Mit dem Calvados fine aus dem Hause Dauphin hat man einen der populärsten Vertreter der normannischen Apfelwein-Destillate im Glas, gilt er doch als einer der Einstiegsqualitäten in die Welt des nordfranyösischen Brandes. Was dahintersteckt und wie er schmeckt, erfährst Du hier. Ursprünglich erschien dieser Beitrag auf spirit-ambassador.de und hat eine ungefähre Lesedauer von 3 Minuten.
Die Bandbreite an verschiedenen Calvados-Abfüllungen in den deutschen Regalen ist leider übersichtlich – und dies trotz der Tatsache, dass die Bundesrepublik Deutschland tatsächlich der wichtigste Export-Markt für den berühmten Apfelbrand aus der nordfranzösischen Normandie ist. Ein sich stets wiederfindender Namen auf Etiketten jedoch ist Dauphin. Neben der VSOP Qualität ist es vor allem der fine, den man regelmäßig im Regal oder in Rückbuffets dieses Landes findet. Damit lohnt sich schon eine nähere Auseinandersetzung, scheint doch Dauphin fine sotwas wie einen Eintritts-Benchmark darzustellen.
Auf der Suche nach Heimat
Die Kategorie Calvados untergliedert sich nochmals in drei einzelne Gruppen, welche durch ein Gesetz, dass die Appellation d’Origine Contrôlée einteilt – gegliedert wird. Neben dem allgemeinen A.O.C. Calvados gibt es noch das A.O.C. Calvados Pays d’Auge und das A.O.C. Calvados Domfrontais. Dauphin lässt sich nach einem Blick auf das Etikett der besonderen Region des Pays d’Auge zuordnen, dem eigentlichen Herzen der Normandie und der Region, wo man angeblich den besten Calvados‘ destilliert. Ein genauerer Blick auf das Etikett jedoch hilft nicht wirklich weiter – die Angabe einer konkreten Destillerie findet sich leider nicht. Ähnlich erfolglos ist auch die Recherche im Internet. Man findet viele Seiten, auf denen der Calvados angeboten wird, man findet Informationen über die Region und ein Wenig über die Herstellung, aber eine Information über den Hersteller findet man nicht.
Dafür hilft die Rückfrage beim Importeur – Reidemeister & Ulrichs. Und schlussendlich führt dieser Kontakt dann auch dazu, dass ich im Sommer letzten Jahres vor Ort mir anschauen durfte, wo dieser Calvados entsteht. Nämlich in Coquainvilliers. Nur gibt es dort keine Brennerei mit dem Namen Dauphin, sondern eine mit dem Namen Calvados Boulard. Dauphin ist – so kristallierte es sich schlussendlich heraus – eine Art Handelsmarke eines großen Calvadosunternehmens, zu dem neben Boulard auch die Marke Pierre Magloire gehört. Der Erkenntnisgewinn dieses Besuches sorgte nicht nur für einige Lacher, sondern ist auch eine weiterführende Geschichte wert, welche an anderer Stelle erzählt werden soll.
Holz und Frucht
Dauphin Calvados wird exklusiv in drei Qualitäten hergestellt, von der fine die Basisqualität darstellt und somit eine offizielle V.S. Qualität ist, deren Mindestalter bei zwei Jahren liegt. Dies definiert auch das generelle Mindestalter von Calvados über alle drei A.O.C’s. hinweg. Es ist also anzunehmen, dass hier auf Grund des jungen Alters vor allem frische Fässer zur Reifung herangezogen wurden, um innerhalb dieser kurzen Zeit Aroma an das Destillat – welches gesetzlich aus der Pot Still kommen muss – abzugeben.
Im Glas zeigt sich der Dauphin fine goldgelb. Schon beim Eingießen verbreitete er Fruchtaromen in der Nase, die an Lageräpfel erinnern, getragen von einer feinen Säure. Diese Dynamik wirkt jedoch äußerst harmonisch und unterstreicht die jugendliche Kraft, die dieser einfache Calvados mit sich bringt. Die 40%vol. Alkohol wirken recht gut eingebunden, auch wenn eine gewisse Schärfe in der Nase spürbar ist. Diese jedoch erinnert mehr an schwarzen Pfeffer, der über die Frucht gemahlen wurde. Dennoch bilden die Äpfel hier ganz klar das aromatische Zentrum. Sie sind vor allem durch Härte geprägt und weisen eine tanninige Struktur auf – es erinnert an Apfelschale. Mit der Zeit entwickelt sich eine unglaubliche Dynamik zwischen Holz und Frucht. Die Säure löst sich aus dem Gesamtbild, doch der Fokus liegt eindeutig auf den Äpfeln, die jedoch mit Süße sparen und eher mit einer straffen Struktur aufwarten. Es sind eher trockene Aromen, die sich durch grasige Noten bestätigt fühlen.
Im Mund wird diese Trockenheit bestätigt und wirkt vom ersten Moment an leicht adstringierend. Hier scheint nun das Holz in den Mittelpunkt gerückt zu sein, doch die Frucht benötigt nur etwas Anlauf, um sich dann wieder deutlich hervorzuspielen. Äußerst geradlinig entwickelt sich dieser Dialog, welcher durch die schon vorher wahrgenommene Säure und die Pfeffrigkeit strukturiert und in schmalen Bahnen gehalten wird. Der Nachklang wird weitestgehend von eben jener Dynamik geprägt.
Wie das Land, so der Calvados
Es ist ein straffer, kantiger Calvados, dem man anmerkt, dass er noch sehr jung ist. Aber damit ist er tatsächlich ein völlig typischer Vertreter seiner Art, sind doch gerade junge Calvados’ fast immer in dieser Stilistik zu finden – vor allem, wenn sie aus dem Pays d’Auge kommen. Es ist jene Ursprünglichkeit, die ihm den Ruf eines Arbeiterschnapses einbrachte, die man hier findet. Aber das ist völlig in Ordnung! Schließlich sollte dieser Calvados vor allem zum Mixen leichter und trockener Drinks eingesetzt werden. Ein Calvados Tonic zum Beispiel oder als Modifier und ergänzende Aromatik für unterschiedliche Sours. Es ist eine Einstiegsqualität, doch etwas anderes will er auch gar nicht sein.
Allgemeine Informationen
- Hersteller: sprit france
- Alter: min. 2 Jahre
- Alkoholgehalt: 40% Vol.
- Farbstoff: k.A.
- Kühlfiltration: ja
Vielen Dank an Reidemeister & Ulrichs für die Bereitstellung dieser Flasche.