In diesem Beitrag erfährst Du alles über die erste Version des fassstarken Glenmorangie Astar. Doch es geht nicht nur um Stärke, sondern vielmehr um die Suche nach dem perfekten Holz für das perfekte Fass – eine Leidenschaft, die bei Glenmorangie zur zentralen Philosophie erhoben wurde. Zuerst auf spirit-ambassador.de veröffentlicht, hat dieser Artikel eine Lesedauer von ca. 3 Minuten.
Die Reise begann 1985 – erstmalig machten sich Männer auf die Suche nach dem perfekten Holz für das perfekte Fass. Die Reise endete – vorerst – 2008 mit der Einführung des Glenmorangie Astar, was aus dem Gälischen übersetzt Reise bedeutet. Es ist eine Geschichte, die in den Ozark Mountains in Missouri beginnt und in den schottischen Highlands in Tain endet.
Eine Wanderung durch amerikanische Wälder
H dem Astar steht nicht die so typische Idee des Wood-Finishings des Whiskys in ausgewählten Fässern, sondern die Fokussierung auf das Holz generell. Sogenannte Wood-Scouts sind damit beauftragt, perfektes Holz zu finden, welches geeignet ist, um hoch effiziente und aromatische Fässer herzustellen. Und diese Scouts sind fündig geworden – in den Ozark Mountains in Missouri.
Dabei handelt es sich nicht um „irgendwelche“ Berge oder Wälder, sondern um eine kleine geologische Besonderheit. Typischerweise wird der nordamerikanische- ebenso wie der südamerikanische Kontinent durch Nord-Süd verlaufende Gebirgsketten geprägt. Im Westen die Rocky Mountains und im Osten die Appalachen. Die besagten Ozark Mountains hingegen sind ein Hochplateau zwischen den Staaten Arkansas, Kansas, Oklahoma und zum größten Teil Missouri. Die Form dieses Plateaus ist jedoch deutlich runder und somit entstehen große Flächen sogenannter Nordhänge. Nordhang-Lagen haben es an sich, dass dort weniger Sonneneinstrahlung wirksam wird und somit Bäume wesentlich langsamer wachsen. Dieses langsame Wachstum hat Auswirkungen auf die Struktur des Holzes und somit auch auf die Qualität der Aromen, die dieses Holz in der Lage ist, abzugeben. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Geschmack von Malt Whisky zu 60 bis 70% ausschließlich aus dem Holz kommen.
Eine Liebeserklärung an das Holz
Nicht nur, dass dieses amerikanische Weißeiche-Holz schon durch das langsame Wachstum extrem aromatisch ist – nein, auch die natürliche Trocknung unter freiem Himmel für mehr als 24 Monate sorgt für ein intensives Aroma. Während die großen Mengen an Holz für die meisten Fässer in Trockenhallen beheizt werden und nach knapp 6 Monaten bereit sind für den Fassbau, werden diese speziellen Hölzer ganz langsam und schonend getrocknet, so dass das komplette Aromen-Portfolio erhalten bleibt. Die entstandenen Fässer werden dann sehr schonend, aber intensiv gecharred – also erhitzt – um die Süße, das Karamell und die Vanille-Noten aus dem Fass zu aktivieren.
Wenn das Fass fertig ist – nach mehr als 2 Jahren – geht es erst einmal nach Tennessee, wo dortige Whiskey-Brenner feinsten amerikanischen Whiskey für vier Jahre zur Reifung bringen. Dann erst beginnt die Reise über den Atlantik nach Schottland, nach Tain zu Glenmorangie. Dort angekommen, werden die Fässer mit dem leichten, floralen New Make Spirit aus den höchsten Brennblasen Schottlands befüllt und in die Warehouses gebracht, wo sie in Ruhe reifen können. Der Astar ist ein Whisky der NAS-Kategorie, also ein non-age-statement Whisky – ein Whisky ohne Altersangabe. Der treffendste und beste Vergleich für Ihn sei jedoch der 10jährige Original, was ein wenig auf die streng gehütete Altersstruktur verweist.
Das blasse Gelb-Gold verströmt im Glas sofort ein fülliges Holzaroma. In der Nase erscheint eine Mischung aus frisch geschlagenem Eichenholz und zugleich getrockneten Hölzern, die etwas Staub angesetzt haben. Eine Sinfonie in Eiche! Wenig später gesellen sich die typischen Fassaromen dazu: eine extrem süße Vanille-Note und ein Hauch Kokos spielen mit einer leichten, erfrischenden Textur, die fantastische Obertöne von Orangen und Zitronen beigemischt hat. Aus der anfänglich leichten Textur wird mit der Zeit eine wunderbare Cremigkeit, die gerade die gelbe Fruchtaromen immer komplexer erscheinen lässt. Und über allem schwebt die bleibende Erinnerung an feines Eichenholz.
Die cremige Textur ist im Mund sofort da und wird durch eine Honig- und Karamell-Süße unterstrichen. Die Vanille-Noten der Nase bleiben deutlich erhalten. Das einsetzende adstringierende Wirken bildete einen spannenden Kontrapunkt, der dem Holz schmeichelt. Erst etwas später kommen die gelben Früchte zum Tragen. Kompott und feine Gewürze im Dialog werden mit Muskatnuss und exotischen Früchten ergänzt. Das Mundgefühl wird dabei immer cremiger und buttriger. Dieser Effekt erzeugt eine Idee weißer Schokolade, die von einer subtilen Zitronenschale gestreichelt wird.
Vor allem diese Süße ist es, die im Nachklang erhalten bleibt, dessen Finish in einer Gewürzmischung aus Muskat und Ingwer latent an den Nectar d’Or erinnert.
Die unternommene Reise des Astar, der angetrieben wird mit einer klassischen Fass-Stärke von 57,1%vol. steigert definitiv die Lust am Reisen. Als Nachfolger des legendären Artisan Casks ist dies die momentan letzte fass-starke Abfüllung der Destillerie aus den Northern Highlands und leider kaum noch zu bekommen.
Allgemeine Informationen
- Hersteller: Glenmorangie Distillery
- Alter: NAS
- Alkoholgehalt: 57,1% Vol.
- Farbstoff: Nein
- Kühlfiltration: Nein
Vielen Dank an Moët Hennessy Deutschland für die Bereitstellung der Flasche. Außer Whisky ist hier nix geflossen.