The Apprentice White Cinsault aus Südafrika kam mir sehr zufällig ins Glas. Ehrlicherwiese ist die berühmte Weinbaunation am Kap der Guten Hoffnung nicht ganz meine favorisierte Region, aber bei einem solch fantastischen Wein wird sich das wohl ändern. Warum dieser Wein mich so begeistert, erfährst Du hier in den nächsten 3 Minuten.
Stellenbosch und ein vielseitiges Terroir
Das berühmteste Weinstadt des Landes – Stellenbosch – ist zugleich Namensgeber für ein vielseitiges und international gefeiertes Terroir. Östlich von Kapstadt gelegen finden sich hier Böden auf Granit bis hin zu sandigen Lehmstrukturen auf unterschiedlichen Höhenlagen und Ausrichtungen und bieten somit einer Vielzahl von Rebsorten eine Heimat zwischen der Küste und dem bergigen Hinterland. Stellenbosch ist die Heimat der besten Weine Südafrikas – egal ob rot oder weiß.
Die Trauben für The Apprentice White Cinsault wachsen dabei in den Bottelary Hills auf sandigen Lehmböden. Schon 1964 wurden die Rebstöcke gepflanzt und werden heute von Hand gelesen.
White Cinsault – ein Einhorn der Weinwelt
The Apprentice White Cinsault macht auf dem Etikett recht deutlich, aus welcher Rebsorte dieser Wein gekeltert wird: weißer Cinsault. Doch so richtig schlau wird man dadurch nicht – denn was genau ist denn eigentlich Cinsault white oder blanc? Klar, ein Weißwein, aber was gibt es sonst noch zu sagen?
Cinsault ist grundsätzlich nämlich eine rote Rebe, die ursprünglich wohl aus Südfrankreich stammt und dort vor allem in der südlichen Rhone, dem Languedoc und der Provence zu finden ist. Auch in Südafrika ist sie sehr beliebt und wird häufig zur Herstellung von Roséweinen genutzt. Aber der The Apprentice ist nun mal weder rot noch rosé.
Sucht man nach einer weißen Variante von Cinsault, so findet man kaum Hinweise – weder in den gängigen gedruckten Enzyklopädien noch im Internet. Einzig der Hinweis, es könnte sich um eine natürliche, sehr regional eingeschränkte Mutation handeln, lässt sich finden. Auf Nachfrage wird dies seitens des Winzers bestätigt. Tertius Boshoff von Stellenrust – einem der größten Familienweingüter Südafrikas und verantwortlich für diesen seltenen Wein sagt selber, er kenne neben sich nur noch einen weiteren Winzer, der mit weißem Cinsault arbeitet.
Von daher bleibt nichts weiter übrig als einfach die gut gekühlte Flasche zu öffnen und zu schauen, was uns erwartet.
The Apprentice White Cinsault – ein wundervolles Herz aus Stein
Im Glas leuchtet der Apprentice White Cinsault strohgoldig und versprüht schon beim Einschenken einen eher kühlen Charakter. Er wirkt sehr mineralisch und wenig fruchtig. Vielleicht etwas Steinobst in der Nase aber vor allem duftet der Wein nach weißen Gewürzen und tatsächlich Stein.
Er wirkt sehr fest, in sich geschlossen und dieser Eindruck wird von feinen Zitrus- und Kräuternoten flankiert. Man hat tatsächlich das Gefühl, als ob man an dem prägenden, mineralischen Kern links und rechts vorbei riechen könnte. Diese Salzigkeit ist wunderbar und harmoniert mit sanften weißen Blüten, die etwas an Rosen erinnern. Mit der Zeit finden sich Aromen von weißem Tee und Pfirsich in der Nase und mit der Zeit wird der Wein offener und saftiger. Das ist eine wahrlich tolle Entwicklung! Irgendwie möchte man am liebsten immer beides haben – den festen, mineralischen Ersteindruck und die saftige, belüftete Variante.
Struktur & Dynamik
Schon mit dem ersten Schluck zeigt sich die schlanke, säurestrukturierte Karkheit des The Apprentice White Cinsault. Tatsächlich ist der Wein sogar noch karger als die Nase es erwarten lässt. Und was für eine Struktur! Die Arbeit damit – denn tatsächlich ist es das am Gaumen – macht unglaublich viel Spaß und man möchte sich einfach noch mehr mit diesem Wein beschäftigen. Also auf ein zweites Glas!
Es findet sich kaum eine Fruchtnote im Mund, die mineralische Struktur ist tonangebend. Und die 13% Vol. sind wundervoll harmonisch eingebunden. Dieser Wein ist ein wahres Energiebündel und krass dynamisch. Und dies ohne wuchtig zu wirken – The Apprentice ist trotz all der Energie sehr schlank auf der Zunge.
Die Säure ist präsent und gibt dem Wein einen unglaublichen Drive, der durch die nachklingende Salzigkeit immer wieder dazu verleitet, noch einen Schluck zu nehmen. Dazu bestätigen sich die weißen Gewürze – vor allem der Pfeffer.
Auch wenn Luft die Nase öffnet und ihn opulenter werden lässt, so ist im Mund die Struktur weiter sehr straff mit einer enormen Trinkfreudigkeit. Präzise Aromen von Äpfeln machen jetzt diese Struktur aus. Diese Entwicklung ist wirklich spannend, da der Wein in der Theorie eigentlich viel breiter und dicker sein müsste. Schließlich wird er auf der Hefe vergoren und in kleinen Holzfässern für 9 Monate ausgebaut. Und das dennoch so ein präziser, säure-strukturierter Wein im Glas zu finden ist, macht The Apprentice für mich noch viel viel spannender.
Mehr davon!
Eines kann gleich vorweggesagt sein – dieser Wein ist eine absolute Entdeckung und ein großartiger Einstieg in die Welt von weißem Cinsault. Aber wenn diese Welt doch nur nicht so selten und rar wäre. Von diesem Wein möchte man – vor allem wenn es Sommer wird – mehr haben.
Dabei ist The Apprentice kein belangloser Terrassenwein – davon ist er weit entfernt! Er ist fokussiert und verlangt das auch beim Trinken. Und er ist ein ganz famoser Essensbegleiter. Eine perfekte Paarung zu diesem südafrikanischen Weißwein-Kuriosum ist Kanninchen in Estragon-Sauce. Zum Glück eh eines unserer Lieblingsgerichte im Frühling.
Auch wenn The Apprentice White Cinsault wohl nie häufig anzutreffen sein wird, so ist dieser Wein eine unbedingte Empfehlung! Und auch wenn es schwerfällt – das ist mal eine tolle Riesling-Alternative! Also unbedingt probieren.
Allgemeine Informationen
- Hersteller: Stellenrust
- Rebsorte: Cinsault Blanc
- Land: Südafrika
- Region: Stellenbosch
- Ausbau: 9 Monate im kleinen Holzfass
- Alkoholgehalt: 13,0% Vol.
Vielen Dank an Eggerssohn für die Bereitstellung dieser Flasche. Außer Wein ist hier nichts geflossen.