Lavendel ist eines der ambivalentesten Kräuter der Welt und dazu auch einer der berühmtesten Repräsentanten des südlichen Frankreichs. Wer jemals durch schier unendliche lila-blaue Lavendelfelder gewandert ist, wird dieses Bild und den Geruch nie vergessen. Er bleibt im Gedächtnis – als betörend, verführerisch, wärmenden oder überbordend kitschig und altbacken. Eines vorweg: Ich liebe Lavendel! Und deswegen möchte ich Dir gerne zeigen, was es mit diesem Kraut auf sich hat und was man damit so alles Tolles machen kann. Alles was Du darüber wissen musst, erfährst du hier in 4 Minuten.
Omas Schränke und provenzalische Fantasien
Den ersten Kontakt mit Lavendel haben die meisten wohl in Form kleiner, duftender Säckchen, die wir in Omas Schrank finden. Das liegt vor allem daran, dass der betörende Duft für viele Insekten unangenehm wirkt und sie daher abschreckt. Und nicht nur gegen Motten ist das blaue und intensiv duften Kraut hilfreich – auch Mücken mögen es nicht. Und Skorpione – die mögen auch keinen Lavendel, aber diese Information sollte in unseren Breiten noch keine sonderliche Relevanz haben. Dort, wo er wächst, hingegen schon und aus diesem Grund ist er häufig auch auf Fensterbrettern zu finden.
Kleiner Hinweis für Bienenfreunde: die fleißigen Sammlerinnen hingegen lieben Lavendel sehr. Genauso wie Hummeln und Schmetterlinge.
Doch was ist Lavendel eigentlich, also aus botanischer Sicht?
Grundsätzlich ist Lavendel eine Pflanzengattung der Lippenblütler, zu denen auch viele andere Kräuter wie Basilikum, Minze oder Salbei gehören. Diese Pflanzengattung ist weltweit verbreitet und findet sich somit fast immer in irgendeiner Form (ca. 60 Lippenblütler werden für den Konsum angebaut) in den Küchen dieser Welt.
Allein vom Lavendel gibt es um die 30 verschiedene Sorten, von denen jedoch nicht alle essbar oder zumindest für die Anwendung in Lebensmitteln geeignet sind.
Die wichtigsten drei Sorten für die Küche und die Bar sind Echter Lavendel (Lavandula angustifolia), Lavandin oder auch Provence-Lavendel (Lavandula x intermedia; dieser wurde extra aus einer Kreuzung gezüchtet, ist weniger aromatisch und daher eher für die preiswerten Massenwaren im Supermarkt gedacht) und Gezähnter Lavendel (Lavandula dentata).
Was vom Lavendel kann man denn verwenden?
Grundsätzlich kann man vom Lavendel tatsächlich alles verwenden, da sowohl in den Blüten, den Blättern und den Stielen viel des hocharomatischen ätherischen Öls vorhanden ist. Jedoch sind es vor allem die Blüten und Blätter, die sowohl frisch als auch getrocknet zur Anwendung kommen. Dies hat Lavendel zum Beispiel mit Rosmarin gemeinsam. Man sollte sich jedoch bei der Dosierung immer etwas vorsichtig herantasten, denn wie gesagt: Lavendel ist hoch aromatisch und kann schnell überdosiert werden.
Der Duft des Südens
In der Küche kommen die meisten mit Lavendel erstmalig durch die berühmten Kräuter der Provence in Kontakt – einer getrockneten Kräutermischung, die wahrlich reichlich Diskussionsstoff bietet, aber irgendwie die Sehnsucht nach dem Aroma des Südens am besten ausdrückt. Zumindest im teutonischen Kochtopf.
Tatsächlich jedoch verweist jene Kräutermischung recht gut auf die Herkunft des Lavendels – auch wenn dieser gar nicht offizieller Bestandteil dieser Kräutermischung sein sollte. Doch geografisch passt diese Verbindung hervorragend.
Lavendel wächst eigentlich im gesamten Mittelmeerraum, doch die Provence ist das berühmteste Epizentrum mit den legendären und beliebten Lavendelfeldern. Von hier verbreitete sich das Kraut vor allem im Reisegepäck von Mönchen im gesamt-europäischen Raum. Daher ist Lavendel ein wunderbares Beispiel für sogenannte Neobiotika – Pflanzen, die sich durch den Menschen in andere Räume ausbreiten und auch dort heimisch werden.
Anbau im eigenen Garten
Dass Lavendel in vielen Region des Mittelmeerraumes heimisch wurde und auch nördlich der Alpen in bestimmten Gebieten angebaut wird, ist seiner klimatischen Anpassungsfähigkeit geschuldet. Und dies ermöglicht auch uns den Anbau im heimischen Garten.
Sowohl der Echte Lavendel als auch der Provence-Lavendel sind winterhart und damit relativ pflegeleicht. Die mehrjährige Pflanze bevorzugt eher sonnige Standorte mit kalkigen Böden. Man sollte schwere, allzu nasse Erden vermeiden und ihm ausreichend Platz einräumen. Lavendel ist eine aromatische Diva und als Pflanze auch eher eigen – andere Kräuter mag er nicht so wirklich. Dafür muss man ihn nicht besonders gießen und nur sparsam zurückschneiden.
Bei hinreichender Pflege hat man dann frischen Lavendel tatsächlich von Juni bis in den September hinein. Und getrocknet hält er sich dann wunderbar für den Winter.
Doch was kann man eigentlich alles damit machen? Kommen wir zu den wirklich wichtigen Dingen!
Lavendelzucker und Tarte
Eine super simple Verwendung ist Lavendelzucker. Dafür bringt man in einem Schraubglas Kristallzucker und getrocknete Lavendelblüten zusammen und lässt dies für mindestens 6 Tage durchziehen. Wichtig hierbei ist, dass man getrocknete Blüten verwendet, damit die Restfeuchte frischer Pflanzen nicht den Zucker verklumpen lässt.
Mit diesem Lavendelzucker lassen sich wundervolle Desserts und Süßigkeiten zubereiten. Wir nutzen diesen zum Beispiel als Zucker, wenn wir Aprikosen-Tarte backen. Dieses kleine aromatische Detail hebt diesen Kuchen auf ein gänzlich neues Level.
Ich werde hier schnellstmöglich das Rezept zu diesem Kuchen nachreichen – versprochen!
Lavendelsirup
Eine weitere Möglichkeit, dass Aroma zu konservieren ist Sirup. Und dieser hier ist nicht nur super einfach, sondern auch unglaublich lecker:
Lavendelsirup
Zutaten
- 2 Bund Lavendel
- 1,5 L Wasser
- 1,5 kg Zucker
- 1 Bio-Zitrone
- 10 gr Zitronensäure
Anleitungen
- Koche das Wasser mit dem Zucker zu einem klaren Sirup und lass diesen abkühlen.
- Die Bio-Zitrone waschen und in Scheiben schneiden.
- Lavendel, Zitronenscheiben und Zitronensäure in den Zuckersirup rühren.
- Nach 36 Stunden Ruhezeit alles filtrieren und in sterile Flaschen füllen.
Diesen Sirup kannst Du super für Desserts oder Getränke verwenden und auch als Geschenk zum nächsten Picknick nebst einer Flasche Crémant mitbringen.
Lavendelbutter
Lavendelbutter lieben wir im Sommer auf selbstgebackenem Weißbrot oder Toast. Der große Vorteil an dieser aromatischen Butter ist, dass Du sie super schnell zaubern kannst und daher ganz spontan auf Gäste reagieren kannst.
Lavendelbutter
Zutaten
- 125 gr Butter
- 1 EL Lavendelblüten (am besten frisch)
- 1 TL Honig
- 10 Tropfen Rosenblütenwasser
- 5 Stk. Rosa Pfeffer
Anleitungen
- Warme Butter schaumig schlagen.
- Lavendelblüten, Rosenblütenwaser, Honig und den zermahlenen Rosa Pfeffer unterrühren.
Das ist ein ideales Rezept für den Nachmittag oder den Sonntagsbrunch.
Lavendel-Drinks
Und natürlich kannst Du Lavendel auch in Cocktails einsetzen. Dabei kannst Du entweder den Sirup von oben benutzen (in einem Gin Fizz zum Beispiel) oder Du aromatisierst weißen Vermouth damit, wie wir es für den Lavendel-Martini gemacht haben. Die Einsatzmöglichkeiten sind äußerst vielseitig und verleihen jedem Drink einen Hauch Südfrankreich.
Probiere Dich einfach aus und lass Dich in diese aromatische Welt entführen. Eine Reise, die auf jeden Fall viel Freude macht! Und ganz sicher bist Du auch noch bestens vor Mücken und Skorpionen geschützt.