Diese Produktvorstellung erschien des wundervollen Champagners von Frederic Savart – was, vorangestellt eine absolute Empfehlung ist – erschien ursprünglich auf spirit-ambassador.de und hat eine ungefähre Lesezeit von 4 Minuten.
Es ist ein kurzer Trip von knapp 20 Minuten und man ist mit dem Auto von Reims in Ecueil. Dieses kleine Örtchen im Anbaugebiet der Montage de Reims ist nur wenigen ein Begriff, sind doch die großen und vor allem bekannten Grand Cru Lagen vie Verzenay, Bouzy oder Ambonnay allesamt im Osten gelegen. Und dennoch sollte man sich diesen Namen merken, finden sich doch hier fantastische 1er Cru Lagen und ist dieses Örtchen mit seinen knapp 300 Einwohnern die Heimat von Frédéric Savart, der mit dem L’Accomplie einen Champagner erzeugt, den man in den letzten Jahren immer mehr auf den Karten der Sommeliers findet.
Ecueil – ein Stück Burgund
Die Geschichte der Familie Savart reicht in Ecueil sechs Generationen zurück, doch einen eigenen Champagner macht man er seit 2001. Generell fängt die Winzertradition im Hause spät an. Es war der Großvater René, der nach dem Krieg begann, angebaute Trauben an Genossenschaften zu verkaufen. Und so tat es dessen Sohn – Daniel – im nach. Mit Frédéric sollte sich dies ändern. Während viele Weinbauern seiner Generation im klassischen Genossenschafts-Sinne auf Ertrag arbeiteten, entschloss er sich, die Qualität seiner Weinberge und damit auch die seines Leseguts durch radikale Reduzierung zu steigern. Seine Inspiration dafür kommt nicht aus den großen Weinbauschulen der Neuen Welt, die damals en vouge waren, es ist vielmehr eine Philosophie aus dem Burgund – jenem südlichen Weinbau-Nachbarn, welches mittlerweile so stilprägend für eine ganze Generation von Winzern ist. Darunter auch so große Namen wie Davy Dosnon oder Anselm Selosse.
Von Kraft und Struktur
Doch nicht nur in der Weinbergsarbeit ist man auf burgundischen Pfaden, auch der Boden scheint hier – in den kleinen Bergen von Reims – deutlich „burgundischer“ zu sein. Die umliegenden Gemeinden sind auf Grund ihres doch eher sandigen Bodens eigentlich das Terroir von Pinot Meunier, hier in Ecueil zeigt sich ein lehmiger Boden, dessen Grundlage eher Sandstein ist und damit ideal geeignet scheint für Pinot Noir. Es ist diese Diva unter den Trauben, welche die Grundlage bildet für L’Accomplie, der neben L’Overture den Einstieg in das Œuvre von Frédéric Savart ist, spielt sie doch mit 80% die erste Geige und wird unterstützt von 20% Chardonnay. Neben Ecueil kommt ein Teil der Weine aus Villers-aux-Noueds.
Ausgebaut wird der L’Accomplie zu gleichen Teilen in Edelstahl und Holz. wobei man hier auf Demi-Muid-Fässer setzt – große 600L Behälter, die schon einige Jahre im Keller stehen. Das Holz soll die Mikrooxidation fördern, aber nicht allzu aromatisch auf den Wein einwirken. Man will einen voluminösen Wein erschaffen, der aber dennoch strukturiert daherkommt und sich in einer frischen Eleganz zeigt. Dementsprechend ist auch die Malolaktische Gärung weniger forciert. Mit unter 5gr/L Dosage kommen dazu noch einmal – nach eigener Bekundung – 100% echte Gefühle.
Im Glas zeigt sich das Ergebnis der Arbeit in einem blassen Gold und offenbart eine äußerst feine Perlage. In der Nase zeigt versteht man sofort den Sinn hinter der Arbeit, erscheint der L’Accomplie doch mit dem ersten Augenblick unglaublich strukturiert. Der Chardonnay spielt seine elegante Frische aus und präsentiert eine feine, ausgeglichen Säure, deren Zitrusnoten sich wunderbar balanciert einbringen. Dazu diese typischen Kernobst-Aromen von Aprikosen. Doch nicht nur im fruchtigen Segment zeigen sich deutliche Anteile – mit getrockneten Brennnesseln findet sich eine leicht Krautigkeit, deren Grundlage die Idee von Kalk ist. Wer jemals in den Kellern von Reims an den feuchten Wänden „probiert“ hat, der findet dieses Bodenaroma deutlich wieder in den Weinen von Savart. Die latente Abwesenheit der sonst so typischen Autolyse-Aromen Hefe und Brioche machen diesen Wein zu einem fantastischen und vor allem klaren Champagner. Sicherlich, mit der Zeit zeigen sich auch diese Noten, doch nur äußerst filigran. Es ist vor allem die Frucht und die Mineralik – gefühlt leichte Asche – die hier nasal den Ton angeben.
Der optische Eindruck der feinen Perlage bestätigt sich auch im Mund – vielmehr scheint eine magische Kraft darin zu liegen, denn mit dem ersten Schluck explodiert der Wein schäumend. Und trotzt dieser Eruption bleibt der L’Accomplie seiner gradlinigen Struktur treu. Es sind vor allem die mineralischen Töne, die nunmehr zur treibenden Kraft zu werden scheinen. Die Asche, aber verstärkt eine Salzigkeit die schon fast erdig wirkt sind prägnant, während die Fruchtaromen sich im Hintergrund aufhalten. Eines wird schnell deutlich: hier geht es um Struktur im Wein und nicht um Kitsch. In diese Idee lassen sich auch die krautigen Anklänge einordnen, die sich einstellen und bald übergehen in einen leicht strohigen Charakter. Wie schon in der Nase finden sich kaum Hefenoten.
Es ist ein unglaublich dynamischer Wein, dessen Aromen kompakt sind und dessen Textur wahnsinnig viel Grip hat. Eine hochexplosive Mischung, deren Säure auch im Nachklang fantastisch balanciert bleibt.
Wenn man es nicht besser wüsste, so könnte man den L’Accomplie von Frédéric Savart vielmehr für eine Strukturstudie halten als für einen Wein, der einfach zum Trinken gemacht wurde. Aber genau dies sollte man mit ihm tun. Es ist ein komplexer Wein, ohne jedoch auch nur einmal seine Struktur aus den Augen zu verlieren. Er wirkt erwachsen und dennoch nicht anstrengend. Ein Wein, der für sich selbst steht und den man unbedingt probiert haben sollte.
Allgemeine Informationen
- Hersteller: Frederic Savart
- Assemblage: 80% Pinot Noir, 20% Chardonnay
- Dosage: 5gr/L
- Flaschenreife: k.A.
- Alkoholgehalt: 12,5% Vol.
Selbstgekaufte Andenken sind doch immer die schönsten. So wie diese Flasche.