Mit dem Cavalcade Blanc des Weinguts Château de Corneilla begibt man sich auf eine geschmackliche Reise tief in den Süden Frankreichs an die Grenze zu Spanien. Was diesen besonderen Wein auszeichnet, wie er schmeckt und warum wir jetzt den Grill anschmeißen, erfährst Du hier in 5 Minuten.
Roussillon – zwischen Frankreich und Spanien
Um zum Weingut Château de Corneilla zu gelangen, muss man tief in den Süden des großen Weinbaugebietes Languedoc-Roussillon in das kleine Örtchen Corneilla del Vercol reisen. Hier, nur wenige Kilometer von der Grenze zu Spanien, findet sich das seit nunmehr 1485 existente Weingut. Ganze 27 Generation der Familie Jonquères d’Oriola machen hier auf nunmehr 95 Hektar Wein, ganz im Stile der Region. Damals gehörte das Roussillon noch zum Königreich Mallorca und ist daher bis heute eher vom spanischen Weinstil geprägt als die Weine des doch noch etwas weiter nördlich gelegenen Languedoc.
Es ist nicht nur die Kultur, die so untypisch französisch ist, auch die Sprache hier wird im restlichen Land kaum verstanden und der Weinstil ist ein gänzlich eigener. Und dies auch dank der Arbeit von Château de Corneilla.
Wenn das Terroir dem Weinbauern hilft
Das Besondere am Roussillon ist die Vielfältigkeit der Rebsorten, die hier auf den häufig steilen, zumeist aus Kalk bestehenden Weinbergen angebaut wird. Eine hohe Anzahl an Sonnenstunden und die Meeresnähe ergänzen das Terroir um einen völlig natürlichen Schutz vor zu viel Feuchtigkeit im Weinberg und der daraus entstehenden Gefahr von Fäulnis. Somit ist es nicht verwunderlich, dass viele Erzeuger seit eh und je auf chemische Unterstützung im Weinberg verzichten können, denn weit entfernt von der Massenkultur Weinbau hilft die Landschaft dabei, hier ganz besondere Weine zu erzeugen.
So arbeitet man bei Château de Corneilla biologisch und fokussiert sich dabei vor allem auf die nachhaltige und auf Biodiversität fokussierte Bearbeitung des Bodens. Das führt dazu, dass das gesamte Weingut mit HVE (high environmental value) Level 3 zertifiziert ist.
Rebsortenvielfalt
Es gibt in Frankreich strenge Regeln bezüglich der anzubauenden Weine, sobald man eine AOC (Appellation d’Origine Contrôlée) genauer anschaut. Doch hier im Roussillon scheint zumindest die Varianz der Rebsorten besonders hoch zu sein. Sowohl Rot- als auch Weißweine und natürlich Rosé gibt es aus unzähligen verschiedenen Weinen, doch das Ziel dabei ist immer weniger einen Weingeschmack zu erzielen, sondern das vorhandene Terroir abzubilden. Und so sind – das muss man zugeben – die Weine des Roussillon nicht immer massenkompatibel und gefällig. Doch genau das lieben Anne und ich ja!
Für den Cavalcade sind es drei verschiedene weiße Rebsorten, die miteinander verschnitten werden. Den Hauptanteil stellt dabei die Garnache Blanca, die mit Macabeo und Vermentino verschnitten wird.
Ein Cuvée aus Energie, Struktur und dezidierter Säure
Der Château de Corneilla Cavalcade ist ein Cuvée aus Garnacha Blanca, Macabeo und Vermentino, dies klingt allein auf dem Papier schon speziell, denn eigentlich sind alle drei Rebsorten eher fruchtarm in der Aromatik, dafür aber bekannt für Kraft, Würze und Intensität. Vor allem die beigemischte Vermentino bringt dann jedoch zumindest etwas Säure mit – was sich auch später in der Verkostung präsentieren wird.
Auf jeden Fall ist diese Rebsortenkombination stilprägend für das Land und seine Menschen – hier so kurz vor der spanischen Grenze.
Viel Arbeit im Weinberg und Ruhe im Keller
Die Trauben für den Wein – wie eigentlich für alle Weine des Hauses werden im Weinberg von Hand selektiert und in diesem konkreten Fall bei Nacht gelesen. Dies geschieht vor allem auf Grund der Neigung zu schneller Oxidation. Danach wird das Lesegut pneumatisch gepresst und bei niedrigen Temperaturen langsam im 500L Holzfass mit natürlichen Hefen vergoren. Im Anschluss reift der Wein weitere sechs Monate auf den Hefen im Fass, bevor er abgefüllt wird.
Château de Corneilla Cavalcade 2021 – ein Sinnbild von Terroir und Handwerk
So entsteht ein Wein, der sein Terroir ganz speziell abbildet. Im Glas leuchtet er in einem zarten Gelb mit leicht grünen Reflexen.
Die Nase ist zuerst recht kühl und zurückhaltend. Hauchdünne Zitrusnoten zeigen sich, doch von Frucht ist in der Nase wenig zu riechen. Es ist vorwiegend eine Mineralik, die sich finden lässt und der besagte Hauch Zitrus. Feine Holznoten werden mit der Zeit erkennbar und Stroh. Es duftet nach einer Scheune im Sommer.
Der Körper scheint immer kräftiger und würziger zu werden. Florale Anklänge sind da, erinnern aber vor allem an weißen Pfeffer. Nach langer Zeit – ungefähr nach einer Stunde zeigen sich dann doch weitere Fruchtnoten, von denen vor allem Pfirsich eine relevante Intensität erhält, aber grundsätzlich präsentiert sich der Château de Corneilla Cavalcade recht karg in der Nase.
Ein karger Wein
Im Mund ist der Château de Corneilla Cavalcade deutlich antrittsstärker und intensiver. Die Zitrusnoten finden sich sehr schnell, sind aber dennoch nicht das zentrale Moment. Eine Idee von nassem Stein und Fassaromatik prägt den Stil, der eher kräftig und würzig erscheint.
Es ist ein griffiger Wein, der fast keinen Schmelz mit sich bringt. Es gibt Frucht, aber irgendwie ist dieser Wein dennoch nicht fruchtig. Trocken und energetisch wirkt der Cavalcade mit einer wunderbaren Balance zwischen Säure-Struktur und Mineralik in die die 13% Vol. Alkohol merkbar aber nicht dominierend eingebunden sind.
Ruhe und Zeit
Zeit ist ein relevanter Faktor für die Arbeit bei Château de Corneilla und so schmeckt auch der Wein. Er benötigt Zeit, um sich zu öffnen und etwas von seiner Einsiedler-Mentalität zu verlieren. Je länger er atmet, desto charmanter und aufgeschlossener wird er – sehr ähnlich zu den Menschen hier im gebirgigen Grenzland.
Aus der kalkig-kargen Grundstruktur etabliert sich mit der Zeit tatsächlich etwas, das man im entferntesten Sinne als Schmelz bezeichnen könnte, doch ist dies gar nicht die Idee des Château de Corneilla Cavalcade.
Ein perfekter Essensbegleiter
Es ist genau diese spezielle Art, die den Wein zu einem perfekten Essensbegleiter werden lässt. Und genauso wie die Weine des Roussillon alles andere als feingliedrig und elegant in einem Pariser Sinne sind, so ist das Essen hier auch dem Land entsprechend eigen und intensiv in der Aromatik.
Aus dem Meer und dem Boden gewinnt man hier eine Küche, die vielseitig ist, doch häufig von kräftigen Aromen lebt. Und so ist der Château de Corneilla Cavalcade ein Weißwein, der hervorragend zu gebratenem Lamm oder Wildschwein passt und wir bekommen sofort Lust, den Grill anzufeuern und Fleisch neben grünem Spargel, Knoblauch und Pfirsichen zu braten. Dazu Oliventapenade, krosses Brot und Pérladon– und eben eine Flasche des Château de Corneilla Cavalcades. Und in diesem Fall auch gerne in einfachen Weinbechern – ganz so, wie wir uns das für eine Reise in Raum und Zeit vorstellen.
Es ist ein karger Wein, den wir hier im Glas haben aber ein Wein, der sein Terroir und das Leben seiner Umwelt auf das beste repräsentiert. Ein Wein, der ein Essen benötigt, uns aber auf eine Reise tief in den entlegensten Süden Frankreichs mitnimmt. Eine Reise in der Flasche, so wie wir es für glasundteller.de lieben.
Allgemeine Information
- Hersteller: Château de Corneilla
- Rebsorte: Grenache blanc, Macabeo, Vermentino
- Land: Frankreich
- Region: AOC Roussillion
- Ausbau: französische Eiche
- Alkoholgehalt: 13% Vol.
Vielen Dank an Eggerssohn für die Bereitstellung der Flasche Château de Corneilla Cavalcade. Außer Wein ist hier nix geflossen.