Gänseblümchen-Blüten sehen nicht nur wundervoll aus, sondern sind auch hoch aromatisch. Und sie sind eine tolle Erweiterung der Vorratskammer in der heimischen Küche – zum Beispiel als Kapern-Ersatz. Wie Du aus den kleinen Blüten einen tollen Überraschungs-Effekt auf Deinen Tisch zauberst, erfährst Du hier in 4 Minuten.
Gänseblümchen: Eine Liebeserklärung der Natur an das Sein
Gänseblümchen – auch wenn es hier um einen kulinarischen Aspekt dieser wundervollen Pflanze geht, so muss man dem kleinen, unschuldigen Gänseblümchen zuerst eine Bühne bereiten. Dies allein gebietet mir die Zuneigung zur Schönheit, schlichten Eleganz und all den wundervollen Klischees und Bildern einer heilen Welt in meinem Kopf, wenn ich an Gänseblümchen denke. Allein der Name: Gänseblümchen – oder im lateinischen Bellis perennis (bellis abgeleitet von bello für schön und perennis für ausdauernd oder mehrjährig). Dieser Name klingt so unschuldig. So romantisch. So wundervoll.
Spätestens ab Anfang Mai recken die kleinen Pflanzen auf Rasenflächen und Wiesen oder an Wegrändern ihre zumeist weiß-gelben Köpfe Richtung Himmel und malen ein wundervolles Bild in das satte Grün des Frühlings, an dessen Tür der Sommer klopft. Es ist ein bescheidenes Klopfen, voll stiller Schönheit, Anmut und ohne großen Protz. Man könnte sie übersehen, doch wer diese Meisterleistung an Ignoranz vollbringt, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
Ein Winzling für einen großen Gott
Im antiken Rom war das Gänseblümchen dem Gott Apollo gewidmet, dem Gott des Frühlings, des Lichtes und der Heilung. Im Pantheon weilend ist er einer der 12 Hauptgötter schon bei den Griechen und das berühmte Orakel von Delphi – eine der wichtigsten Heiligtümer der griechischen Mythologie – ist ihm geweiht.
Sowohl die Griechen als auch die Römer verehren den Gott des Lichts. Und das Gänseblümchen ist seine Blume. Wie er steht die kleine Pflanze für den Frühling, die länger werdenden Tage und eine einsetzende Heilung. Dies ist nicht nur metaphysisch gemeint, als Austreibung des Winters, sondern auch praktisch. Gänseblümchen sind trotz ihrer unscheinbaren Größe wahre Wunderblüten. Sie wirken entzündungshemmend und verdauungsfördernd, haben antioxidative Eigenschaften und können sogar als natürliches Beruhigungsmittel benutzt werden. Gänseblümchen sind demnach nicht nur hübsch- auch wenn sie wirklich schön anzusehen sind.
In der keltischen Mythologie heißt es im Übrigen, dass es Feen waren, welche die Gänseblümchen über die Erde gestreut haben, um die Seelen verstorbener Kinder zu trösten. Diese Geschichte macht die Gänseblümchen nur noch süßer und liebevoller.
Das Blüten oder Knospen sammeln
Es ist unsagbar niedlich anzuschauen, es ist gesund und dazu wächst es wirklich überall in unseren Breitengraden – also eine Menge Gründe, das Gänseblümchen auch zu benutzen. Doch erstaunlicherweise begegnet man dem Tausendschön gar nicht so oft auf den Tellern oder in Gläsern. Dies sollte sich ändern und wir haben damit auch schon angefangen. Doch bevor wir das Gänseblümchen verwenden – in unserem Fall die geschlossenen Blüten als sauer eingelegte Kapern – müssen wir es sammeln. Und hier wird deutlich, warum es bei allen genannten Vorteilen kein Mainstreamprodukt ist. Das Sammeln von Gänseblümchen – vor allem aber das Sammeln der noch geschlossenen Knospen – ist eine wirkliche Sisyphus-Arbeit.
Grundsätzlich sollte man Gänseblümchen in einem ausreichend großen Abstand zu Straßen oder anderen Verschmutzern sammeln – niemand braucht Feinstaub auf dem Teller.
Wer Knospen sammeln möchte, der sollte dies vor allem morgens oder spätestens Vormittags machen, da mit zunehmender Sonnenbestrahlung diese auch aufgehen und der Blüte weichen.
Saisonal eignet sich vor allem der April und Mai für die Ernte, da gerade jetzt die Gänseblümchen sprießen.
Beim Sammeln achtet bitte darauf, dass ihr nicht eine Fläche komplett aberntet, sondern immer nur wenige Blüten bzw. Knospen entnehmt. Und schon gar nicht ganze Pflanzen aus dem Boden reißen. Dieser Punkt dehnt zwar die Vorbereitungszeit für die Arbeit mit Gänseblümchen arg aus, ist aber auch unerlässlich, damit alle weiterhin Freude am strahlenden Weiß der Gänseblümchen haben.
Nach der Ernte sollte man die Gänseblümchen reinigen. Ich spüle Sie dafür einfach unter fließend, heißem Wasser ab. Dabei gehen sicherlich einige Knospen auf, aber das kann man verschmerzen. Und dann gilt es, die Gänseblümchen schnellstmöglich zu verarbeiten.
Auch wenn das Sammeln der Gänseblümchen äußerst aufwendig ist, so ist es für mich auch eine wundervolle Art der Kontemplation. Und das in Kombination mit Bewegung an frischer Luft.
Der Einsatz von Gänseblümchen in der Küche
Hat man die gesäuberten Gänseblümchen nun in der Küche, lassen sich diese vielseitig einsetzen. So kann man die Blüten als herbe und bunte Beigabe zu Salaten nutzen oder einfach als Garnitur. Das morgendliche Frischkäse-Gurken-Radieschen-Brot zum Beispiel wird dadurch zu einem absoluten Hingucker auf dem Tisch. Feingehackt kann man die Gänseblümchen auch für eine Kräuterbutter verwenden.
Es lassen sich daraus aber auch Tees, Sirupe und Gelees kochen.
Getrocknete Gänseblümchen sollten nicht zu lange gelagert werden, da sie doch recht schnell staubig schmecken. Wie man den würzigen Geschmack jedoch über den Frühsommer haltbar machen kann, ist unter anderem durch Einlegen. Und genau das machen wir mit den Knospen der Gänseblümchen. Und das ist ganz einfach.
Gänseblümchen-Knospen süß-sauer eingelegt – eine tolle Alternative zu Kapern.
Als erstes muss man die Gläser, in denen man die Gänseblümchen-Knospen einlegen möchte, sterilisieren. Ich benutze dafür am liebsten die kleinen Weck-Gläser (gibt es unter anderem bei APS in Köln), da man hier gut portionieren kann. Diese koche ich mitsamt der Deckel und der Gummi-Ringe für ca. 10 Minuten und lasse sie anschließend einfach ausdampfen.
Sobald ich alle Stengel von den Knospen entfernt habe und diese gewaschen wurden, lasse ich diese kurz auf einem Küchenpapier abtrocknen und gebe gemahlenes Meersalz darüber. Ehrlicherweise habe ich da keine Mengenangabe und mache das immer aus der Hand. Nach ca. 1 Stunde fülle ich die Knospen in die kleinen Weckgläser und gebe noch etwas Salz darauf.
Dann setze ich den Sud zum Einlegen an. Dafür nehme ich im Verhältnis 8:1 Essig und löse darin Zucker auf. Also beispielweise gebe ich für kleinere Mengen auf 400ml Essig 50gr. Zucker. Dies wird aufgekocht und in die befüllten Weck-Gläser gegeben. Diese werden sofort verschlossen und zum dann zum Abkühlen im Raum stehen gelassen.
Bei der Wahl des Essigs und des Zuckers kann man verschiedenes ausprobieren. Die einfachste Variante ist Weißwein-Essig und einfacher, weißer Zucker. Man kann aber auch Apfelessig nehmen und zum Beispiel Ahornsirup – wie gesagt das ist eine reine Geschmacksfrage.
Eingelegte Gänseblümchen-Knospen – ein süß-saures Detail auf dem Tisch
Schon nach 5 Tagen kann man die Knospen dann nutzen. Am einfachste und wohl effektvollsten eignen sich die eingelegten Knospen von Gänseblümchen als kleine Aromabomben. Sie passen hervorragend zu Fischgerichten oder anderen leichten Speisen, die mit einer feinen Säure noch spannender sind.
Wir benutzen sie am liebsten als Zugabe zu einer guten Burrata, etwas Olivenöl und frischem Baguette. Eine tolle Kombination, deren Einfachheit in einer absolute Geschmacksexplosion endet. Eine Geschmacksexplosion, direkt von vor der Tür auf Deinen Tisch. Mehr Regionalität geht schon kaum noch. Und eine tolle Geschichte ist es allemal.
Also wenn Du das nächste Mal durch den Park läufst und Gänseblümchen siehst, dann erfreue dich an Ihnen und erinnere dich daran, wie einfach man mit Ihnen die eigene Küche aufpeppen kann.