanadas zum Zuge: der Ahornsirup. Alles, was Du über diesen einzigartigen Zuckersirup wissen musst, erfährst Du hier in diesem Artikel.
Für den Maple Old Fashioned würde ich immer zu einem eleganten und dennoch aromatischen Ahornsirup greifen und von daher ist Grad A Amber die beste Wahl dafür. Die Marke ist hier ehrlicherweise egal, da die Auswahl sowieso überschaubar ist. Die Qualität sollte jedoch stimmen und so sind Bio-Ahornsirupe hier zu bevorzugen.
Ein bisschen Bitter
Für einen klassischen Old Fashioned eignet sich der berühmte Angostura Bitters am besten. Dieser 1824 entwickelte Bitter hat die perfekte Balance und Tiefe und gehört eh in jede Hausbar, da er der wichtigste Cocktail-Bitter der Welt ist und in ganz viele Drinks gehört.
Für den Maple Old Fashioned ginge dies natürlich auch, da dem Ahorn das Hauptaugenmerk in der Abwandlung gehört, doch ein perfekter Bitter für diese Komposition ist ein Walnuss-Bitter. Am zuverlässigsten bekommst Du hierzulande den Black Walnut Bitters von The Fee Brothers und ehrlicherweise ist dieser auch der Beste! Diese wundervoll dunklen, nussigen Noten verleihen dem Drink eine beeindruckende Tiefe.
Das Rezept des Maple Old Fashioneds
Um den Maple Old Fashioned zu mixen benötigst Du also nicht wirklich viel. Und vor allem nur Dinge, die Du auch für andere Drinks (oder Pancakes) benutzen kannst.
In einem Rührglas für einen Drink kommen:
- 50ml Maker’s Mark Bourbon
- 1-2 Barlöffel Ahornsirup Grad A Amber (1 Barlöffel entspricht 5ml)
- 2 Dashes Fee Brothers Black Walnut Bitters – auch hier kannst Du Deine perfekte Balance finden
Dies wird alles auf wirklich kaltem Eis gerührt und dann in einen Tumbler auf einen großen Eiswürfel abgeseiht.
Eine zusätzliche Komplexität bekommst Du durch die ätherischen Öle einer Zitruszeste. Wenn Du es wärmer und kitschiger magst, dann musst du unbedingt eine Orangezeste dafür benutzen. Solltest Du den Drink etwas strukturierter und offener bevorzugen, dann probiere eine Zitronenzeste. Beides funktioniert hervorragend – gibt dem Drink aber eine entscheidende Richtung. Mehr Kopf oder mehr Herz.
Zurück nach Neuengland
Der erste Schluck des Maple Old Fashioned nimmt mich immer sofort mit auf eine Reise an die Ostküste Amerikas im Spätsommer. Ja, es ist kitschig. Ja es stereotypisch, aber es ist einfach so wundervoll. Und dazu noch super einfach selber zu mixen. Also mach Dir einen Maple Old Fashioned, leg die passende Musik dazu auf und recht schnell ist man im Indian Summer Modus. Musikalisch hilft da im übrigen Sam Phillips sehr.