Ein Drink fürs Bett: der Between the Sheets besticht nicht nur durch eine komplexe Rezeptur, sondern auch durch das Vermögen, eine gefährliche Liason zu forcieren. Die zwischen Spirituosenkategorien und vielleicht auch zwischen… aber das lassen wir an dieser Stelle offen. Alles, was Du über den Between the Sheets wissen musst und warum diese gefährliche Rezeptur so verlocken ist, erfährst du hier in 5 Minuten.
Between the Sheets – Eine reizende Rezeptur
Meine ganz persönliche erste Begegnung mit dem Between the Sheets fand in den späten 2000er Jahren an der Bar des Rückholz in Potsdam statt. In der Verantwortung der dortigen Cocktailkarte war ich auf der Suche nach klassischen Drinks, die einer historischen Relevanz unterlagen, in der damaligen Zeit jedoch nahezu in Vergessenheit geraten waren. Neben dem Brooklyn und dem Bronx war das unter anderem auch der Monkey Gland und die White Lady. Drinks die wir hier auch noch einmal erwähnen werden.
Innerhalb dieses Kanons tauchte dann auch der Between the Sheets auf, dieser entwickelte sich zwar nicht zu einem Verkaufsschlager, jedoch war er stets in der Karte des Rückholz zu finden. Dies lag an dem persönlichen Reiz dieses Drinks – vielmehr seiner Rezeptur. Denn während ein Manhattan (hier findest Du alles zum Manhattan) oder ein Old Fashioned tatsächlich einer gewissen Gelinggarantie unterlagen, so war der Between the Sheets einer der wenigen Drinks, die absolute Perfektion verlangten.
Amerikanische Laken und französische Betten
Der Ursprung dieses Drinks – um die Geschichte schlussendlich zu beginnen – findet sich wahrscheinlich in den USA. Im Jahr 1929 veröffentlicht Frank Shay, ein New Yorker Buchhändler und (aus heutiger Sicht) Kreativer, ein Buch mit dem Titel Drawn from the wood – ein mehr oder weniger illustre Sammlung voller Anekdoten in Bezug auf zumeist alkoholische Getränke und Musik. Ein Kompendium der Zerstreuung in dem auch ein Drink mit dem Namen Between the Sheets Erwähnung findet – damals als eine Mischung von gleichen Teilen Bacardi, Gin und Cointreau (hier die Geschichte dieses berühmten Likörs). Eine wundersame Rezeptur, die sich – so viel sei vorweg gesagt – eine ganze Zeit hielt.
Im Zuge der Diaspora amerikanischer Bartender während der Prohibition gelangte dieser Drink irgendwie nach Paris und in die Hände des berühmten Harry MacElhone. Der Barchef der Harrys New York Bar in Paris soll die Komposition aus zwei unterschiedlichen Spirituosen an einen damals sehr populären Drink angepasst haben: den SideCar (darüber haben wir hier berichtet). Er ersetzte Gin durch den in Frankreich weitaus geläufigeren Cognac.
Die tatsächliche Rolle MacElhones für die Entwicklung des Between the Sheets ist umstritten, fest steht jedoch, dass dieser Drink vor allem ob seines Namens genau den Humor des Schotten getroffen haben wird. Ihm sind doch auch die White Lady (hier die Geschichte dieses liquiden Desserts) und der Monkey Gland zuzuschreiben.
London und der Nahe Osten
Die heutige noch gemixte Rezeptur entstand wohl eher in London Ende der 1920er Jahre. Zumindest lässt der Eintrag in das berühmte Cocktailbuch des Savoy Hotels von Harry Craddock aus dem Jahr 1930 dies vermuten. Er mixt unter dem Namen Between the Sheets je 1/3 Brandy, Rum und Cointreau und vermengt dies mit einem Spritzer Zitronensaft.
Eine spannende, wenn auch gewaltätige Anektdote bekommt der damals wohl auch als American Sidecar bekannte Drink in einer Erzählung von Charles H. Baker aus dem Jahr 1939. Während seiner Reise nach Jerusalem kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen, welche durch die englische Besatzungsmacht des damaligen Palästinas blutig niedergeschlagen wurden. Zur eigenen Sicherheit flohen er und einige Bekannte in das King David Hotel und damit in die Arme des dortigen Bartenders Weber.
Weber mixte Ihnen einen American Sidecar, der aus Cognac, Cointreau, Gin und Zitronensaft bestand. Hier verweben sich die Rezepturen und der Rum wird durch den Cognac ersetzt.
Doch welche Rezeptur ist es nun, die wir heute bekommen, wenn wir einen Between the Sheets bestellen?
Der Between the Sheets und seine vermeintlich einfache Rezeptur
Grundsätzlich erscheint die folgende Rezeptur recht simpel:
- 30ml heller Rum
- 30ml Cognac
- 30ml Triple Sec
- 20ml Zitronensaft
Das Ganze schnell und kräftig auf Eis geschüttelt und in eine vorgekühlte Coupette abgeseiht und mit einer Zitronenzeste aromatisiert.
Hierbei kommt es schlussendlich auf die Kooperationsfähigkeit der beiden Spirituosen an. Ein zu milder Cognac würde die Säure zu sehr gewinnen lassen – ein klassisches SideCar Problem – und ein zu milder Rum täte dem nach. Wenn jedoch einer der beiden Parteien übermächtig stark daherkommt, dann findet sich kaum eine Balance.
Auf der anderen Seite bedarf es einer gewissen Präsenz der Säure, damit dieser Drink eine innere Dynamik erhält.
Darüber hinaus braucht es die ausgleichende Süße des Orangenlikörs. Da es keine weitere Zuckerquelle in diesem Rezept gibt, sollte man unbedingt auf Cointreau zurückgreifen. Was diesen Orangenlikör so besonders macht, erfährst Du im Übrigen hier.
Ich habe großartige Erfahrungen mir dem Plantation 3 Stars Rum und dem Remy Martin 1738 Cognac gemacht. Beide Produkte funktionieren in der oben angegebenen, mittlerweile als klassisch geltenden Rezeptur ganz hervorragend und erzeugen einen Drink, der balanciert ist und mit einer filigranen Säure ganz wundervoll animiert. Und das bei ansonsten 90ml alkoholischen Zutaten, die selbst mit dem Cointreau allesamt mehr als 40% Vol. haben.
Ein Balance Akt und unterschiedliche Drinks
Eine recht häufig genannte, zweite Rezeptur des Between the Sheets stammt aus der Feder von Dave Arnold. Dieser bekannte, sehr wissenschaftlich arbeitende Barman aus New York City gründete die in den 2000er Jahren berühmte Booker and Dax Bar. Dies war einer der ersten Orte, in denen Bartending zu einer Wissenschaft erhoben wurde, die nicht nur durch Exaktheit bestimmt war, sondern und vor allem durch den Einsatz modernster wissenschaftlicher Geräte. Arnold ist zudem Gründer des Museum of Food and Drink in New York. Sein Beitrag zu amerikanischen und auch globalen Barszene ist nicht zu unterschätzen und mit seinem 2014 publizierte Buch Liquid Intelligence: The Art and Science oft he Perfect Cocktail schuf er ein Standardwerk der modernen Mixology.
Und genau in diesem Buch präsentiert Dave Arnold eine Rezeptur, die zum einen eine beeindruckende Präzision darstellt und zum anderen eine völlig neue Interpretation des Between the Sheets.
Arnold empfiehlt für einen dichteren und deutlich Cognac-dominanten Drink folgendes Rezept:
- 45ml Cognac
- 20ml Triple Sec
- 15ml weißer Rum
- 15ml Zitronensaft
Bei der Produktauswahl bleiben wir bei dem Remy Martin 1738 und dem Plantation 3 Stars sowie dem Cointreau. Der damit erzielte Drink ist deutlich dichter und körperreicher, mir allerdings eine Spur zu süß. Eventuell könnte man hier Abhilfe schaffen, in dem man statt des Cointreau einen trockeneren Orangenlikör verwendet.
Es ist super spannend zu erleben, wie die Anpassung der Mengen zwei völlig unterschiedliche Drinks erzeugt. Während Anne die Dave Arnold Interpretation bevorzugt, bin ich eher ein Fan der ersten, der klassischen Rezeptur, die etwas mehr Säurestruktur in den Drink bringt und ja, so ehrlich muss ich sein, eine tolle Alternative zum SideCar ins Glas bringt.
Der Between The Sheets – ein polyamoröser Drink
Egal in welcher Version Du den Betweeen the Sheets mixt, es ist ein toller Drink, der trotz seines hohen Alkoholgehalts schnell nach einem zweiten verlangt.
Es gibt wenige Drinks, deren Rezeptur auf den ersten Blick verwirrend anmutet, da wir es kaum gewohnt sind, das verschiedene Basisspirituosen miteinander vermixt werden. Aber vielleicht sollten wir das einfach öfter ausprobieren. Oder uns zumindest darauf verlassen, dass der Between the Sheets dafür ein vortreffliches Beispiel ist.
Und ob Du diesen Drink nun im Bett genießt oder wo auch immer, bleibt Dir überlassen. Lust auf mehr macht er allemal. Also lass uns die Betten aufschütteln und noch einen Drink mixen!
Cheers.