Eines muss ich gleich vorweg stellen: Ich liebe Mount Gay! Diese einzigartige und geschichtsträchtige Rumbrennerei auf Barbados hat es mir schon lange angetan. Und der Mount Gay Black Barrel, so wie er nunmehr vor uns in die Gläser kommt, macht mir daher besonders viel Freude. Und was das Besondere daran ist, erfährst Du hier in fünf Minuten.
Mount Gay – die älteste Rumbrennerei der Welt
Barbados und Mount Gay sind für viele Rum-Connaisseure ein fester Bestandteil ihrer Leidenschaft und dies hat nicht nur mit der fantastischen Qualität der dort produzierten Rums zu tun. Es ist vor allem durch den Fakt bestimmt, dass man bei Mount Gay seit nunmehr 1703 kontinuierlich Rum destilliert. Damit ist diese im Norden der Insel gelegene Destillerie offiziell die älteste noch arbeiten der Welt. Und damit ein Ort voller Geschichte und Geschichten – und bekanntlich schmecken die am besten!
Wenn Du mehr über die Geschichte von Mount Gay erfahren möchtest, dann lies gerne hier weiter.
Mount Gay is the world’s oldest running rum distillery, dating back to a deed in 1703. We have centuries of experience spent refining our rums. Our core range is fruity, full-bodied, bold and rich. And our limited edition range is a chance for me to explore my creativity and push the boundaries of traditional rum-making.
Trudiann Branker
Mount Gay Black Barrel oder Mount Gay Black Barrel?
Offiziell ist der Mount Gay Black Barrel im Jahr 2013 vorgestellt worden. Er sollte damals die Lücke schließen zwischen den Einstiegs-Qualitäten Mount Gay Silver und Eclipse und dem Sipping-Rum XO. So war es die Idee des damaligen Master Blender Allen Smith und dessen Team. Und so entstand ein Rum mit 43% Vol., der zum Mixen genauso gedacht war wie für den Pur-Genuss.
Als Ausgangsbasis diente damals wie heute die spannende Mischung des langfermentierten und sowohl in Pot-Stills als auch in der Kolonne destillierten Rohdestillats. Was so besonders daran ist, erfährst Du in dem eingangs erwähnten Artikel über die Brennerei.
Der Blend aus Pot-Still und Kolonne ermöglicht ein unglaublich komplexes und dynamisches Aromenprofil, welches damals in ex-Bourbon Casks für zwei bis sieben Jahren gereift wurde. Die extra stark ausgebrannten Weißeichefässer aus Amerika, sind auch der Namensgeber für den Mount Gay Black Barrel.
Das Etikett ziert auf der alten Flasche die Unterschrift von Allen Smith als verantwortlicher Master Blender.
Alles ein bisschen anders
Wenn man heute eine aktuelle Flasche Mount Gay Black Barrel in den Händen hält, dann fällt nicht nur die leicht veränderte Form (sie ist gedrungener aber doch irgendwie eleganter) auf, sondern natürlich auch, dass sich das Etikett geändert hat. Und mit dem Label auch die Unterschrift darauf.
Allen Smith verließ 2019 nach vielen Jahren Mount Gay und seine Nachfolgerin wurde Trudiann Branker. Seit 2014 arbeitet Trudiann für Mount Gay und begann dort in der Qualitätssicherung Zeit mit Allen Smith zu verbringen. Seit 2016 wurde Sie von Ihm auf die Übernahme der Position des Master Blenders vorbereitet und wurde dann im April 2019 die erste Frau in dieser Position bei Mount Gay, ja sogar auf ganz Barbados.
I love walking through the bonds, seeing all the barrels, doing that walkthrough with him to select barrels. I find that very hands-on approach completes the process for me.
Trudiann BRanker
Die Idee von Trudiann Branker ist es dabei nicht, den Stil von Mount Gay zu ändern, doch sie wollte die über 300jährige Tradition in das 21 Jahrhundert übertragen und für die Zukunft vorbereiten. Und dafür musste Sie, bis auf ein paar Kleinigkeiten, nicht viel ändern, denn der Rum, der aus den Stills von Mount Gay läuft – der ist der gleiche wie eh und je.
Eleganz durch Fassmanagement
Die Anpassung der Core-Range (Mount Gay Black Barrel, Mount Gay XO) erfolgte ganz vorsichtig und nur in kleinen Details. Für den Black Barrel bedeutet dies vor allem, dass mit dem neuen Untertitel „Double Cask Blend“ auch ein weiterer Fasstyp dazukommt.
Wie auf dem Etikett zu lesen ist, reift dieser Rum in American Whisky Fässern und Bourbon Casks. Ehrlicherweise eine etwas irritierende Formulierung. Dies ist wahrscheinlich dem Fakt geschuldet, dass viele der Fässer von Jack Daniels stammen und dies bekanntlich kein Bourbon ist. Zudem wurde der Blend ein bisschen in seinem Alter angehoben, der Rum reift nun drei bis sieben Jahre – dies in beiden Fasstypen.
Anschließend wird der Rum noch für die Dauer von ungefähr sechs Monate in extrem stark ausgebrannten Ex-Bourbon-Fässern gefinished.
Doch wie präsentiert sich nun der aktuelle Mount Gay Black Barrel?
Holz, Frucht und Cookies
Der erste Eindruck im Glas ist klar und von einer goldenen Bernsteinfärbung geprägt. Und in der Nase präsentiert sich sofort eine holzige Note, die von den für Bourbon-Fässern so typische leichte Aceton-Nuance untermalt wird. Das mag immer mal wieder komisch klingen, ist aber ganz normal. Diese Fassaromatik wird durch einen Schwall fruchtiger und dicker Süße unterstützt.
Es duftet nach Balsa und anderen exotischen Hölzern, während die für Mount Gay so typische Vanille dazukommt. Reife Bananen (für Anne sogar ganz konkret die Schale derer) und weitere eher dunkel gehaltene Früchte zeigen sich im Duft und lassen den Mount Gay Black Barrel dicht und fast schon etwas kompott-artig wirken, ohne dabei anstrengend zu sein.
Feiner Muskat und Zitronenfrische erzeugen einen eleganten Touch, der im Gesamtbild auch irgendwie an Physalis erinnert.
Mit der Zeit verliert das Holz an Dominanz in der Nase es bleiben die dichten dunklen Aromen von Frucht, die sich mit dem Rauch aus den extrem stark ausgebrannten Fässern des Finishs vereinen. Es erinnert alles etwas an Cookie-Teig und macht damit jetzt schon Vorfreude auf einen ersten Schluck!
Kaffee und Kirschen
Im Mund zeigen sich direkt dunkel Noten von Kaffee, Schokolade und Nüssen – und auch sehr deutlich die schon angesprochene so typische Vanille. Der Mount Gay Black Barrel ist super schnell präsent und wird nach diesem kräftigen Antritt mit der Zeit breiter und auch etwas milder. Dennoch ist es ein dynamischer, ein kräftiger Rum mit Energie und mit der ein oder anderen Ecke und Kante.
Die in der Nase wahrgenommenen gelben exotischen Früchte finden sich auch im Geschmack wieder, werden jedoch vor allem von Kaffee und Kakao dominiert. Selbst die Schokolade verschwindet mit der Zeit und am Ende bleibt vor allem die Erinnerung an Espresso. Gespickt wird diese dunkle Dichte mit weißem Pfeffer und einem Hauch gebackener Äpfel.
Super langanhaltend bleibt dieses fantastische Aroma im Mund und aus irgendeinem unerfindlichen Grund entsteht die Assoziation von Kirschen oder Kirschwasser im Kopf.
Was für ein toller Rum! Was für eine Dynamik zwischen Frucht, Holz und Gewürzen. Und wenn man schon einmal die Möglichkeit hat den alten Black Barrel dagegen zu verkosten, dann wird man feststellen, dass sich nicht alles geändert hat im Profil, der Rum aber im Gesamten etwas eleganter und feiner geworden ist.
Lücken sind ja auch nur Brücken
So also schmeckt ein Lückenschließer; ein Rum, der sich nicht entscheiden will zwischen Einstiegs- und Sipping-Qualität. Oder sich nicht entscheiden muss. Warum schließlich kann es nicht beides sein?
Es gibt sicherlich deutlich elegantere und intensivere Rums – auch aus dem Hause Mount Gay – für den Pur-Genuss. Und es gibt natürlich auch deutlich direktere für das Mixen. Der Black Barrel kann beides. Pur oder auf Eis ist er der perfekte Einstieg in die Sipping-Qualitäten. Gerade auch, wenn man an den Preis von nur Mitte 30€ bedenkt.
Für Drinks ist dieser Rum unglaublich. Sowohl für klassische Drinks wie einen Rum Old Fashioned oder einen Rum Manhattan, als auch für Longdrinks. Besonders die einfache Variante eines Rum Sodas oder eines Rickeys macht deutlich, wie großartig der Mount Gay Black Barrel ist. Eine ganze Menge Gründe, warum diese Flasche daheim immer in der Bar stehen sollte. Und es ist der beste Keksteig aus Barbados, den man trinken kann.
Allgemeine Informationen
- Hersteller: Mount Gay Distillery
- Alter: 3-7 Jahre
- Alkoholgehalt: 43% Vol.
- Farbstoff: Nein
- Kühlfiltration: k.A.
Vielen Dank an Reidemeister & Ullrichs für die Bereitstellung einer Flasche. Außer Rum ist hier nichts geflossen.