Wenn das Laub im Weinberg Farbe bekommt und die Lese der Trauben im Gange ist, dann kommt für mich wieder die Zeit eines Gerichts, dass so einfach und zugleich so wundervoll ist: Flammkuchen. Natürlich kann man Flammkuchen das ganze Jahr über genießen, doch irgendwie ist dieses Gericht aus dem Elsass für mich ein typisches Spätsommer- und Herbst-Essen. Und wie wir unseren Lieblingsflammkuchen zubereiten, dass erfährst Du hier in knapp 4 Minuten.
Der Flammkuchen – ein Thermometer vergangener Tage
Die Geschichte des Flammkuchens ist häufig erzählt und dazu auch recht knapp und kurz. Sie beginnt zumindest verbrieft im 19. Jahrhundert im elsässischen Raum. Dort wurde, in die damals mit Holz befeuerten Brotöfen, ein Teig in die noch lodernden Flammen geschoben, um zu schauen, wie der Ofen temperiert war.
Denn das Backen des Brotes war die Hauptaufgabe. War jedoch der Ofen noch zu heiß, so würden die Brote verbrennen und das Ergebnis harter Arbeit (damals wurde Mehl zumeist noch händisch vor Ort gemahlen) war dahin. Den Teig, den man quasi als “Thermometer” in den Ofen schob wurde kurzerhand Flammkuchen genannt.
Und da zur damaligen Zeit Speck und Zwiebeln zumeist ganzjährig vorrätig waren, wurden diese Zutaten zu der heute wohl beliebtesten Variante und benannt nach der Heimat des Flammkuchens. Dem Elsass.
Das Schöne am Einfachen
Schon damals betrug die Garzeit nur wenige Minuten – schließlich war die Flamme im Ofen anfänglich noch gut 300°C heiß. So kommt es, dass auch heute noch der Flammkuchen ein schnell bereiteter Snack ist, mit dem sich wunderbar in den Abend starten lässt oder der für zwischendurch hervorragend geeignet ist.
Und der klassische Belag aus Sauerrahm, Speck und Zwiebeln mit etwas Salz und Pfeffer abgeschmeckt ist tatsächlich auch kein Hexenwerk.
Von daher ist es recht verständlich, dass der Elsässer Flammkuchen heute zu den kulinarischen Exportschlagern der Region gehört und selbst bei uns im von weberscher Arbeitsethik geprägtem Osten beim Weinfest nicht fehlen darf.
Das beste Beispiel für wunderbare Convenience
Wie wir gleich sehen werden, ist die Zubereitung von Flammkuchen super einfach und doch gibt es massenhaft Fertigprodukte dieses Gerichts. Geschuldet ist dies vor allem der Popularität. Aber mal ganz ehrlich – eben jene Weinfeste in meiner Brandenburgischen Heimat sind das beste Beispiel dafür, dass Flammkuchen auch als Fertigprodukt, also Convenience, funktioniert. Mögen die Weine des heimischen Weinfestes eher bestenfalls medioker sein, der Flammkuchen passt immer. Und wenn er dann noch auf dem typischen Holzbrett serviert wird, dann kann einem kurzweiligen Nachmittag nichts entgegenstehen. Für den Wein sorgt man dann halt selbst.
Doch wie funktioniert denn nun ein Flammkuchen gänzlich aus der eigenen Küche? Nun: ganz einfach!
Die Grundlage des Flammkuchens ist der Teig.
Die Basis bildet ein einfacher Hefeteig. Dafür wird für einen Flammkuchen 10gr. frische Hefe in 125ml kaltem Wasser aufgelöst. Anschließend werden 220gr. Mehl in eine Schüssel gesiebt und dort mit dem Hefewasser und einer kleinen Prise Zucker leicht verknetet. Um die Textur etwas schöner zumachen, einfach noch 2 EL Olivenöl dazu geben und leicht salzen. Das Ganze zu einem glatten Teig verarbeiten und abgedeckt für eine Stunde gehen lassen.
Dabei sollte sich das Volumen verdoppeln. Währenddessen kannst Du den Ofen schon einmal auf 230° Ober- und Unterhitze aufheizen. Im Idealfall hast Du einen Pizzastein, den Du mit erhitzt, ansonsten klappt das auch mit Deinem Backblech.
Sobald der Teig gegangen ist, wird dieser auf Backpapier hauchdünn ausgerollt. Bedenke, dass er am Ende auf das Backblech passen muss.
Klassischer Flammkuchenbelag
Für den Belag eines Flammkuchens reichen ca. 200gr. Crème fraîche. Diese etwas mit Salz und Pfeffer abschmecken und fast gänzlich auf dem ausgerollten Teig verteilen. Behalte ein paar Löffel für die Dekoration über.
Jetzt kommen die in feine Steifen geschnittenen Zwiebeln darauf und ebenso der Speck. Hier kann man schauen, was man mag. Wir benutzen leicht geräucherten Schinken oder Guanciale. Ein paar Tropfen guten Olivenöls darauf und dann das Backpapier auf das vorgeheizte Backblech ziehen. Alles wieder in den Ofen und für 8 bis 10 Minuten knusprig backen.
Schon jetzt hast Du einen köstlichen Flammkuchen, der einfach Freude macht. Mit einem kleinen Trick aus der Kiste des berühmten Schweizer Drei Sterne Kochs bringen wir jetzt noch etwas Raffinesse dazu.
Der 3 Sterne Trick
Dafür blanchieren wir Streifen von Frühlingszwiebeln für ca. 20 Sekunden in Salzwasser und vermengen diese noch warm mit etwas Zucker, Salz, Pfeffer in Balsamicoessig. Gerne kannst Du noch ein bisschen Chilipulver dazugeben.
Den Flammkuchen dann aus dem Ofen nehmen und mit den marinierten Lauchzwiebeln, Schnittlauch und ein paar frischen Lauchzwiebeln garnieren. Dazu die restliche Crème fraîche als Tupfen geben und genießen.
Flammkuchen aufs Brett und was ins Glas
Zum fertigen Flammkuchen passt natürlich ausgezeichnet ein Federweißer – vor allem, wenn man so saisonverliebt in das Elsässische Gericht ist wie ich. Nur leider ist Federweißer nicht mein Getränk, aber zum Glück gibt es eine ganze Menge hervorragender Weine, die dazu passen.
Allen voran natürlich Riesling. Wenn nicht direkt aus dem Elsass, so vielleicht von der Mosel. Hier empfehle ich, nicht direkt die süßen Kabinett-Rieslinge zu nehmen, sondern eher etwas mit Mineralik und Säure. Einer meiner Favoriten hierfür ist der Riesling Qualitätswein Trocken von Sybille Kuntz. Dieser organische Wein ist ein Paradebeispiel dafür, wie man das einzigartige Terroir der Mosel in einem modernen Wein auf das beste präsentiert. Leider in Deutschland viel zu unbekannt – dafür halt immer wieder als Geheimtip eine tolle Überraschung. Wer es etwas voluminöser mag, dem empfehle ich einen einfachen Chardonnay aus dem Burgund oder einen Weißburgunder. Der von Franz Keller passt da hervorragend zu und erhebt den Flammkuchen zu einem vollen Mahl. Doch Vorsicht: Dieses Rezept ist für genau einen Flammkuchen ausgelegt und einer ist gerade genug für eine Person. Vor allem in Begleitung solch fantastischer Weine.
Flammkuchen
Zutaten
- 220 gr Mehl
- 10 gr frische Hefe
- 125 ml kaltes Wasser
- 200 gr Crème fraîche
- 1 Zwiebel
- dünne Speckscheiben
- 3 Frühlingszwiebeln
- Schnittlauch
- Zucker
- Salz
- Pfeffer
- Olivenöl
- roter Balsamicoessig
- Chilipulver
Anleitungen
Für den Teig
- Löse die frische Hefe in dem kalten Wasser auf.
- Siebe das Mehl in eine Schüssel und vermenge es mit dem Hefewasser und einer kleinen Prise Zucker.
- 2 EL Olivenöl und eine Prise Salz dazugeben und alles gut zu einem glatten Teig verkneten. Diesen für eine Stunde abgedeckt gehen lassen. Das Volumen sollte sich verdoppeln in dieser Zeit.
- Währenddessen den Backofen mit Pizzastein oder Backblech auf 230°C Ober- und Unterhitze vorheizen.
- Wenn der Teig fertig ist, diesen auf Backpapier hauchdünn ausrollen und wie folgt belegen.
Für den Belag
- 200 gr. Crème fraîche mit Salz und Pfeffer abschmecken.
- Fast die komplette Crème fraîche auf dem Teig verteilen (nur ein paar Löffel davon für später aufbewahren).
- Zwebeln in feine Streifen schneiden und den Flammkuchen damit belegen. Ebenso die Speckscheiben darauf verteilen.
- Ein paar Tropfen Olivenöl darüber geben und den Flammkuchen auf dem Backpapier auf das vorgeheizte Backblech ziehen.
- Im Ofen für 8 bis 10 Minuten knusprig backen.
Der 3 Sterne Tip
- 2 Frühlingszwiebeln in Streifen schneiden (ca. 6 cm).
- Diese kurz in kochendem Salzwasser blanchieren (20 Sekunden!)
- Anschließend in Balsamicoessig mit etwas Salz, Zucker, Pfeffer und Chilipulver marinieren. (Diesen Schritt kannst Du auch machen, während der Teig geht).
- Den gebackenen Flammkuchen mit den marinierten Frühlingszwiebeln belegen und dazu frische Frühlingszwiebelringe und Schnittlauch dazugeben und mit den restlichen Löffeln Crème fraîche garnieren.
- Wein einschenken und sich des Lebens freuen.