Es gibt Gerichte, die kann und braucht man nicht erklären und Pasta mit Fleischbällchen gehört definitiv dazu. Es ist für Anne und mich eines der emotionalsten Essen, denn es verkörpert etwas Romantik, das Gefühl von Zuhause und dazu ist es noch unglaublich lecker. Was genau hinter unserer Interpretation der Pasta mit Fleischbällchen steckt, liest Du hier in ca. 4 Minuten.
Von Walt Disney bis zur Mafia
Ganz ehrlich – wer Nudeln mit Tomatensauce nicht liebt, der ist nicht fähig, überhaupt Gefühle zu empfinden. Ich möchte nicht behaupten, diese Menschen wären grundsätzlich schlecht, doch… In der Einfachheit dieses Gerichtes liegt eine Magie und Schönheit, die durch die herzlichen Erinnerungen der Kindheit unterstrichen wird und dieses Essen auf ein besonderes Level hebt.
Und wenn in dieser Tomatensauce noch Fleischbällchen sind, dann ist es nicht nur eine der schönsten kulinarischen Liebeserklärungen der Welt, sondern ebenfalls fester Bestandteil der Pop-Kultur im besten Sinne des Wortes!
Sei es die Szene aus Susi und Strolch, in der die beiden so unterschiedlichen Charaktere im Hof sitzen und Strolch mit seiner Nase das letzte Fleischbällchen zu Fräulein Susi schiebt. Oder die epochale Trilogie „Der Pate“, in der es sogar eine dezidierte Anleitung dafür gibt (ein kurzer Ausschnitt davon ist auf youtube zu finden). Nudeln mit Tomatensauce sind eine der kulturellen Säulen der italo-amerikanischen Kultur, die so prägend für uns alle ist. Im Fernsehen und auf den Tellern.
Nudeln und Wurst – so einfach ist es dann aber doch nicht
Doch so einfach dieses Essen erscheint, so sehr kann man darüber diskutieren, wie es zubereitet wird. Es stellt sich die Frage nach der Pasta-Form, der Tomatenart und natürlich, welches Fleisch am Ende in die Sauce kommt. Es geht also in unserem Fall um die Wurst.
Als Nudel haben wir uns für Linguine entschieden. Diese ursprünglich aus Kampanien stammende Pasta-Form ist im Gegensatz zur Spaghetti nicht rund sondern etwas breiter. Damit kann sie einfach mehr Sauce aufnehmen und genau darum geht es hier auch. Nudeln mit Sauce.
Für die Hackfleischbällchen nutzen wir eine Wurst, denn diesem Rezept liegt ein bisschen die Idee von Pasta mit Salciccia zugrunde, also der italienische Wurst-Pasta-Klassiker schlechthin. Da unser Fleischer des Vertrauens (GUDEs in Potsdam) aber nur regionale Produkte anbietet, haben wir uns für eine Variante auf Basis einer Bratwurst vom Schwein entschieden. Diese grobe Rohwurst im Naturdarm besteht großteilig aus Schulterfleisch und Rückenfett und wird ohne Zusatzstoffe produziert und nur mit Salz und Gewürzen verfeinert. Majoran spielt dabei das aromagebende Gewürz.
Dosentomaten – Das beste Convenience-Produkt der Welt
Das verbindende Glied und die emotions-tragende Sauce ist aus Tomaten, und zwar aus Dosentomaten gemacht. Dies liegt schlicht und ergreifend daran, dass es leider kaum möglich ist, hochwertige und ausgereifte Tomaten in der Menge in Deutschland zu kaufen, die dieses intensive und tiefe Aroma in eine Sauce bringen – schon gar nicht ganzjährig. Dosentomaten hingegen können dies und ganz nebenbei erleichtert es auch die Arbeit. Aber dies ist wirklich ein zweitrangiger Aspekt.
Was man jedoch machen kann und dies empfiehlt sich vor allem beim Kochen einer Tomaten-Grund-Sauce (Sugo) ist, dass man der Sauce einige frische Tomaten hinzufügt, um ein lebendiges Säurespiel zu bekommen.
Wir erweitern das Aromenspiel der Tomatensauce noch mit frischem Salbei, um eine Leichtigkeit in das Gericht zu bekommen.
Von der Wurst zu den Bällchen
Der erste Schritt ist die Vorbereitung der Fleischbällchen. Dafür lösen wir das Wurstbrät aus dem Darm. In das Brät geben wir dann fein gehackten Salbei, Salz, Pfeffer und etwas Cayenne-Pfeffer für eine pikante Würze. Dies alles wird gut vermengt und dann werden daraus die Fleischbällchen geformt. Dabei sollten die Bällchen maximal die Größe von Walnüssen haben, eher etwas kleiner.
Die Sauce
In einer großen und hohen Pfanne erhitzen wir etwas Olivenöl (bitte nicht zu heiß werden lassen) und schneiden nebenbei eine Zwiebel klein. Diese Zwiebel geben wir dann in das Öl und lassen sie glasig ziehen. Dazu geben wir ein paar Blätter frischen Salbei und lassen auch diesen mitziehen, erhöhen dabei aber stetig die Temperatur, denn nach ein paar Minuten (die Zwiebeln bekommen langsam Farbe) geben wir die Fleischbällchen dazu und lassen diese langsam anbraten.
Nach ca. 10 Minuten sollten die Fleischbällchen auch eine leichte Farbe angenommen haben. Nun geben wir den Inhalt der zwei 400gr. Dosen mit Tomaten hinzu. Dabei ist es egal, ob diese schon gehackt sind oder nur geschält, denn diese Sauce köchelt jetzt bestimmt noch 20 Minuten bei mittlerer Hitze vor sich hin.
Das Ziel dabei ist zum einen, dass die Fleischbällchen gar ziehen und zum anderen, dass sich die Sauce schön aromatisch einreduziert. Dazu mit Salz und Pfeffer abschmecken. Sie sollte am Ende diese glänzende, dicke Textur haben, die man etwas mit frischem Olivenöl unterstützen kann.
Wenn die Sauce fertig ist, reduziere die Hitze auf eine niedrigere Stufe und setzte das Pastawasser auf.
Die Pasta wird in ausreichend Salzwasser al dente gekocht und anschließend abgetropft und in die Sauce gegeben. Sollte sich in der Zwischenzeit die Tomatensauce mit den Fleischbällchen etwas zu sehr eingekocht haben, kann man die Konsistenz mit etwas Nudelwasser erleichtern.
Liebe auf dem Teller
Auch wenn allzu oft Bilder so gemacht werden, dass die Sauce auf den Nudeln ist, so gehört die Pasta direkt in die Sauce gegeben und verrührt – nur auf diese Weise kann jede einzelne Nudel mit der warmen Sauce ummantelt werden. Das Ganze dann auf die Teller geben und mit etwas Parmesan bestreuen.
Jetzt gilt es nur noch zu genießen und dafür habe ich noch einen ganz persönlichen Tipp:
Man isst Pasta. Man liebt Pasta. Und dann hebt man diese Beziehung auf eine neue, viel höhere Stufe einfach nur dadurch, dass man Pasta mit Tomatensauce isst und dabei ein Feinripp-Unterhemd trägt. Ruf Hollywood an – wir drehen den Paten neu!
Dazu empfehlen wir einen schönen Chianti Classico, vielleicht leicht gekühlt oder einen durch Aglianico geprägten Wein wie den Taurasi von Feudi die San Gregorio. Und viele Freunde am Tisch! Einfache Teller und bloß keine High End Gläser – bei Pasta mit Fleischbällchen geht es nicht um ein gehobenes Dinner – hier geht es um Liebe und Leidenschaft.
Die hier gezeigten Marken wurden nicht auf Grund einer Kooperation ausgewählt, sondern unbezahlt und aus eigenen Stücken genannt.
Pasta mit Fleischbällchen
Zutaten
- 500 gr. grobe Rohwurst vom Schwein
- 1 Zwiebel
- 2 Dosen Tomaten a 400 gr.
- 1 Bund frischer Salbei
- 500 gr. Linguine
- Olivenöl
- Salz
- schwarzer Pfeffer
- Cayenne-Pfeffer
Anleitungen
Fleischbällchen
- 2/3 des Salbeis fein hacken.
- Das Wurstbrät aus dem Darm lösen.
- Wurstbrät mit dem feingehackten Salbei, Salz, Pfeffer und etwas Cayenne-Pfeffer würzen und zu Bällchen rollen (etwas kleiner als eine Walnuss).
Sauce
- Olivenöl in einer Pfanne leicht erhitzen
- Zwiebel klein schneiden und im Öl erhitzen bis sie glasig werden.Dabei den nicht gehackten, restlichen Salbei dazu geben und die Temperatur leicht erhöhen.
- Die Fleischbällchen dazu geben und für ca. 10 Minuten leicht anbraten.
- Die Dosentomaten dazugeben und alles für weitere 20 Minuten einkochen lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und eventuell noch etwas Olivenöl dazugeben.
- Sobald die Sauce fertig ist, das Nudelwasser zum kochen bringen, salzen und die Linguine al dente kochen.
- Nudeln abtropfen und in der Pfanne mit der Sauce verrühren.
Servieren
- Die Nudeln mit der Sauce und den Fleischbällchen auf die Teller verteilen und mit etwas Parmesan überstreuen und servieren.