Erfahre alles über einen der wohl spektakulärsten Whiskies der Private Edition Reihe aus dem Hause Glenmorangie: den Glenmorangie Artein – ein 15 Jahre alter Single Malt, nachgereift in berühmten Weinfässern aus der Toskana. Ursprünglich auf spirit-ambassador.de erschienen, hat dieser Beitrag eine ungefähre Lesedauer von 3 Minuten.
Artein ist aus dem Gälischen heraus zu übersetzen mit Stein und das Thema ‚Stein‘ ist bei Glenmorangie von nicht unerheblicher Bedeutung. Zum einen verweist es auf die mineralische Wasserquelle der Highland-Destillerie, die Tarlogie Spring. Deren Wasser muss durch viele Schichten Kalkstein dringen, um schlussendlich an die Oberfläche zu gelangen. Dabei löst es viele Mineralien – vor allem Calcium und Magnesium – und wird dabei sehr hart und reich an eben jenen Stoffen. Zum anderen spielt in der Geschichte von Glenmorangie ein Stein eine besondere Rolle: der Hilton of Catboll Stone. Eine über 4 Meter große Steinplatte aus dem 8. Jahrhundert, von dessen unterer Hälfte das Symbol Glenmorangies, das sogenannte Signet entnommen ist. Dies alles läuft in der limitierten Abfüllung des Glenmorangie Artein zusammen, einer Abfüllung aus der Private Edition. Der Reihe von Whiskys, die aus dem Kuriositäten-Kabinett von Dr. Bill Lumsden kommen und eine Erweiterung des Themas Single Malt Scotch Whisky darstellen. Dabei handelt es sich um die dritte Abfüllung dieser Reihe aus dem Jahre 2012.
Dass das Alter eines Whiskys – angegeben zumeist auf dem Etikett – immer nur das jüngste verarbeitete Fass beziffert ist hinreichend bekannt. Häufig sind auch ältere Destillate beigemischt, um eine gewisse Komplexität zu erzeugen. Im Falle des Artein ist es sogar so, dass nur 2/3 des Whiskys 15 Jahre alt sind und die restlichen 33% ein Alter von 21 Jahren erreichen. Eine spannenden Kombination von Altersstufen, die eine gewisse Dynamik in der Textur und im Geschmack verspricht. Doch diese Alterskombination ist nicht das Besondere an diesem Whisky, sondern die Fässer, in denen ein Teil nachreifen durften.
Bei diesen Fässern handelt es sich um sogenannte Supertuscan Fässer. Unter diesem Namen sind Weine aus Italien bekannt, deren Qualität sich eigentlich nicht in eine der regulären und klassischen Weinkategorien einfügen lassen. Diese wuchtigen Rotweine – oft auch auf mit französischen Trauben wie Cabernet Sauvignon oder Merlot – vinifiziert, wurden als Gegenentwurf zur damals spießigen Einteilung der Toskana-Weine einfach nur als Landweine kategorisiert, Doch schnell wurden Sie, nach internationalem Vorbild auf Kraft und Volumen komponiert – zu absoluten Stars am Weinhimmel und zählen heute zu den hochpreisigsten Weine Italiens
Der spezielle Wein, der in diesen Fässern zuvor reifte, war Sassicaia. Ein ganz besonderer Wein, dessen Ruf einmalig ist. Er gilt als derjenige, der den italienischen Weinbau revolutioniert haben soll. In einer kleinen, aber sehr steinigen Lage in der Nähe von Bolgheri – an der toskanischen Mittelmeerküste – reifen schwer mineralische Weine auf der Grundlage von Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Diese seltenen Weine erhalten nicht nur regelmäßig Höchstpunkte in Weinbewertungen, sie sind sogar die einzige Lage ganz Italiens mit einem eigenen D.O.C.. Damit eine fantastische Grundlage für die Reifung der feinen und frischen Destillate von Glenmorangie.
Allein die Farbe lässt eine enge Verbindung zum Thema Wein assoziieren, denn es ist eine tiefrote, dunkle Bronze, die sich im Glas bewegt. Schon beim Eingießen dieser mittlerweile sehr seltenen Abfüllung entsteht ein voluminöses und kräftiges Aroma in der Nase. Rote Früchte und eine extreme Mineralität sind die ersten Nuancen, die man wahrnimmt. Man denkt anfänglich tatsächlich mehr an Wein, denn an Whisky. Trauben und Tannine bestimmen das Erscheinungsbild. Dazu kräftige Granit-Töne. Eines ist klar: dieser Whisky benötigt viel Zeit zum Atmen, damit er seine volle Aromatik entfalten kann. Erst nach vielen Minuten erscheinen andere Noten in der Nase. ein zarter Körper von Cappuccino, feinste Schokolade und eine leichte Pfeffrigkeit. Diese erinnert jedoch eher an Minze, denn an Pfeffer. Im Mund wirkt dieser Whisky als erstes sehr trocken. Sofort setzt eine adstringierende Wirkung ein, die durch die deutliche Mineralität stark unterstützt wird. In dieser ersten Stufe kommt der Wein in Geschmack und Textur voll durch. Auch die Aromen roter Früchte – Beeren und Kirschen – haben in den Sassicaia-Fässern ihren Ursprung. Erst langsam entstehen die typischen ex-Bourbon Aromen, deren cremige Schokoladen- und Toffee-Noten einen spannenden Kontrapunkt setzen. Doch die Mineralität geht nie ganz verloren. Hier arbeiten junge und alte Fässer, Wein- und Bourbon Fässer äußerst dynamisch mit- und gegeneinander.
Im Nachklang, der sehr lange andauert, verbleiben vor allem die roten Früchte und ein trockener Kakao. Die anfängliche Minze kommt zurück und hinterlässt auch hier eine Gegensätzlichkeit zur Fruchtsüße.
Der Glenmorangie Artein ist gewiss kein einfacher Whisky. Die typische Leichtigkeit eines Glenmorangies wird hier durch die wuchtigen Weinfässer sehr stark dominiert und in den Hintergrund geschoben. Kein Whisky, den man sich sofort erschließt, aber einer, der sehr lange sehr viel Spaß garantiert. Ihn sollte man unbedingt in einem Weinglas probieren, um die extreme Vielschichtigkeit zu erfahren. Dazu ein Stück Hartkäse und man ist definitiv eine ganze Weile aromatisch beschäftig.
Allgemeine Informationen
- Hersteller: Glenmorangie Distillery
- Alter: 15 Jahre
- Alkoholgehalt: 46% Vol.
- Farbstoff: Nein
- Kühlfiltration: Nein
Vielen Dank an Moët Hennessy Deutschland für die Bereitstellung der Flasche. Außer Whisky ist hier nix geflossen.