Das Haus Delamain gehört weltweit zu den absoluten Geheimtipps der Cognac-Connaisseure. Klein, fein und immer mit einem Zwinkern im Auge angeboten, sind die Cognacs dieser Maison ein wirkliches Highlight in Deiner Bar. Und der Delamain Pale & Dry X.O ist dabei die jüngste Abfüllung und das Flaggschiff der Firma aus Jarnac. Was es mit diesem besonderen Cognac auf sich hat, erfährst Du hier in 4 Minuten.
Ein typisches Handelshaus der Charente
Auch wenn die Geschichte der Firma Delamain laut Emblem auf der Flasche 1824 beginnt, so ist das Haus tatsächlich deutlich älter. Schon 1763 wurde eine Firma gegründet, deren Geschichte entscheidend für die heute Marke Delamain ist. Und in dieser Geschichte spielt, wie so oft ein Ire und die Geschichte der Reformation eine wichtige Rolle. Genauso wie die Liebe. An dieser Stelle sei verraten, dass die Geschichte der Maison Delamain sehr bald in einem gesonderten Artikel hier erscheinen wird, ist sie doch exemplarisch für die Struktur und Philosophie der Cognac-Region.
Eines jedoch sei für die Verkostung des Delamain Pale & Dry X.O vorab erwähnt: bis 2019 besaß das Haus keinen einzigen Weinberg – ein typischer Négociant. Diese französische Bezeichnung steht für Handelshäuser, die ein Produkt (in diesem Fall destillierte Eaux-de-vie) kaufen und zu einem finalen Endprodukt weiterverarbeiten. Dieses wird dann unter dem eigenen Namen verkauft.
Das Terroir im Fokus
Die Eaux-de-vie für Delamain – und zwar alle Qualitäten – stammen ausschließlich aus der Grande Champagne. Dies ist die zentrale und beste Lage der gesamten Cognac-Region. Hier wachsen die Weinreben bis zu 20 Meter tief in den Kalkboden und erzeugen Weine, dessen Destillate später voller Raffinesse, Eleganz und voll Alterungs-Potential sind.
Von ca. 400 Winzern wählt die Maison Delamain pro Jahr maximal 40 Eaux-de-vie aus, die dann für lange Zeit in den Kellern der Maison reifen. Diese Eaux-de-vie werden eigentlich alle auf der Hefe destilliert und werden damit wundervoll körperbetont und ausdrucksstark.
Zeit als tragende Säule
Und diese Zeit ist bei Delamain nicht nur ein Regelwerk, sondern eine der tragenden Säulen der hauseigenen Philosophie. Laut den Regeln des A.O.C. für Cognac muss ein X.O Cognac aus Eaux-de-vie assembliert werden, die mindestens 10 Jahre alt sind. Vorher gibt es noch die Altersstufen V.S (2 Jahre) und V.S.O.P (min. 4 Jahre). Bei Delamain beginnt man überhaupt im Portfolio mit dem X.O – und diesen gibt es mittlerweile seit 1920.
Wie viele andere Häuser sind die Destillate für die Cognacs deutlich älter, als es das Regelwerk vorsieht, doch hinter vorgehaltener Hand wird kolportiert, dass der Delamain Pale & Dry X.O für ganze 25 Jahre reift. Eine deutliche Steigerung zum Mindestalter.
Damit die Eaux-de-vie so lange reifen können, verzichtet man hier auf frische Fässer, die sogenannten fût neuf. Man beginnt bei Delamain erst mit den rotfuchsigen, also den fût rouge – Fässer, die schon einige Jahre belegt waren und deutlich Tannin verloren haben.
Damit präsentiert sich das Herz des Cognacs – der Wein – viel stärker als bei frischem Holz.
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Doch wie schmeckt nun dieses Herz der Charente mit dem Namen Pale & Dry X.O?
Delamain Pale & Dry X.O
Zu allererst verwundert ein wenig die Farbe. Bei einem Cognac dieser Altersstruktur – auch wenn auf frische Fässer mit viel Pigmenten verzichtet wurde – würde man eine deutlich dunklere Farbe erwarten. Doch scheint der Pale & Dry – ganz wie der Name es sagt, äußerst hell und zart im Glas.
Und auch in der Nase macht er seinem Namen alle Ehre. Er wirkt auf den ersten Duft hin sehr trocken. Der erste Moment ist dezent und zurückhaltend – fast schon ein bisschen schüchtern für ein solch beeindruckendes Alter. Die Aromen wirken hell und gelb – vor allem getrocknete gelbe Früchte wie Pfirsiche oder Nektarinen. Und zwar mitsamt den Steinen.
Eine schüchterne Lilie
Dazu kommt mit der Zeit eine reife Banane und etwas Vanille – aber auch dies wundervoll eingebunden. Alles wirkt fein und subtil und doch großartig komplex. Dazu eine feine Muskatnote und weiße Blüten. Man stellt sich unweigerlich die Frage, ob man jemals zurückhaltende Lilien gerochen hätte. Ich nicht – aber wenn es sie gibt, dann duften diese wie der Delamain Pale & Dry X.O Cognac!
Spannend im Hintergrund eröffnet sich ein Bett aus mineralisch-kalkigen und erdigen Aromen, deren tragende Dichte durchbrochen wird von einer feinen Säurestruktur. So filigran wie glitzernder Tau auf einem Feld.
Der Alkohol von 42% Vol. ist elegant und unmerklich eingebunden und hilft, bei aller Verspieltheit nicht kitschig zu wirken. Selbst die charmante Süße von Blütenhonig schafft es nicht, dieses balancierte Bild zu dominieren. Dieser Cognac ist in der Nase unglaublich gradlinig und zärtlich verspielt gleichzeitig. Das hier ist ein gänzlich eigener Stil!
Komplexität und Anspruch
Im Mund präsentiert sich der Delamain ebenfalls erst einmal verschlossen, öffnet sich jedoch rasch hin zu einem vielschichtigen Erlebnis. Die gelben Früchte werden etwas herber – Anne liebt es, wenn Pfirsiche diese trockene Aromatik haben – und die Textur fast schon etwas staubig. Dazu kommt Kakao und weißer Tee zugleich. Und aus den Steinen der Früchte erwächst eine Idee Marzipan.
Gerade die oft zitierten schokoladigen Aromen von Cognac sind hier erstaunlich trocken und keinesfalls süß und cremig. Dazu passen die Spitzen von Zitronenschale, die allerdings nun etwas kandiert erscheinen. Eine weitere frische Aromatik von Minze wirkt ätherisch und stellt eine fantastische Kontrapunktion zu den sonst dunkleren Noten dar.
Dieses Spiel von Würze, Frucht und Frische – auf einer ganz eigenen Art und Weise – macht den Delamain Pale & Dry X.O zu einem Cognac, der schwer mit anderen zu vergleichen ist und wirklich für Connaisseure gemacht scheint. Komplex, zurückhaltend und dennoch super spannend entwirft sich ein aromatisches Bild, dass einfach Freude macht und vor allem Lust auf mehr. Mehr von diesem Cognac und mehr aus dem Hause Delamain.
Allgemeine Informationen
- Hersteller: Delamain & Co.
- Alter: X.O
- Alkoholgehalt: 42% Vol.
- Farbstoff: Nein
- Kühlfiltration: k.A.
Vielen Dank an Schlumberger Deutschland für die Bereitstellung der Flasche. Außer Cognac ist hier nix geflossen.