Der Weißburgunder von der Oberbergen Bassgeige (hier 2020) von Franz Keller zählt mit Recht zu den wohl besten Weißburgundern Deutschlands. Warum das so ist, wie er schmeckt und womit er hervorragend zu trinken ist, erfährst Du hier. Die Lesezeit beträgt in etwa 4 Minuten.
Gastgeber, Weinmacher und Menschen
Franz Keller – dieser Name ist nicht nur in Deutschland Gourmands und Connaisseuren ein Begriff. Die Familie Keller betreib neben dem Weingut, um dessen Weißburgunder es geht auch den legendären Schwarzen Adler in Vogtsburg im Kaiserstuhl. Hier, in unmittelbarer Nähe zu Frankreich wird seit Generationen der gehobenen Küche – man kann schon ohne Übertreibung sagen – ein Denkmal gesetzt. Und zwar ohne den regelmäßig überbordenden Kitsch und seine Spielarten der modernen Küche. Was hier auf den Teller kommt ist handwerklich höchste Qualität und von der Produktseite ebenfalls. Und das unter einem Credo, dessen Grundlage der Badischen Seele und der französischen Küchenphilosophie wohl am deutlichsten entspricht und schon zum Leitmotiv des Vaters wurde: Vom Einfachen das Beste.
Und genau diese Idee der Küche spiegelt sich auch im Wein wider und zieht sich von der Arbeit im Weinberg bis zum letzten Schluck durch, denn die wirkliche Arbeit für den Bassgeige Weißburgunder von Franz Keller wird im Weinberg gemacht und nicht im Keller.
Fokus auf das Terroir und zurückhaltendes Handwerk
Dabei macht allein schon die Lage der Bassgeige einiges für die Weißburgunder-Reben. Vor allem bietet sie enormes Potential und genügend Nährstoffe für große Weine.
Dies liegt zum einen an der oberen Bodenschicht aus Löss und zum anderen an dem darunterliegenden Vulkangestein mit seiner Forcierung von intensiveren, aromareichen Bouquets. Hier spielt die Lage (in diesem Fall eine durch den VDP verifizierte sog. Erste Lage) der Bassgeige im berühmten Kaiserstuhl eine entscheidende Rolle.
Dazu kommt die konsequente naturbelassene Arbeit im Weinberg und die Qualitätsfokussierung durch rein natürliche Dünger, die Grünlese und vor allem der Fakt, dass die eh schon frühausreifenden Trauben des Weißburgunders nicht bis zum letzten am Stock hängen, sondern mit einer lebendigen Säure gelesen werden. Damit erhält sich diese im Wein und verhindert ordinäre Fruchtkompotte.
Frankreich so nah
Nach der Lese wird der Wein vergoren und teilweise im großen Holzfass, zum anderen Teil im Stahlfass ausgebaut. Dies zeigt sich später vor allem in der Struktur des Bassgeige Weißburgunders.
Es ist – passend zur Rebsorte – eine nahezu burgundische Philosophie der Weinbereitung, wie sie in den letzten Jahren immer mehr Anwendung hierzulande findet, denn so wie das Essen durch die Produkte bestimmt wird, so wird auch der Wein im Glas durch den Weinstock im Weinberg geprägt. Und dies erzeugt einen Weißburgunder, der par excellence für eine moderne und doch zugleich ursprünglichste Idee dieser Rebsorte steht.
Ein Wein voller Struktur
Schon direkt nach dem Öffnen und Einschenken (man verzichtet hier erfrischenderweise auf Kork) verströmt dieser blassgelbe, fast schon leicht grün-reflektierende Wein ein tolles Bouquet.
Ohne dass man direkt mit der Nase ans Glas geht, offenbart sich hier eine wunderbares Aromenprofil, dass sich immer mehr verdichtet und durch eine feine Säurestruktur auszeichnet. Es sind zuvorderst Früchte – ein Hauch weißer Pfirsich, aber vor allem grüner Apfel, die sich abzeichnen und wunderbar mit einer Säure spielen, die latent zitrisch ist und wundervoll grasige Nuancen unterstützt. Und dazwischen zeigt sich eine erstaunliche Mineralität, die dem ganzen schon in der Nase eine dynamische Struktur verleiht und mit der Zeit das dominante Moment wird.
Im Mund bestätigt sich dies und Steinobst-Aromen umspielen die Zunge mit einem eleganten, aber bestimmenden Griff. Die Säure ist da, aber – genau wie die 12,5% Vol. wundervoll eingebunden und harmonisch.
Der Wein präsentiert sich als Struktur und weniger als einfach Fruchtkomposition, was unglaublich viel Spaß am Gaumen bereitet – ohne dass sich die Frucht verliert. Irgendwann wandelt sich die Pfirsich-Idee zu Birne, doch nie wird dieser Weißburgunder kitschig.
Der Bassgeige Weißburgunder 2020 ist ein fulminantes Beispiel, wie man in den Glauben versetzt werden könnte, einen Chardonnay im Glas zu haben, denn die Textur – trotz des Grips – hat einen super charmanten Schmelz, der sich vor allem traumhaft mit dem würzigen Honig des Nachklangs kombiniert.
Der Wein ist trocken. Kein aus reiner Nettigkeit angehangenes Zuckerschwänzen trivialisiert ihn. Das ist ein mehr als erwachsener Weißburgunder neuer Machart, ganz im Sinne einer klassischen Idee. Und das sorgt dafür, dass man immer wieder einen Schluck genießen möchte. Dieser Wein will getrunken und mit Essen kombiniert werden!
Gib mir Meer! Von allem!
Dieser Franz Keller Weißburgunder 2020 von der Bassgeige schreit förmlich nach Fisch! Und zwar nach aromatischem Fisch wie Steinbutt! Dazu eine Beurre Blanc und ordentlicher Würze! Dieser Wein kann Hauptspeise – und zwar mit voller Energie! Das Volumen der Speise wird hier toll durch die Struktur des Weines aufgenommen und kann sich zur Ekstase hochschaukeln.
Wer diesen Wein unbedingt tagsüber trinken möchte (warum auch nicht?!) dem empfehle ich einen Flammkuchen mit ordentlich gepfeffertem Schmand als Grundbelag und feinen geräucherten Speck und Frühlingszwiebeln.
So geht Weißburgunder
Wenn man mit diesem 2020er Weißburgunder Bassgeige von Franz Keller in das Thema Weißburgunder einsteigt, dann wird es schwer. Vor allem für Weine, die danach folgen.
Für mich ist dieser Wein eine wirkliche Ansage in Bezug auf die Rebsorte und ein Wein, der große Freude im Glas bereitet! Unbedingt probieren und auch gerne mal schauen, wie er noch dichter, noch mehr wird nach einer guten Belüftung. Und jetzt beeile ich mich, damit ich da noch ein paar Flaschen von bekomme. Ein Traumstoff, der bestimmt auch noch die nächsten Jahre Spaß machen wird!
Allgemeine Informationen
- Hersteller: Franz Keller
- Rebsorte: Weißburgunder
- Land: Deutschland
- Region: Baden
- Ausbau: Großes Fass & Stahltank
- Alkoholgehalt: 12,5% Vol.