Dieses Porträt der Brennerei Glengoyne entstand während einer Schottland-Reise und erschien erstmals auf spirit-ambassador.de. Es ist eine Liebeserklärung an eine kleine und in Szenekreisen leider etwas unterrepräsentierte Destillerie, die vor den Toren Glasgow gelegen, vielen internationalen Gästen die Tore öffnet. Eine tolle Geschichte, eine tolle Brennerei und viele tolle Single Malts! Die durchschnittliche Lesezeit beträgt 11 Minuten.
Es gibt Brennereien, die tauchen alle Nase lang in Besprechungen auf, oder in Tastings, oder in Porträts. Es sind die großen Namen der Scotch Szene, die jeder kennt und zu der jeder eine Meinung hat. Und daneben gibt es unzählige Destillerien, deren Geschichte genauso spannend ist, deren Whiskys großartig sind und über die kaum jemand schreibt oder spricht. Eine davon ist Glengoyne – dies soll sich hiermit ändern.
Auf dem Weg
Es sind knapp 15 Meilen in Richtung Norden der A81 folgend, die man als Reisender bewältigen muss und man kommt mehr oder weniger automatisch nach Killearn. Ein Örtchen, welches eigentlich ein Vorort von Glasgow ist und doch schon inmitten der schottischen Whiskylandschaft liegt. Diese Nähe sorgt auch dafür, dass jedes Jahr ca. 60.000 Besucher die Brennerei mit einer der vielleicht romantischsten Lagen besuchen. Und dennoch spielt der Whisky in der Wahrnehmung der Szene eine eher untergeordnete Rolle. Für deutsche Whiskyreisende ist dies wahrscheinlich zu nah an der Stadt und damit zu wenig weit weg für die „wirkliche“, für ihre Whisky-Romantik. Aber es ist ein ganzes Bündel an Besonderheiten, die einen hier erwarten. Ich muss gestehen, dass es mir bis vor einigen Jahren ähnlich erging, doch das Schöne an eigenen Meinungen ist ja die Überraschung, wenn man sie auf die Probe stellt und auf einmal eines Besseren belehrt wird. Und diese Brennerei mit ihrer Geschichte und ihren fantastischen Whiskys dankt es einem!
Eine besondere Lage
Es ist wahrlich schön dort, an den Hängen der Dumgoyne Hills, im Tal der Wildgänse – wie Glengoyne in den meisten Fällen übersetzt wird. Gänzlich sicher ist man sich nicht, denn goyne könnte auch als ‚Pfeil‘ übersetzt werden, diese Interpretation ist jedoch nur in vereinzelten Quellen zu finden und der Schönheit des Ortes ist dies eh nicht abträgig. Glengoyne gilt als eine der schönst-gelegenen Brennereien Schottlands und irgendwie stimmt das auch. In diesem schmalen Wald, an dessen Ende sich ein kleiner Wasserfall und davor ein Staubecken befindet – welches gespeist wird durch die Dumgoyne Hills und damit die Wasserquelle von Glengoyne ist – fühlt man sich sofort in eine längst vergangene Zeit versetzt. Die Romantik der schottischen Highlands findet sich hier auf kleinstem Raum und mit dem Hintergrundwissen, dass in diesen Wäldern der legendäre Robert Roy MacGregor sich mit seinen Männern versteckt haben soll – welch ein Gefühl! Und dies nach nur einer kurzen Autofahrt vor den Toren Glasgows.
Doch nicht nur die historische Bedeutung und die Ästhetik der Lage sind erwähnenswert – vielmehr die politisch-kategorische Besonderheit gilt es zu erwähnen, schließlich ist Glengoyne die einzige Brennerei, welche ihren Whisky in den Highlands destilliert, ihn aber in den Lowlands lagert. Dies liegt daran, dass direkt vor den Türen der Brennerei, der Straße folgend die Highland line liegt, eine geologische Grenze, die die Lowlands von den Highlands teilt. Da die großen Warehouses jedoch auf der anderen Straßenseite liegen, befinden sie sich eben nicht mehr in den Highlands. Dieser geografischen Widersprüchlichkeit ist es zu verdanken, dass bis in die 1970er Jahre hinein Glengoyne auch gerne als Lowland Whisky vermarktet wurde. Heute zählt man sich zu den Highlands.
Dies ist nur eine von vielen spannenden Aspekten einer Geschichte, die offiziell im Jahre 1833 mit der Lizensierung einer Brennerei vor Ort begann.
Eine Geschichte unter anderem Namen
Es gibt einige Quellen, die erzählen von einer ausgeprägten Schwarzbrennerszene hier in den Wäldern von Dumgoyne, zu der auch ein gewisser George Cornell gehört haben soll. Eben jener erwarb im Jahre 1833 eine offizielle Lizenz zum Brennen von uisge beatha und gründete auf dem Gelände der heutigen Glengoyne Destillerie die damalige Burnfoot Brennerei. Seiner Lage entsprechend nutze er das Wasser der Dumgoyne Hills – diese Quelle pachtete er 1836 für £8 inklusive des darum befindlichen Landes – und befand sich in der Situation, vor Ort kein Torf zu finden, warum er aus diesem Grunde von Anfang an einen ungetorften Whisky machte, wobei das Darren durch lokale Brennstoffe wie Kohle erfolgte. Dies ist eine weitere Besonderheit Glengoynes, verweist man doch mit Stolz darauf, dass hier niemals mit Torf gearbeitet wurde. Diese Aussage lässt sich in allen Quellen so ähnlich finden – bis auf eine mir bekannte: Alfred Barnard schreibt in seiner 1887 erschienen Darstellung „The Whisky Distilleries of the United Kingdom“ darüber, dass hier vor Ort auch Torf benutzt würde. Ein Widerspruch, der so leider nie aufklärbar ist. Entweder hat sich Barnard hier tatsächlich total getäuscht, oder es ist eine Art historischer Prozess-Singularität, dass man in dieser Zeit kurz auf Torf – aus welchen Gründen auch immer – zurückgriff. Der komplette Verzicht von Torf zumindest gehört heute unabdingbar zur Produktion als auch zur Marke Glengoyne.
Familien und junge Herrschaften
Im Jahre 1851 ging die Lizenz auf die Familie von John McLelland über, welcher 1867 die komplette Brennerei übernahm und erwarb. Auf Grund von Krankheit gab dieser die Leitung erst an seinen Sohn Archibald ab, der jedoch im Jahre 1869 Cochrane Cartwright zum Destillerie-Manager machte. Mit diesem Namen beginnt eine der spannendsten Zeiten von Burnfoot – unserem späteren Glengoyne. In dieser Zeit – um 1870 – begann man vor Ort auch mit dem vermehrten Einsatz von Sherryfässern, welche für das heutige Aromaprofil von entscheidender Bedeutung sind. Dies war damals ein reichlich normaler Effekt eines Sherry-Booms, wie ihn Großbritannien nie wieder erleben sollte.
Warum jedoch war Mr. Cartwright so wichtig für die Geschichte der Brennerei? Der Hintergrund liegt in einem Geflecht aus Getratsche. Angeblich war er ein uneheliches Kind einer der Lang Brothers. Diese Blending-Firma wurde 1861 durch Gavin und Alexander Lang in Glasgow gegründet und wird später Eigentümer der Brennerei. Bis jetzt heißt diese immer noch Burnfoot. Das interessante daran ist, dass Cochrane Cartwright am 20. Mai 1856 geboren wird und ab 1869 in der Brennerei arbeitete – damals war er 13 Jahre – und dies sollte er 30 Jahre lang tun. Die meiste Zeit davon als Destilleriemanager.
Familienbusiness
Unter seiner Ägide erfolgte 1876 auch der Verkauf der Firma an die Lang Brothers. Dieser wurde am 5. Oktober 1876 im Glasgow Herald verkündet. Sollte tatsächlich etwas an den Gerüchten um die Abstammung Cartwrigths aus dem Hause Lang stimmen, so schließt sich hier ein Kreis. Im Rahmen des Verkaufs erfolgte auch die Umbenennung der Brennerei von Burnfoot in Glen Guin – hier wird die Entwicklung bis in unsere Zeit hörbar. Angeblich ist dieser Zwischenschritt einem Fehler in der Registratur anzurechnen. Die eigenwillige Schreibweise begründete sich wohl in der freien Interpretation des behördlichen Mitarbeiters. Mit dem Verkauf 1876 enden die Hinweise auf Burnfoot in der Presse und 1878 finden sich dann nur noch Erwähnungen von Glen Guin. Einen Hinweis auf eine direkte Umbenennung lässt sich leider nicht finden. Dafür jedoch eine Todesanzeige vom 17. April 1885 für George Cornell, der im Alter von 81 Jahren verstarb. Glengoyne scheint – wie man es dem Wasser des Lebens eh nachsagt – für ein hohes Alter zu sorgen.
Auf gute Nachbarschaft, oder: ein Seitenstrang der Geschichte und australischer Wein.
Während der Betrieb unter den neuen Besitzer scheinbar reibungslos verlief, entwickelte sich in unmittelbarer Nachbarschaft eine Situation, die auf lange Sicht gesehen eine interessante globale Verflechtung der Unternehmung Glen Guin ermöglichte. Im Jahre 1889 zog der Steuerbeamte Arthur John Tedder in die direkte Nachbarschaft. Für jedwede Gedankenanstrengungen in Richtung Steuerbetrug soll an dieser Stelle kein Platz sein, interessanter ist die Entwicklung der Familie Tedder und die spätere Rückbesinnung auf ihre schottische Heimat.
Ein Jahr nach dem Umzug in die Nachbarschaft von Glengoyne wurde dessen Sohn Arthur jr. geboren, welcher während des ersten und zweiten Weltkriegs in der Royal Air Force Karriere machte. Dessen Enkel wiederum, der Ur-Ur-Enkel des Steuerbeamten zog es in das entfernte Australien – genauer gesagt nach New South Wales in die Ortschaft Broke. Dort gründete dieser als 3rd Baron of Glenguin 1980 ein Weingut – Glenguin Estate; welches heute preisgekrönte Semillion, aber vor allem Shiraz-Weine herstellt. Diesem Geschichtsstrang folgend gibt es sogar einen Glengoyne 1992 Glenguin Shiraz Cask – leider sehr selten.
Begeben wir uns aber wieder zurück nach Schottland in die Geschichte von Glengoyne, welches zur damaligen Zeit – Ende des 19. Jahrhunderts noch Glenguin geschrieben wurde.
Über einen seltsamen Tod und einen Geist…
Kurz vor Ende des 19. Jahrhundert, am 28. Oktober 1899 verstarb Cochrane Cartwright, der langjährige Brennerei-Manager, als er in dem kleinen Staubecken, welcher die Wasserquelle der Brennerei darstellt, ertrank. Angeblich infolge eines intensiven Genusses seines eigenen Whiskys. Seiner Arbeit für die Brennerei und seinem unermüdlichen Streben nach großartigem Whisky setzte man spät ein liquides Denkmal mit dem 2011 erschienenen Glengoyne Distillers Gold 15 Jahre. Und noch heute geht man davon aus, dass Mr. Cartwright über die Geschicke der Brennerei wacht – zumindest soll man seinen Geist noch oft beobachten können, wie er durch die Lager und die Destillerie spukt.
… und eine neue Ära
Als Manager folgte ihm William McGeachie. Ihm ist es auch zu verdanken, dass ab 1907 aus Glenguin of Burnfoot die uns heute bekannte Benennung Glengoyne wurde. Unter seiner Führung wurde 1910 das eigene Mälzen eingestellt und seither an dem Mythos gearbeitete, man würde vor Ort niemals Torf benutzen, geschweige denn benutzt haben. Stilistisch gesehen ist es eine gute Entscheidung gewesen und eine noch bessere, dem Torf-Hype der letzten Jahre entschlossen die Stirn zu bieten.
Anfang des 20. Jahrhunderts, spätestens jedoch mit der Übernahme durch den Sohn David McGeaches entwickelte sich Glengoyne vor den Toren Glasgows zu einem unverzichtbaren Bestandteil vieler Blends und die Herstellung von Malts für eben jene populären Whiskys der damaligen Zeit war die Hauptaufgabe der Brennmeister. Die Entwicklung verlief so positiv, dass man nach dem zweiten Weltkrieg, spätestens jedoch 1966 die Brennerei umbauen und vor allem erweitern musste und die Produktion damit auf 1,2 Mio. Liter Rohdestillat pro Jahr verdreifachte. Dieses Volumen produziert man bis heute mit dem damals von zwei auf drei Brennblasen vergrößertem Stillhouse. Dabei behielt man die große wash still mit 16.520 Litern und ersetzte die damalige große spirit still durch zwei kleinere Brennblasen mit jeweils 5.000 Litern Fassungsvermögen.
Bestandteil von etwas Großem
Ein Jahr zuvor, 1965 wurde die Firmierung Lang Brothers von Robertson & Baxter gekauft. Diese als Handelshaus 1855 gegründete Firma kann ebenfalls auf eine spannende und vielseitige Geschichte zurückschauen. Wichtig für Glengoyne jedoch ist nach dem Kauf durch R&B die Tatsache, dass eben jene Unternehmung einer der wichtigsten Bestandteile der bekannten Edrington Group wurde, ein wirtschaftlicher Zusammenschluss, dessen Grundlage in traditionellen Geschäftsknüpfungen zu finden ist, aber auch in spannenden familiären Entwicklungen. Eine genauere Betrachtung dieser häufig ignorierten Seite des schottischen Whisky-Business findet sich hier auf dem Blog von Margarete Marie zum Thema Whisky und Frauen.
Ein glücklicher Zufall – Nebengeschichten vom Glück im Unglück
Glück im Unglück stellte ein Ereignis im Juni 1970 dar. In der Renfield Street in Glasgow fällt ein ganzes Fass Glengoyne Whisky beim Transport auf die Straße. Was für den Händler ein schwerer finanzieller Schaden war, stellte für die Marke Glengoyne ein fantastisches Werbemoment dar, denn sofort begannen Leute, den kostbaren Whisky mit allen möglichen Behältnissen zu retten und in wenigen Augenblicken war von dem Unfall nur noch ein leeres Fass übrig, der Whisky hatte sich zwischen den Menschen auf der Straße – von Hausfrauen bis hin zu Bankern – in wundersamer Weise in Luft aufgelöst. Dabei soll doch der Angels Share in Glasgow relativ gering sein.
Unter der Führung von Edrington entwickelte sich Glengoyne vor allem zum Lieferanten für Blended Scotch Whiskys – darunter so berühmte Namen wie Famous Grouse oder Cutty Sark.
Die neue Zeit des Single Malts
Während Glengoyne zum großen Teil in Blends ging, begann man vorsichtig mit der Vermarktung eigener Single Malts. Ab dem Jahr 2003 jedoch konzentrierte man sich auf dieses Geschäftsfeld immer mehr und dies ist vor allem dem Inhaberwechsel zu verdanken. In diesem Jahr kaufte Ian Macleod Distillers die Brennerei von Edrington ab. Das familiengeführte Unternehmen bezahlte dafür £7,2 Mio., ein stolzer Betrag, selbst für den 10größten Scotch Produzenten. Mit diesem Verkauf änderte sich die grundlegende Ausrichtung der Brennerei und damit auch die Wahrnehmung der Marke Glengoyne.
Spaß bei der Arbeit
Vor allem das immer wieder herausgekehrte Merkmal, dass man hier kein Torf verwendet – diese Problematik scheint noch nicht abschließend geklärt zu sein – wird zu einem der wichtigsten Eckpfeiler der Philosophie von Glengoyne. Und damit auch zur Grundlage einer Marketingkampagne, die man einfach erwähnen muss. Ein Jahr nach der Übernahme erklärte man Islay den Krieg. Was zunächst ziemlich skurril und gefährlich klingt, war als großer Gag gedacht, der viel Humor erforderte. Zum jährlichen Islay Festival charterte man das Schiff Taora, versah es mit der Piratenflagge und lag während des gesamten Festivals vor der Küste Islays im Hafen von Port Ellen. Dort veranstaltete man unpeated Tastings mit Glengoyne. Dieser Provokation sah man auf Islay mit der nötigen Ruhe und der den dort lebenden Menschen eigenen Portion Humor entgegen. Aber dennoch warnte man die Besatzung des Schiffes eindringlich mit den Worten „this has been tremendous fun, but if you do it again, we’ll break your legs“.
Terroir matters – nature too!
Man hat nicht nur verstanden, welche Möglichkeiten hinter der Geschichte und den Produkten von Glengoyne stecken, sondern auch, welche Rolle das Land um die Brennerei dabei spielt. Es ist eben jenes Land, wo vor allem das Wasser für den Whisky herkommt und welcher wichtige Bestandteil der Kulturregion Schottland ist. Daher hat man 2011 ein Umweltprojekt mit dem Namen „The Glengoyne Wetlands“ gestartet. Aus über 20 Spezies hat man mehr als 14.000 Pflanzen in bestimmte Becken gepflanzt, in denen heute die Überreste der Destillation gegeben werden. Diese zurückbleibenden Hefen werden für die Population der Pflanzen genutzt, während diese das Wasser filtern und wiederverwertbar machen. Durch diesen Müllvermeidungsprozess und das entstehende Wasser wird eine Turbine angetrieben, die damit dann noch zusätzlich Ökostrom erzeugt. Diesen Aufwand honorierte man 2016 und 2017 mit der Green Awards Auszeichnung von Drinks business und dem Gewinn des Amorium Sustainability Awards 2017.
Man ist sich seiner Verantwortung bewusst bei Glengoyne, sowohl der vor der enorm spannenden Geschichte als auch der vor dem Land, auf dem man diese Geschichte geschrieben hat. Schließlich soll eben jene Geschichte nicht morgen enden. Dafür macht man hier vor Ort einfach zu guten Whisky.
Handwerk
Dieser Verpflichtung wird man auch dadurch gerecht, dass man ausschließlich schottische Gerste benutzt. Das heute völlig ohne Torf erzeugte Malz kommt von Simpson Maltings und ist auf Grundlage der alten Sorte Golden Promise. Hier verzichtet man ganz bewusst auf Produktionsvolumen – zu Gunsten von Geschmack. Das Aroma des Malzes riecht man schon in dem Augenblick, wenn man die ersten Schritte auf den Hof der Brennerei macht. Jede Woche werden hier 60 Tonnen Malz verarbeitet, welches in einer alten Porteus-Mühle aus Leeds gemahlen wird. Die vier Tonnen Mash bildet die Ausgangsituation für die Belegung der sechs hölzernen wash backs, in denen jeweils 19.000 Liter Würze über mindestens 56 Stunden fermentiert werden. Auf Grund der relativ kleinen Menge an Output verwendet man dabei ausschließlich Trockenhefe.
Die fertige wash wird dann in der großen wash still (16.520 Liter) das erste Mal destilliert, um dann in einer der beiden 5.000 Liter fassenden spirit stills feingebrannt zu werden. Destilliert man heute und seit langer Zeit ausschließlich zweifach, war es nach Aussage von Alfred Barnard zu seiner Zeit eine dreifache Destillation – die Lowlands sind halt sehr sehr nah. Ein relativ langer middlecut von drei Stunden erzeugt dabei eine breite Aromatik, die schon im Vorhinein durch die hölzernen wash backs forciert wird.
In den Warehouses von Glengoyne befinden sich zur anschließenden Reifung ex-bourbon casks und ehemalige Sherryfässer sowohl aus europäischer Eiche als auch aus amerikanischer Weißeiche, die man gekonnt miteinander verheiratete. So ist der 12jährige ein Vat aus 60% refill ex-Bourbon, 20 % ex-bourbon und 20% Sherryfässern, während man beim 18jährigen den Fokus mit 50% deutlich auf die Sherryfässer legt und diese mit weiteren 50% refill ex-bourbon Fässer untermauert.
Generell werden bei Glengoyne die Fässer maximal dreimal belegt, ein Fassmanagement, welches im Ergebnis deutlich zu schmecken ist.
Ein Blick zurück und nach vorne
Glengoyne ist eine fantastische Brennerei! Ihre herrliche Lage, die Natur und die Nähe zu Glasgow machen sie zu einer perfekten Destination für den Einstieg in das Thema Scotch Whisky. Dies wird vor allem dann deutlich, wenn man sich Blogs aus dem englisch-sprachigen Raum anschaut. So oft wird da von charmanten Momenten in der Brennerei und ersten Eindrücken der Kategorie Single Malt Scotch Whisky geschwärmt. Es ist ja auch ein fantastischer Malt, der dort südlich von Killearn entsteht und nach langer Tradition sehr bodenständig destilliert wird. Eigentlich ist es unverständlich, warum hierzulande so viele Leute dieses bezaubernde und zugleich großartig schmeckende Kleinod noch immer nicht auf dem Schirm haben. Schauen Sie doch das nächste Mal einfach vorbei und vielleicht begegnet Ihnen ja der Geist von Cochran Cartwright und führt Sie durch die Brennerei. Einen delikaten Whisky werden Sie dort auf jeden Fall bekommen.