Appleton Estate 12 Jahre Jamaica Rum ist vielleicht einer der besten Preis-Leistungs-Sieger, wenn es um gereifte Zuckerrohrdestillate geht. Tolles Handwerk und eine vertrauenswürdige Altersangabe machen diesen Rum zu einem der besten seiner Klasse. Ursprünglich erschien dieser Beitrag auf spirit-ambassador.de und hat eine ungefähre Lesezeit von 3 Minuten.
Dass man bei Appleton Estate keine Rums von trivialer Langeweile macht, muss man so lange glauben, bis man die ersten zwei, drei Abfüllungen probiert hat. Von jungen, ambivalent-dynamischen Blends wie dem V/X bis hin zu großen komplexen Werken – der 21-Jährige – reicht die Bandbreite dieser esterreichen Pot-Still Destillate aus dem Nassau Valley, welche unter eindrucksvollen Bedingungen in Fässern aus amerikanischer Weißeiche reifen dürfen. Und einige davon viele Jahre lang. Dabei kommen vorwiegend Fässer zur Verwendung, die man vorher bei Jack Daniels’s für die Reifung deren Whiskeys nutzte.
Von Vertrauen
Mit dem 12jährigen bringt man nun schon seit vielen Jahren ein Age-Statement auf den Markt, welches nicht umsonst zu den vielleicht besten Rums der Welt zu zählen ist. Vor allem, wenn man versuchen möchte, ein Verhältnis von Preis und Leistung zu konstruieren, oder wenn es darum geht, Vertrauen in Altersangaben zu schaffen. Prinzipiell sind Altersangaben ganz persönlich zu bewerten. Gibt es jene ist es schön, fehlen sie, ist es aber auch nicht schlimm – schließlich entscheidet die eigene Nase und der eigene Gaumen über Gefallen des jeweiligen Produktes. Kompliziert wird es, wenn Altersangaben etwas andeuten, was so nicht gegeben ist. Besonders kompliziert wird dies bei Rums, welche im sherry-typischen Solera-Verfahren reifen durften. Da es jedoch an dieser Stelle nicht um eine Debatte darüber gehen soll, sei nur so viel gesagt: diese Altersangabe verweist darauf, dass hier jeder einzelne Tropfen Rum mindestens 12 Jahre in den Fässern unter der karibischen Sonne reifen durfte, bevor er von Masterblenderin Joy Spence zu diesem aromatischen Statement komponiert wurde.
Ein dunkler Stern
In dunklem Kupfer, schwer gezeichnet läuft dieser Wuchtige Rum in das Glas und verströmt sofort eine schwere Würzigkeit, die jedoch noch ordentlich verschlossen wirkt. Erst mit der Zeit öffnet sich dieses Tor aus Holz und offenbart dahinter eine fulminante Süße von Datteln, Feigen und Backpflaumen in der Nase. Die Würzigkeit schlüsselt sich auf in Kardamom, Süßholz und Sternanis, unterbrochen von frischen Spitzen der Schalen von Orangen. All dies scheint in einem großen Topf voller Rum-Rosinen zu passieren. Ein Duett von Cacao und Kaffee beginnt sich in diese breite Struktur zu integrieren und wird unterstützt von gebrannten Mandeln – die jedoch nicht kitschig übersüßt wirken, sondern eher Struktur geben. Schon in der Nase offenbart sich eine enorm schwere Textur. Die starken Ester sind deutlich zu spüren. Doch immer wieder tauchen nach längerer Zeit Lichtpunkte im Dunkel auf – Maracuja oder Papaya wollen sich zeigen und lassen sich von Orangenzesten helfen. Doch im Hintergrund bilden Kaffee und Schokolade den Grundbeat.
Diese dunkle Grundstruktur lässt sich auch im Mund finden, der sich mit dem ersten Schluck in eine ölige und cremige Struktur wandelt. Süße und Frucht bilden hierbei die anfänglichen Aromen, deren Ausschweifungen nur gehalten werden von einem Rahmen latent trockener Gewürze. Noten von Kaffee können sich nicht zwischen Dekadenz und notwendiger Struktur entscheiden, doch rote Früchte – Amarenakirschen – und vor allem Rosinen übernehmen zumindest die Seite der Dekadenz. Je länger der Appleton 12 im Mund bleibt, umso mehr stellt man sich die Frage, was es eigentlich noch braucht für einen nahezu perfekten Rum Manhattan. Auch im Mund entwickelt sich dieser körperreiche Rum noch weiter und wird mit der Zeit gelbfruchtiger. Reife Mangos lassen sich finden, leicht gewürzt mit Cayenne-Pfeffer und Muskat. Die Aromenvielfalt breitet sich aus, doch verliert jeder einzelne Tropfen kein Bisschen von seiner Kraft.
Kraft, Ausdauer und die Bedeutung von Zeit
Zurück bleibt eine beeindruckte Zunge voller dunkler Frucht und Würze, am Gaumen jedoch eine unglaubliche Frische. Der gefühlt ewige Nachklang kombiniert wie in einer Zusammenführung aller Eindrücke alles zu einer versöhnlich weichen, eleganten Erinnerung, die sofort Lust auf eine Zigarre macht. Hier spielen Kraft, Ausdauert und süßer Körper ein harmonisches Konzert, welches wirklich vortrefflich geeignet ist um eine Rauchbegleitung zu wählen – unter der Voraussetzung man rauche.
Dieser 12 Jahre alte jamaikanische Rum beweist auf das Beste heraus, wie wichtig es ist, solchen Produkten den notwendigen Raum, vor allem jedoch die notwendige Zeit zu geben, sich zu öffnen. Hat man ein wenig Geduld, wird man belohnt durch opulente Aromen und eine Vielseitigkeit die schwer zu übertreffen ist. Vor allem dies zeichnet die Pot-Still Destillate Jamaikas aus. Kräftige, kantige und dennoch balancierte Rums von unglaublichem Niveau.
Egal ob pur, auf Eis oder in einem Drink – Appleton 12 ist definitiv ein schwerer partner in crime.
Allgemeine Informationen
- Hersteller: Appleton Estate
- Alter: 12 Jahre
- Alkoholgehalt: 43% Vol.
- Farbstoff: k.A.
- Kühlfiltration: k.A.
Vielen Dank an Campari Deutschland für die Bereitstellung der Flasche. Außer Rum ist hier nix geflossen.