Der Lavendel Martini ist eine Abwandlung des klassischen Martini Cocktails und verweis aromatisch auf die Provence. Ein wirklich großartiger und eleganter Drink, der leider nach einem Gin verlangt, den es so kaum noch gibt. Ursprünglich auf spirit-ambassador.de erstmalig erschienen, hat dieser Artikel eine ungefähre Lesedauer von 3 Minuten.
Wenn der Spätsommer Einzug hält, so verändern sich häufig auch die ersten – über den Sommer angeeigneten – Verhaltensmuster. Was noch wenige Tage zuvor der kühlende und erfrischende Gin & Tonic war oder das Glas Champagner, kann nun schon deutlich schwerer sein. Wir wissen, dass die Tage des sonnigen Abends an den Stränden und auf den Terrassen der Stadt bald ein Ende gefunden haben werden. Das Jacket wird langsam wieder aus dem Schrank geholt und zur Auffrischung in die Reinigung gebracht und vorsorglich wird schon einmal der Holzvorrat für den Kamin begutachtet. Eigentlich alles kein Problem, Hektik ist noch nicht angebracht – es ist ja schließlich erst September. Ein paar Augenblicke später sitzt man daheim, die Tage sind deutlich kürzer geworden, es ist nasser und kälter – es ist schlicht und ergreifend schon Oktober und man fragt sich, wo denn jetzt dieser Spätsommer hin ist. Vage erinnert man sich an die Bilder bunter Mischwälder und lila gefärbter Felder voller Lavendel. Genau diese Sehnsucht an (etwas) wärmere Tage veranlasst uns, dieses Rezept so spät im Jahr noch einmal hervorzuholen und zu veröffentlichen, denn für schöne Erinnerungen ist es bekanntlich nie zu spät.
Von den Feldern der Provence in den französischen Vermouth
Eines der schon erwähnten Bilder war auch das Initial für diesen Drink. Die lila-gefärbten Felder der südfranzösischen Provence sind ab August ein Traumziel für Touristen. Mit dem Einsetzen der Lavendel-Ernte beginnt ein Jahrhunderte altes Spektakel, denn die Pflanze begeistert die Menschen seit jeher. Ob ihr Einsatz in Ölen, als Parfüm oder als Beruhigungsmittel – auch aber nunmehr in der Küche und der Bar. Lavendel ist ein wahrer Tausendsassa und enorm vielseitig einsetzbar.
Von französischem Vermouth und englischem Gin
Die herb-bittere Aromatik, die Lavendel mit sich bringt, erscheint häufig extrem opulent. Zumeist stellt sich jedoch heraus, dass sie eher filigran und feinfühlig ist und auch auf diese Weise eingesetzt werden sollte. Von daher eignen sich vor allem Drinks zur Aromatisierung, die von Hause aus etwas feiner und leichter sind. Ein Martini – filigran und ausdrucksstark – erscheint da die beste Grundlage zu sein! Doch wie bekommt man nun den Lavendel in den Drink und ist dabei noch effizient und lässt sich weiteren Raum zum Experimentieren? In dem man einfach den Vermouth als bekanntlich integralen Bestandteil des Martini Cocktails damit aromatisiert. Einfach frischen – oder getrockneten – Lavendel in den Vermouth einlegen und für ca. 24 Stunden mazerieren lassen. Das Ganze dann filtern und fertig ist der Lavendel-Vermouth. Wir haben uns an dieser Stelle für einen ganz klassischen, französischen Vermouth entschieden, den 1855 gegründeten und beliebten Noilly Prat Dry. Zudem passt das auch geografisch ganz fantastisch, da die Weine dafür um Marseille angebaut werden.
Das Wichtigste bei der Arbeit mit Lavendel an der Bar ist tatsächlich – wie bei vielen Aromen – das Feingefühl für die Dosierung. Dementsprechend ist es auch sinnvoll, einen nicht ganz so lauten Vermouth zu nehmen – zumindest, wenn Wein, Kräuter und Lavendel eine gleichberechtigte Beziehung eingehen sollen. Doch bekanntlich ist nicht nur der Vermouth für einen guten Martini verantwortlich – kommen wir zum Wacholder!
Als Gin drängt sich förmlich der ehrwürdige Tanqueray Malacca auf. Sicherlich nicht die günstigste und einfachste Wahl – keine Bange, andere Gins funktionieren auch sehr gut – doch durch die Süße und die vorhandene Lavendelaromatik ist dies einfach eine mehr als fantastische Kombination! Die Liaison aus den herben Noten des Lavendels, der filigranen Säure des Vermouths und des samtig-cremigen Gins ergeben mit ein paar Tropfen Orange-Bitters ein fantastisches Geschmackserlebnis, welches genau für den Spätsommer geeignet scheint! In Anbetracht der tatsächlichen Jahreszeit kann aber auch versprochen werden, dass dieser Drink sogar im kalten Herbst noch ganz fantastisch als Aperitif funktioniert!
Rezeptur
- 50ml Tanqueray Malacca
- 15ml Noilly Prat (mit Lavendel mazeriert)
- 1 Dash Orange Bitters
Anschließend gerührt oder geschüttelt, abgeseiht und in ein gefrostetes Glas gegeben. Als Garnitur kann ein kleiner Zweig Lavendel im Glas dienen. Dazu passt hervorragend eine Mousse aus weißer Schokolade! Unbedingt probieren! Dazu eine Platte von Jo Stafford auflegen und in vergangenen Erinnerungen schwelgen.