Gin Mare zählt wohl zu den beliebtesten Gins der Welt – kein Wunder, ist es doch ein liquides Versprechen von Meer, Sonne und Urlaub. Was dahinter steckt und wie dieser Urlaub schmeckt, das erfährst Du hier. Ursprünglich auf spirit-ambassador.de erschienen, hat dieser Beitrag eine Lesezeit von ca. 5 Minuten.
Es ist Sommer. Die Sonne scheint mit ganzer Kraft auf den Körper, ein leichter Windhauch kühlt angenehm den Rücken und in der Nase duftet es nach Meer. Die schwerste Entscheidung des Tages ist jene zwischen Pool und Meer und der Kellner bringt gerade die nächsten Gin & Tonics. Urlaubszeit – Zeit für Entspannung, Genuss und Lebensfreude. Der Traum eines perfekten Urlaubs – zum Greifen nah. Das Ticket für Ibiza ist schon gebucht und der Koffer wie immer sehr leicht, denn schließlich wiegen Sommersachen deutlich weniger als die Skiausrüstung. Die Vorfreude steigt.
Szenenwechsel. Irgendwo in Deutschland zwischen 18 und 25 °C. Der Himmel ist wie die letzten Tage bewölkt und man ist mehr als neidisch auf die Urlaubsvorgespräche seiner Freunde – siehe einen Absatz weiter oben. Und dennoch werden sich zumindest zwei Dinge bei uns beiden gleichen: sommerliche Loungemusik von Cafe del Mar (den jüngeren unter den Lesern sei es ans Herz gelegt – die Älteren werden sich wohl mit süffisanter Retrogefühlsduseligkeit erinnern) und Gin Mare & Tonic. Wohl kaum ein Gin impliziert und verkörpert mehr das mediterrane Lebensgefühl als eben jener.
Einmal Spanien bitte!
Doch bevor wir uns direkt in sommerlichen Genüssen verlieren ein kurzer Sprung in ein vielzitiertes kleines Fischerdorf an der Costa Dorada. Dort entsteht Gin Mare. Die Geschichte ist wunderbar, nur die Relation mag ein wenig verschoben erscheinen. Dieses kleine Fischerdorf ist Vilanova i la Geltrú. Rund 45 Kilometer südwestlich von Barcelona gelegen ist diese 1274 gegründete Hafenstadt mit rund 65.500 Einwohnern nicht ganz so verschlafen, wie man es uns weis machen möchte, aber dies soll an dieser Stelle nicht allzu sehr auf die Goldwaage gelegt werden – befinden wir uns doch schließlich in feinster Gin-Tonic – pardon: Sommerurlaubslaune.
Besonderheiten des Mare Nostrums
Dafür geht die Geschichte der Brennerei zurück in das Jahr 1835. Heute steht die für Gin Mare so wichtige Fiorentiner Pot Still in einer kleinen Kapelle und gehört strukturell zu Distillers MG, einer der bedeutendsten Brennereiunternehmungen Spaniens. Genauer gesagt sind es die Enkelsöhne des Betreibers Giro Ribot – Mark und Manuel Jr., die in Zusammenarbeit mit Global Premium Brands den mittlerweile berühmten New Western Styled Gin entwickelt haben. Aus diesem Hause kommen unter anderem auch der in Spanien weit bekannte Master’s Dry Gin und Canterbury. Vor allem der Master’s ist für den Gin Mare wichtig, stellt dieser doch scheinbar so etwas wie das sensorisch-theoretische Grundgerüst dar. Beiden ist nämlich die Aufsplittung in drei Destillations-Prozesse eigen, wobei das Besondere daran – ebenfalls bei beiden Gins – die Zitruskombination ist. Hierbei werden süße Orangen aus Sevilla, Bitterorangen aus Valencia und Zitronen verarbeitet, die zusammen für ca. 300 Tage mazerieren durften. Was Gin Mare jedoch auszeichnet und ihn zu dem mediterranen Gin werden lässt sind vier zusätzliche Botanicals, die mehr als typisch für die Region des Mittelmeeres sind: Rosmarin aus Griechenland, Basilikum aus Italien, Thymian aus der Türkei und Arbequina-Oliven aus Spanien. Diese Botanicals (darunter natürlich auch Wacholder) werden jeweils extra destilliert und anschließen mit den anderen Einzeldestillaten nochmals geblendet und gebrannt um anschließend auf die 42,7%vol. eingestellt zu werden.
Auf eines dieser vier Schlüssel-Botanicals sollte man in Anbetracht des Aufwandes einen kurzen, aber genauen Blick werfen: Die Arbequina-Olive. Dabei handelt es sich um die kleinste von rund 200 spanischen Olivenarten – sie wiegt im Schnitt nur 2gr pro Frucht. Wenn man bedenkt, dass pro Destillationsbatch (250L fasst die Pot Still) um 15kg dieser Frucht benötigt wird, so steckt schon in diesem Produktionsschritt sehr viel Arbeit. Geschmacklich lässt sich diese vor allem in Katalonien wachsende Art als fruchtig-herb beschreiben, die ein wenig Säure und Nussigkeit mit sich bringt.
Doch wie schlägt sich dieser liquide Sommerurlaub im Tasting? Bevor es dazu kommt, ist es schier unmöglich an der auffällig designten Flasche vorbeizusehen. Die azurblaue Färbung des Glases allein macht schon Lust auf einen erfrischenden Drink mit diesem Gin.
In der Nase stellen sich sofort Wacholder und Kräuter ein. Vor allem Rosmarin scheint im ersten Moment mit seiner eher harzig-öligen Struktur dominant. Augenblicke später jedoch gesellen sich Zitrusaromen dazu, welche über einer leicht anmutenden Schärfe weißen Pfeffers liegen. Auch die Fruchtigkeit der Oliven wird nun mehr und mehr spürbar. Mit der Zeit wird das Aroma immer heller und leichter – es wird wie von einer leicht salzigen Meeresbrise getragen, die einen wirklich glauben lässt, das Meer wäre nicht allzu weit entfernt. Im Mund überzeugt sofort der Wacholder und eine extrem breite und ölige Textur. Doch nach ein paar Augenblicken wird es frisch und fruchtig – zuerst die Zitrusaromen und dann gesellt sich ganz ruhig und entspannt die Olive dazu. Eine elegante und perfekte Ergänzung ist der Einsatz einer leichten Salzigkeit, die jedoch eher im mineralischen liegt, als dass wir wirklich Salz schmecken. Rosmarin und Thymian lassen sich finden, das Basilikum zumindest erahnen.
Sommer im Glas – zurück an den Pool
Zurück zum Pool und den Gin and Tonics! Die spanische Angewohnheit, diese in Copa Gläsern zu trinken ist etwas, was im Urlaub wunderbar passt, persönlich mag ich klassische Highballs oder Longdrinkgläser lieber. Was jedoch beim Gin Mare auf jeden Fall probiert werde sollte ist das – eigentlich hauseigene – Tonic Water 1724. Dieses wird zufällig auch von Global Premium Brands produziert und zeichnet sich durch ein unglaubliches Orangenaroma aus. Das Chinin dafür kommt aus einer Höhe von 1724 m in den peruanischen Anden. Und es passt perfekt zum mediterranen Stil des Gin Mare.
Die ersten drei Schlagwörter sind Orange, Olive und Thymian. Dazu wieder ganz subtil eine leichte Salzigkeit – bei jedem Schluck ist man einen Augenschlag lang im Urlaub – an just jenem Pool, den wir uns alle in unserer Fantasie vorstellen. Eine schier unendliche Vielfalt an Aromen explodiert im Mund und von Gambas, geräucherten Äpfeln, Dill und Tomaten bis hin zu Iberico hat man auf einmal das gesamte Buffet des letzten Urlaubs in Erinnerung. Hier präsentiert sie ein New Western Styled Gin in absoluter Komplexität. Als Garnitur empfiehlt sich – unter anderem – etwas Rosmarin und eine Orangenzeste – allerdings funktionieren auch dehydrierte Tomaten fantastisch.
Doch nicht nur im Gin & Tonic macht diese moderne Interpretation des alten Mare Nostrum eine elegante Figur – denn auch am Meer wird es irgendwann einmal dunkel und man bekommt Lust auf kürzere und kräftigere Drinks. Eine Parade-Disziplin ist hier natürlich der Martini Cocktail. Trockener Vermouth, eventuell ein paar Orangen Bitters und Gin Mare verleihen dem König der Aperitif-Cocktails einen völlig neuen Anstrich. Dazu wahlweise eine Zitronenzeste oder mit Rosmarin und Thymian geräucherte Arbequina-Oliven.
Endlich Urlaub. Es ist schon erstaunlich, was ein Getränk bewirken kann, doch das was der Gin Mare verspricht – das hält er auch. Ein Gin, dessen Nähe zum Mittelmeer schmeckbar ist. Darauf noch einen Gin & Tonic.
Allgemeine Informationen
- Hersteller: Distillers MG
- Alter: k.A.
- Alkoholgehalt: 42,7% Vol.
- Farbstoff: Nein
- Kühlfiltration: k.A.
Vielen Dank an Reidemeister & Ulrichs für die Bereitstellung der Flasche. Außer Gin und ein Glaskühler ist hier nix geflossen.