Er gilt schon lange als ein moderner Klassiker und ist von den Bar-Karten der Welt nicht mehr wegzudenken. Darüber hinaus ist er äußerst Delikat und eignet sich sowohl als Digestif wie auch als alleinstehender Drink: der Espresso Martini. Erfahre in diesem ursprünglich auf spirit-ambassador.de erschienenen Artikel alles über den besten Espresso-Drink der Welt in ungefähr 3 Minuten.
Es gibt Drinks, die spalten die Gemeinde des artifiziellen Trinkens. Wer heute in einer Bar einen Martini ordert, der seinen Ursprung eher in den 1980er und 1990er Jahren hat wird gerne mal darauf verwiesen, dass es eine Art häretischen Aktes sei, diesen großartigen Klassiker der Barkultur so zu verunstalten. Wer sich an dieser Stelle erkennt, dem sei ein Weiterlesen dringend empfohlen. Natürlich ist ein perfekter Martini – sollte es Ihn tatsächlich geben – eine unendliche schöne Form der sensorischen Erfahrung, doch manchmal darf es auch ruhig etwas weniger filigran und dafür etwas – nun ja: poppiger sein. Ein Vertreter dieser Kategorie ist der Espresso Martini. Die tatsächlich einzige Gemeinsamkeit mit dem klassischen Martini liegt im Namen, welches sich daraus ableiten lässt, dass er klassisch in den sogenannten Martini-Spitzen serviert wird. Eine im Übrigen ganz typische Eigenart der amerikanischen Barkultur der 90er Jahre. Und nichtsdestotrotz ist dieser Drink ein fantastisches Dessert nach dem Dessert – ein hochgradig moderner Digestif-Drink!
Von London ist die Welt
Der geistige Vater dieses Drinks ist kein geringerer als die Bargröße Dick Bradsell – seines Zeichens Barmann und das Gesicht der Cocktailmetropole Europas in den 1980er Jahren. Mitte dieses bewegten Jahrzehnts soll es gewesen sein, als ein junges Model in seine Bar – Fred’s Bar – kam und einen Drink mit den folgenden Worten bestellt:
wake me up, and the fuck me up
Eine ziemlich deutliche und wohldefinierte Bestellung! Also mixte ihr Bradsell eine belebende Kombination aus Vodka, Kahlua, Espresso und etwas Süße. Es dauerte nicht lange, da stieg die Popularität dieses Drinks und er wurde schnell auch außerhalb Londons bekannt. Heute ist er den meisten Barleuten ein Begriff und für all jene, die es schaffen, sich nicht ganz so ernst zu nehmen eine perfekte Alternative für Gäste, die etwas Belebendes, leicht Süßes genießen wollen. Der bekannte Bartender und Consultant Angus Winchester erhob nicht ohne weiteres diesen Drink zu einem der besten modernen Cocktail-Klassikern der Welt. Und – vielleicht nicht ganz ohne Zufall – ist Mr. Bradsell als einziger in dieser nur sieben Drinks umfassenden Liste zweimal erwähnt. Ihm hat die Gemeinschaft der Genießer auch den Bramble zu verdanken, aber das soll an einer anderen Stelle thematisiert werden.
klassische Rezepturen und neue Twists – ist das schon Postmoderne?
Die klassische Rezeptur des originalen Bradsell Espresso Martinis verlangt:
- 40ml Vodka
- 10ml Kahlua
- 10ml Zuckersirup
- 25ml abgekühlter Espresso
Dies alles wird auf Eis geschüttelt und in ein vorgekühltes Martini-Glas abgeseiht um anschließend mit ein oder drei Kaffeebohnen garniert zu werden. Durch den Kaffee entsteht eine äußerst schöne und vorteilhafter Weise auch stabile Schaumkrone, die sich brillant für die Kaffeebohnen als Bett eignet. Nicht nur optisch ist dieser Drink ein Highlight, auch geschmacklich entwickelt sich eine Balance zwischen Süße und Herbheit, die verstehen lässt, warum dieser Drink bei aller Nähe zur Kategorie der MarTINIs eine ausgezeichnete Wahl ist!
Ausgehend von der Grundidee des Rezeptes lassen sich viele Abwandlungen finden, sei es bei der Wahl der Spirituose oder im weiten Feld der Liköre. Eine recht simple, aber dennoch beeindruckende Reduktion des Ganzen wird in der Bar Bar Fritz’n in Potsdam gemixt. Dort fokussiert man sich vor allem auf den Vodka und den Espresso und stellt diesem hochpotenten Gemisch einzig und allein noch selbst gemachten Vanillesirup an die Seite.
- 50ml Vodka
- 20ml Vanille Sirup
- 30ml Espresso
Ob nun nach einem Dinner als ersten Drink am Abend oder etwas später in der Nacht als kleiner Energizer – ein Espresso Martini ist eine fantastische Wahl und passt natürlich auch hervorragend in die momentane Jahreszeit.