Da gewinnt an eine unbekannte Flasche Champagner und es stellt sich heraus, dass es nicht nur ein besonderer Champagner ist, sondern dazu auch noch ein fantastisch leckerer. Unverhofft kommt bekanntlich oft und weil viel zu wenige Menschen dieses kleine Weingut aus der südlichen Champagne kennen, gibt es hier ein kleines Porträt der Maison Dosnon und ihrem fantastischen Ephemere 2010 – der im Übrigen ausnahmslos aus Pinot Meunier vinifiziert wurde. Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf spirit-ambassador.de und hat eine ungefähre Lesezeit von 4 Minuten.
Manches Mal sind die Wege des Herren bekanntlich unergründlich und die eines Weines auch. Das Champagner Haus Dosnon aus der Avirey-Lingey in der Côte de Bar – südlichste Champagne – war mir bis vor wenigen Wochen unbekannt. Kein Wunder, gehört es doch mit gerade einmal 2 ha eigenen Rebflächen zu den eher kleineren Betrieben der Champagne. Sie kaufen zwar Wein von zusätzlichen 5ha aus der direkten Umgebung dazu – um dem Terroir treu zu bleiben; aber alles in allem macht man im Jahr rund 50.000 Flaschen Champagner. Im Verhältnis zu den großen Häusern ist dies in Menge nichts. Umso spannender sind solche terroir-fokussierten Weine zu verkosten, vor allem, wenn man durch einen glücklichen Umstand eine Flasche davon gewinnt. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank dem Zufall und den Kollegen von trinklaune.de – einem fantastischen Blog! Ihnen habe ich also diese Flasche zu verdanken: Dosnon Ephemére 2010.
Pinot was?
Das Besondere am Dosnon Ephemére ist sein Fokus auf eine ganz besondere Rebsorte: Pinot Meunier. Diese Rebsorte wird – neben Pinot Noir und Chardonnay – gerne immer als das Arbeitspferd der Champagne-Reben angesehen. Gern genommen, um etwas Fruchtaromen in den Champagner zu bringen und vor allem Volumen. Mit rund 30% ist sie über die Champagne verteilt eigentlich fair repräsentiert, doch nur 19% aller Grand und Premier Crus fallen auf die in Deutschland als Schwarzriesling bekannte Traube. Sie steht in Wertung deutlich im Schatten der großen Diva Pinot Noir und dem Chardonnay – die einen sagen, dies sollte man ändern, andere behalten das kleine Geheimnis über großartige Pinot Meunier Champagner lieber für sich. Ich gehöre ganz klar zur ersten Kategorie, schließlich erschließt sich die Großartigkeit der Weine erst, wenn man alle Aspekte zu genüge betrachtet.
Harmonie und Terroir
Das Haus Dosnon ist keine über viele Generationen arbeitende Maison, sondern jungen Datums. Davy Dosnon gründete erst 2009 sein Champagnerunternehmen, nachdem er zuvor bei anderen Champagnerhäusern und im Burgund. Vor allem diesem Umstand – wie bei so vielen jungen Winzern – ist es zu verdanken, dass das Terroir eine besondere Rolle für seine Weine einnimmt. Die Nähe zum Burgund – Chablis liegt keine 40km entfernt – ist es auch, was die Weine so gradlinig und frisch erscheinen lässt – und dies dem Umstand zum Trotze, dass alle Weine in alten, gebrauchten Holzfässern – vorzugsweise aus dem Hause Puligny-Montrachet (mit besten Grüßen aus dem Burgund) – ausgebaut werden. Das Ziel dabei ist es, Champagner zu erschaffen, die den Boden, das Klima, das Handwerk und die Menschen, die ihn machen in einem harmonischen Gesamtbild erscheinen zu lassen.
Schon allein die Farbgebung in diesem blassen Strohgelb wirkt unendlich filigran und passt zu den feinen Perlen, die aufsteigen. In der Nase erst einmal deutlich brotige Noten und erstaunlich wenig Frucht. Die sich darstellende Struktur ist enorm komplex und verlangt nach einer gewissen Zeit, welche notwendig ist zur Öffnung aller Aromen. Der erste Eindruck wirkt fest und schlank, ein Hauch weißer Gewürze und die subtile Idee von Pfirsichen. Es ist die Zeit, welche dem Ephemére die Frucht abgewinnt und ihn offener und – ohne zur Übertreibung zu neigen – leicht verspielt wirken lässt. Dennoch bleibt er schlank.
Im Mund setzt sich der Eindruck fort und der Wein zeigt sich enorm leicht. Eine feine Säure, die jedoch kaum die typischen Zitrusnoten mitbringt, unterstützt diese Finesse und wird flankiert von einer deutlichen Mineralik. Wieder wirkt er auf den ersten Schluck verschlossen, aber seine Eleganz ist sofort erkennbar und die Perlage zeigt sich in einer unendlichen Filigranität. Erst mit der Zeit öffnen sich Fruchtaromen von getrocknetem Obst, das „Brotige“ verliert sich und wird durch eine feine Krautigkeit, die sich wunderbar harmonisch integriert ersetzt. Er wirkt kernig im Mund, stahlig und kühl. Eine Idee von Rauch vielleicht, deutlich der Mineralik zuzuordnen. Er wirkt mit der Zeit ambivalent, zeigt er sich doch stets von seiner schlanken, gradlinigen Seite und schafft es dabei dennoch, den Mund auszufüllen. Pfirsich erscheint die dominierende Frucht zu sein, gespickt mit feiner Muskatblüte.
Der Nachklang offenbart erstmalig etwas Zitrusnoten, verbleibt aber ansonsten in der gewohnt feinen Struktur. Es ist die Zeit, welche hier Wunder wirkt – zeigt sich doch erst nach gut 20 Minuten der offenen Flasche eine erstaunlich Weinigkeit, gepaart mit Primärfruchtaromen und einer wunderbar dynamischen Mineralik. Auch die Perlage zeigt sich nach dieser Zeit genauso lebendig wie zuvor.
Understatement und Benchmark
Es sind zwei Dinge, die dieser Champagner scheinbar perfekt vorführt: ein elegantes Understatement und für einen Mitverkoster die Tatsache, dass der Dosnon Ephemére nunmehr als Benchmark für filigrane und elegante Perlage herhalten muss. Mich persönlich soll es nicht stören, die erste Kiste ist quasi schon bestellt.
Dieser Wein ist eine unbedingte Empfehlung und das beste Beispiel dafür, dass das vermeintliche Arbeitspferd der Champagne, der Pinot Meunier mit der Hingabe einer nahezu burgundischen Arbeitsphilosohpie Weine erzeugt, die von einer ganz besonderen Struktur sind.
Allgemeine Informationen
- Hersteller: Champagne Dosnos
- Assemblage: 100% Pinot Meunier
- Fassreifung: 10 Monate
- Dosage: 0gr./L
- Flaschenreife: 56 Monate
- Alkoholgehalt: 12% Vol.
Diese Flasche war ein Gewinn auf der Blogseite von trinklaune.de