Maker’s Mark Bourbon findest Du in fast jeder Bar – und das aus gutem Grund! Er ist einfach ein Klassiker der modernen Bourbon-Kultur. Seine besondere Flasche und das rote Siegelwachs stechen heraus und seine Machart auch! Was das Besondere am Maker’s Mark Kentucky Straight Bourbon ist und wie er schmeckt, das erfährst Du hier in 7 Minuten.
Am Anfang war…. Wenig
Maker’s Mark Bourbon ist für viele Bartender meines Alters (die ersten Drinks mixte ich in den mittleren 2000er Jahren an Bars) häufig eine liebevolle Erinnerung an die ersten qualitativ hochwertigen Cocktails mit amerikanischem Whiskey. Die 90er Jahre sind geprägt von bunten Disko-Drinks und wenn es um Bourbon ging, so war meistens Cola das favorisierte Mixgetränk. An eine flächendeckende Popularität des Whiskey Sours war noch keinesfalls zu denken.
Aber genau diese Drinks begannen wir irgendwann in den 2000er Jahren nicht mehr mit Jim B. oder Jack D. zu mixen, sondern es tauchte immer öfter Maker’s Mark Bourbon in den Rückbuffets der Republik auf. Die besondere Flasche faszinierte vor und hinter dem Tresen und es fühlte sich gut an, den Gästen eine neue Welt zu eröffnen. Ich selber habe es geliebt, Maker’s Mark einfach auf Eis zu trinken, denn er war super mild und entspannt – was sich bis heute nicht geändert hat.
Dieser Tage ist Maker’s Mark Bourbon ein großer Klassiker der Cocktailbar und noch immer oft erste Wahl, wenn es um gute Drinks geht. Vor allem, wenn diese etwas entspannter sein sollen. Dies liegt vor allem an seinem einzigartigen Stil und der Idee, die dahintersteckt. Und ehrlicherweise auch daran, dass man ihn nahezu überall zu einem guten Preis bekommt.
Maker’s Mark – der erste moderne Bourbon
Die Geschichte dieses berühmten Bourbons beginnt in den 1950er Jahren, als Bill Samuels mit der Familientradition brach und einen leichteren und milderen Bourbon destillierte. Historisch war der Bourbon häufig ein eher rauer Whiskey, der selten wahre Eleganz an den Tag legte.
Nach der Prohibition und dem zweiten Weltkrieg war Bourbon nicht sonderlich verbreitet und en vouge, wurde doch die dahintersteckende Industrie in den Jahrzehnten zuvor schwer erschüttert. Die Gründung der Marke Maker’s Mark, die Sehnsucht nach einem milden und modernen Bourbon und einiges an Marketing-Strategie seitens der Familie Samuels, sorgten langsam aber sicher für eine Wiedergeburt der Kategorie.
Die gesamte Geschichte der Familie und der Marke haben wir hier für Dich geschrieben.
Mais und Weizen
Klassischerweise muss Bourbon Whiskey bekanntlich mindestens 51% Mais in der Mash Bill enthalten. Der Rest wird häufig durch den würzigen und kernigen Roggen bestimmt. Und an dieser Schnittstelle setzte Bill Samuels bei der Kreation seines Maker’s Mark Bourbons an. Er setzte den Maisanteil der Mash Bill (Maische) nicht nur auf 70% hoch, sondern verzichtete er vor allem auf den Roggen. Stattdessen entschied er sich dazu, 16% Winterweizen und 14% Gerstenmalz zu verwenden. Vor allem der Winterweizen sorgt dafür, dass der Maker’s Mark Bourbon so mild und weich ist.
Während Roggen und Mais historisch eng verwoben sind mit der amerikanischen Whiskeygeschichte, sind Weizen und vor allem Gerstenmalz nicht ganz so typisch. Dabei fanden sich auf den Plantagen des us-amerikanischen Südens schon immer diese beiden Getreidesorten – allerdings als Feldbepflanzung nach der Tabakernte, um die Felder dieses wichtigen Agrarprodukts vor Erosion zu schützen. Nachdem jedoch der Anbau von Tabak immer mehr in den wirtschaftlichen Hintergrund geriet, begannen die Bauern damit, hauptsächlich das Getreide anzupflanzen.
Walzen und eine schonende Maischung
Der erste Schritt der Herstellung beginnt mit einer sehr schonenden Zermahlung des Getreides. Hierbei kommt keine klassische Mühle zum Einsatz, sondern man zerquetscht eher das Getreide auf einer Walzenmühle. Das Ziel dabei ist es, die Temperatur so niedrig wie möglich zu halten, um das Getreidearoma zu erhalten und Bitterstoffe vorzubeugen.
Das zermahlene Getreide wird dann eingemaischt. Allerdings geschieht dies nicht auf einmal, sondern temperaturgesteuert nacheinander. Zuerst kommen der Mais und etwas Gerstenmalz in das Wasser und diese Maische wird ca. drei Stunden hoch erhitzt. Danach wird die Maische auf rund 70°C abgekühlt, um den Weizen hinzuzugeben und anschließend wird bei 65°C das restliche Gerstenmalz eingemaischt. So garantiert man den schonendsten Auszug des Zuckers aus dem Getreide.
Das Sour Mash Verfahren und eine klassische Bourbon-Destillation
Der finalen, süßen Maische wird dann das sogenannte setback dazugegeben. Dies ist ein überbleibender Rest aus der Fermentation der letzten Charge. Diese vergorenen Reste initiieren nicht nur den Fermentationsprozess, sie sorgen vor allem auch dafür, dass man deutlich konsistenter Aromen erhält. Das Prinzip ist identisch mit der Herstellung eines Sauerteigbrotes – warum Brote für die Entwicklung von Maker’s Mark Bourbon wichtig sind, das haben wir hier aufgeschrieben.
Die Maische fermentiert sich nun also und es entsteht das so typische saure Bier, welches zur Destillation gegeben wird. Ein kleiner Teil dieser Maische wird im Übrigen wieder als setback zurückgehalten und der nächsten Fermentation beigegeben. Eine never ending story.
Destilliert wird die Mash dann in einer 16bödigen Kolonnenbrennblase und anschließend in einer kleinen Pot Still. Diese ist in der Destillationstheorie von Bourbon als Doubler bekannt und man kann von einer halbkontinuierlichen Destillation sprechen. Das Ziel ist ein feines aber dennoch körperreiches Rohdestillat – dieses wird White Dog genannt – zu erhalten.
Dieser White Dog hat nach Ende des Brennprozesses 65% Vol. Alkohol, welche zur Einfüllung in die Fässer auf 55% Vol. reduziert wird.
Frische Fässer und ein wichtiges Gesetz
Maker’s Mark Bourbon reift, wie alle Bourbon in frischen Fässern aus amerikanischer Weißeiche. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben und einer der zentralen Aspekte der Bourbon Produktion. Und sorgt ganz nebenbei dafür, dass u.a. in Schottland sogenannte ex-Bourbon Casks eine der wichtigsten Fasstypologien überhaupt ist – schließlich werden alle gebrauchten Fässer aus den USA weiterverkauft. Dieser Fasshandel ist aber auch für die Rum- und Tequilaindustrie von elementarer Wichtigkeit! Dass Bourbon Whisky in frischen Fässern reifen muss war im Übrigen eine politische Entscheidung der 1960er Jahre. Es ging dabei vor allem um den Erhalt von Arbeitsplätzen in der durch Urbanisierung und modernen Hausbau bedrohten us-amerikanischen Holzindustrie.
Im Umkehrschluss zu dieser verordneten Abnahmeverpflichtung der Bourbonindustrie, erklärte die US-Regierung am 4. Mai 1964 Bourbon zur genuin amerikanischen Spirituose. Auch, um dem eigenen Whisky eine stärkere Identität zu geben – vor allem in Abgrenzung zum Scotch Whisky.
Das Holz der frischen Fässer für Maker’s Mark kommt dabei aus einem der berühmtesten Eichenwälder der USA: den Ozark Mountains. Die dort wachsenden Eichen sind weltweit berühmt für Ihre Qualität und spielen u.a. bei Glenmorangie, speziell beim Astar oder dem legendären Signet eine wichtige Rolle.
Fassreife, Zeit und der Wille rein gar nichts zu ändern
Die Fassreifung für Bourbon ist eine wahrlich wundervoll komplexe Arbeit, die wir hier versuchen kurz zu umreißen, denn die Lagerhäuser von Maker’s Mark sind fabelhafte Beispiele dafür.
Die Lagerhäuser in Kentucky sind oftmals mehrere Stockwerke hoch und haben mit den klassischen Lagerhäusern schottischer Brennereien wenig gemein. Die Idee dabei ist ein eigenes Klimasystem in den Lagerhäusern zu schaffen. In den oberen Etagen staut sich die Hitze und es wird gerade im Sommer extrem heiß. Dies führt dazu, dass aus dem Fass vorwiegend Wasser verdunstet und der Alkohol sich so konzentriert und erhöht.
In den untersten Etagen hingegen ist es deutlich kühler, so dass dort mehr Wasser als alkohol aus dem Fass entweicht. Das Wissen um diese Temperaturdynamik ist recht komplex und ist wichtiger Bestandteil des klassischen Handwerks der Bourbon-Herstellung.
Durch diese extremen Bedingungen wird nicht nur Aroma und Süße aus den Fässern extrahiert, es steigt auch wieder der natürliche Alkoholgehalt des reifenden Whiskys, so dass einige Fässer schlussendlich wieder 62,5% Vol. erreichen. Dies erzielt man damit, dass die Fässer nicht an einem Ort liegen bleiben, sondern über die verschiedenen Etagen rotieren.
So reift der Maker’s Mark Bourbon für sechs bis sieben Jahre auf verschiedenen Ebenen, um dann mit seinen 45% Vol. abgefüllt zu werden. Und dies, wie es das Gesetz vorschreibt, ohne zusätzliche Süßung oder Farbstoffe.
Auf die Frage, ob man bei der Fassreife etwas verbessern oder gar beschleunigen wolle, antwortete Bill Samuels einmal lakonisch:
„Wenn wir es noch schneller machen könnten, würden wir es nicht tun.“
Aber wie schmeckt denn nun der erste moderne Bourbon, in dem so viel Besonderheit und Handwerk steckt?
Maker’s Mark Bourbon und seine wundervolle Eleganz
Im Glas leuchtet der Whisky (und ja, Maker’s Mark ist einer der wenigen amerikanischen Whiskies, die sich ohne e schreiben) in einem dunklen Bernstein und versprüht schon im ersten Moment eine dichte, cremige Süße.
Der Maker’s Mark Bourbon wirkt von Anfang an super weich und ein wenig fruchtig und die 45% Vol. Alkohol spürt man kein bisschen. Natürlich finden sich schnell die so typischen Aromen frischer Fässer, die ein wenig an Klebstoff erinnern, aber das gehört einfach dazu und verflüchtigt sich super schnell. Man findet Aromen von gebackenem Brot und die so Bourbon-typische Popcorn-Note. Wenn man nicht wüsste, dass es seriöser Alkohol ist, könnte man über wundervolle Kindheitserinnerungen auf dem Jahrmarkt fabulieren.
Diese tolle Süße, die so gemütlich wirkt, wird ab und an von hellen Nuancen durchbrochen, die an Orangen und in der Tiefe an gebackenen Kürbis erinnern. Dazu auch eine leichte Fruchtigkeit von Pfirsichen – weswegen wir den Teaches of Peaches für einen ganz fabelhaften Sommerdrink halten.
Mit der Zeit wirkt der Maker’s Mark Bourbon heller und trockener mit einer harmonischen Würze. Er gewinnt zunehmend an Präzision. Ob dies an dem kalkhaltigen Wasser liegt, welches auf der Farm zur Maischung benutzt wird? Es ist schon spannend zu sehen, wie viele kleine Parallelen zu Glenmorangie zu finden sind, denn ein bisschen erinnert der Maker’s Mark Bourbon auch an den berühmten Glenmorangie 10 Jahre. Es handelt sich hierbei halt um einen modernen und eleganten Bourbon.
Gemütlichkeit und Perfektion
Im Mund startet der Whisky erstaunlich kräftig – aber das sollte er auch mit 45% Vol.! Diese Dynamik wird allerdings durch die wundervolle Süße entschärft und eine cremige Textur legt sich ganz gemütlich auf die Zunge. Dieser Whisky versprüht Ruhe und Gelassenheit.
Feine Gewürze lassen sich finden aber der weiche Weizen spielt seine Rolle einfach perfekt in der Balance, die sich spicken lässt von einer tollen Fruchtigkeit, welche an gebackenes Obst erinnert. Ich bekomme sofort Lust auf eine Pfirsich-Tarte und Mandelplätze.
Man arbeitet sich von Schluck zu Schluck durch eine fast schon wuchtige Gemütlichkeit, die ein bisschen an schwere Federbettwäsche erinnert; hin zu mehr Struktur: Holz, Süße, Orange und etwas mehr dunkle Gewürze. Schon nach wenigen Schlucken merkt man, dass der Maker’s Mark Bourbon einfach ein toller Bourbon ist und ein perfekter Einstieg in diese Kategorie von Whisky.
Wer Extreme liebt, ist beim Maker’s Mark Bourbon vielleicht nicht bestens beraten, doch wer auf der Suche nach einem wirklich balancierten und milden Bourbon ist, der dennoch ausreichend Kraft präsentiert und Relevanz hat, der ist hier goldrichtig!
Maker’s Mark Bourbon: Wundervolle Genügsamkeit
Ja, Ecken und Kanten lassen sich kaum finden, aber genau das macht den Maker’s Mark Bourbon ja auch so wundervoll. Und auch erfolgreich. Schließlich war er von 1954 bis 2010 das einzige Produkt, was man in Loretto auf der Star Hil Farm produzierte. Darauf angesprochen antwortete Bill Samuels verschmitzt:
“Do you see a Chateau Lafite Reserve? No! That’s why there’s only Maker’s Mark bourbon“
Und genau das ist es! Wenn man mit einem Produkt so dermaßen erfolgreich ist, warum sollte man es dann ändern? Und auch wenn einige Whisky-Nerds immer nach dem Prinzip höher, weiter schneller; oder doller, wuchtiger und krasser verlangen – nichts, absolut nichts spricht gegen einen einfach leckeren und entspannten Bourbon. So wie der von Bill Samuels, der im Übrigen auch in einem Whisky Sour eine wirklich ausgezeichnete Figur macht.
Allgemeine Informationen
- Hersteller: Maker’s Mark
- Alter: 4-6
- Alkoholgehalt: 45% Vol.
- Farbstoff: Nein
- Kühlfiltration: n.n.
Diese Verkostung entstand in Zusammenarbeit mit Beam Suntory Deutschland. Außer Bourbon ist hier jedoch nix geflossen.