Der Tanqueray No. Ten ist gefühlt der Gin im Smoking der berühmten britischen Gin-Marke aus London. Erfahre hier alles über die Besonderheit dieses New Western Styled Gins und warum gerade Martini Cocktails damit so wunderbar werden. Erstmals auf spirit-ambassador.de erschienen, hat dieser Beitrag eine Lesedauer von ca. 3 Minuten.
Der Tanqueray No. Ten ist so etwas wie der große Bruder des klassischen Tanqueray London Dry Gins – zumindest könnte man das meinen. Nun, es ist etwas komplizierter, denn diese Variante des Tanquerays ist zugleich ein Rückblick und eine Vision. Er vereint Gin-Geschichte und Gin-Zukunft. Es ist komplizierter.
Mit seinen 47,3 %vol. kommt dieser Gin in einer zartgrünen Art-Deco Flasche daher und ist eigentlich der Nachfolger des zwischen 1997 und 2001 auf den Markt befindlichen Tanqueray Malacca. Ein Rückblick auf ein Experiment, das Diageo als Besitzer der Marke Tanqueray Ende der 90er Jahre startete und dann (vorerst) wieder zurücknahm. Und doch haben Sie in Cameronbridge – dem Ort, an dem Tanqueray nunmehr destilliert wird – damit die Zukunft der Kategorie Gin mitentschieden. Denn der Tanqueray No. TEN kann als einer der Vorreiter der sogenannten New Western Style Gins verstanden werden. Dies ist jene Gruppe der Wacholderdestillate, bei denen das Schlüsselaroma Wacholder nicht mehr ultimativ im Vordergrund steht. Neben den im klassischen Tanqueray verarbeiteten vier Botanicals gesellen sich beim No. TEN noch frische weiße Grapefruit, Limette, Orange und Kamillenblüten hinzu. Und dies ist das wirklich besondere an diesem Destillat. Während bei vielen anderen Gins, welche Zitrusfrüchte verarbeiten, zumeist nur die getrockneten Schalen benutzt werden, finden hier die kompletten Früchte ihren Weg in das Destillat, so das nicht nur die Öle aus der Schale Aroma geben, sondern auch die Frische und Fruchtigkeit übernommen wird – aus der tatsächlichen Frucht.
Seinen Namen hat der Tanqueray No. TEN im Übrigen nicht aus der Anzahl der verarbeiteten Botanicals, sondern er ist benannt nach der Brennblase, in der er entsteht. Diese ist bekannt unter dem Namen tiny ten. Dabei handelt es sich um eine kleine kupferne Pot-Still Brennblase, die ursprünglich nur für das experimentelle Destillieren gedacht war, aber vor allem die Fruchtaromen fantastisch in das Destillat überleitet.
Vor allem diese Frucht-Aromen sind es, die schon in der Nase auf sich aufmerksam machen. Eine frische Note Grapefruit ist mit das Erste, was wahrnehmbar ist. Erst später finden sich feine Wacholderaromen, denen man ihre fundamentale Bedeutung anmerkt, auf denen jedoch nicht der Fokus liegt. Deutlich sind die Zitrusfrüchte das Schlüsselelement. Erst später setzt eine feine Schärfe ein, die an weißen Pfeffer erinnert, jedoch auch stetig von Frucht umspült wird. Kamille lässt sich nur ganz subtil im Hintergrund erahnen. Schon im Geruch ein enorm filigraner, frischer und weicher Gin. Dies bestätigt sich auch im Mund. Wieder sind die Zitrusnoten sofort erkennbar und lassen den Wacholder warten. Dieser kommt er sehr spät, bildet aber auch hier merkbar das Rückgrat des Destillates. Es ist und bleibt ein Gin – doch deutlich anders als der klassische Tanqueray. Auch die Textur ist viel leichter und frischer. Im Mund wird die Kamille deutlicher und zu einem wichtigen Aroma, dass sich charmant als basische Note gegen die Fruchtigkeit mit seiner Frische setzt.
Die Annahme, dass es sich bei dem Tanqueray No. TEN um den großen Bruder des klassischen London Dry’s aus dem Hause Tanqueray handelt ist zwar naheliegend, aber schlussendlich nicht gegeben. Beiden Gins ist eine ähnliche Grundidee nicht abzusprechen, doch sind sie in ihrer Charakteristik viel zu unterschiedlich, dass groß und klein die richtigen Beschreibungen wären. Man ist geneigt den einen als Feingeist und den anderen als rustikaler zu bewerten, doch auch damit wird man Ihnen nicht gerecht. Wenn das Bild der Familienzugehörigkeit benutzt werden soll, so empfiehlt sich eventuell das von Neffen oder Cousins. Beide sind miteinander verwandt und haben gewisse Ähnlichkeiten und dennoch Ihren völlig eigenen Stil.
Auch bei der Verarbeitung in Drinks verhält sich der Tanqueray No. TEN sehr filigran. Für einen Gin & Tonic empfiehlt er sich vor allem in feingliedrigen, frischen Tonic Water, die ihn nicht erschlagen und seine Feinheit berücksichtigen. Seine Stärke ist seine Weichheit und Eleganz und diese kann er wie kaum ein Zweiter im König der Cocktails ausspielen: dem Martini. Für diesen Gin Cocktail mit Vermouth ist er gemacht und dort weiß er zu brillieren. Generell filigrane Drinks – White Lady oder auch ein Aviation – sind die bevorzugte Bühne des Tanqueray No. TEN.
Er ist am Ende vielleicht tatsächlich so etwas wie der sensible Feingeist am Wacholder-Himmel. Das aber äußerst ausdrucksstark und überzeugend.
Allgemeine Informationen
- Hersteller: Tanqueray
- Alter: n.n.
- Alkoholgehalt: 47,3% Vol.
- Farbstoff: Nein
- Kühlfiltration: k.A.
Vielen Dank an Diageo Deutschland für die Bereitstellung der Flasche. Außer Gin ist hier nix geflossen