Der Domaine de Villaine Aligoté aus Bouzeron ist ein Wein, den man, wenn man ihn einmal getrunken hat, immer wieder haben möchte. Er ist ein Meisterwerk der Aligoté-Vinifizierung und der beste Beweis, wie elegant und luxuriös diese vermeintlich einfache Rebsorte des Burgunds erscheinen kann. Was das Besondere an diesem Wein ist und wie er schmeckt, das erfährst Du hier in 6 Minuten.
Bouzeron – ein kleines Dorf im Herzen des Burgund
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Die kleine Gemeinde von Bouzeron, die nicht einmal 150 Einwohner zählt, ist in vielerlei Hinsicht ein besonderer Ort. Am nördlichen Ende der Côte de Chalonnaise gelegen, findet sich das kleine Dorf ziemlich genau zwischen Chagny und Rully. Aufgereiht finden sich nach Norden und Süden die großen Namen des burgundischen Weinbaus.
Schon die Römer gründeten im 3. oder 4. Jahrhundert hier eine Siedlung, von der ganz in der Nähe, noch eine Ausgrabungsstätte eines römischen Feldlagers zeugt. Von einem politischen und wirtschaftlichen Zentrum konnte man in Bouzeron nicht sprechen, aber es reichte zumindest im Zuge der Französischen Revolution dafür, dass es den offiziellen Gemeindestatus erhielt und heute gilt dieser für ganze 3,7 Quadratkilometer Ortschaft.
Das Terroir von Bouzeron
Das Bouzeron als Gemeinde über die Grenzen hinaus bekannt ist, liegt vor allem am Weinbau, der hier schon seit dem Mittelalter betrieben wird. Es waren Mönche des Klosters Cluny, die hier im 12. Jahrhundert die ersten Rebstöcke pflanzten und die besondere Lage, das Terroir von Bouzeron erkannten.
Auf ungefähr 230 bis 350 Meter über dem Meeresspiegel finden sich hier sanfte Hügel, an deren Hängen es vorwiegend kalkhaltige Böden gibt, während die tiefergelegenen Flächen nährstoffreiche Böden sind. Insgesamt sind es heute ca. 60 Hektar Rebfläche, die zu Bouzeron gehören, doch vor allem die Kargen Hänge sind es, die der Gemeinde zu vinophilem Weltruhm verhelfen.
Das Besondere an dieser Ortschaft ist, dass hier fast ausschließlich Aligoté gepflanzt ist. Kein Chardonnay und kein Pinot Noir. Und dies mit Erfolg, denn die Weine von Bouzeron, dieses Terroir, in das sich die sonst so vermeintlich rustikale Rebsorte Aligoté verliebt hat, sind von besonderer Eleganz. Und diese Eleganz führte dazu, dass schon im Jahr 1977 der Gemeindename auf die Etiketten gedruckt wurden und ab dem 17.02.1998 Bouzeron eine eigene Appellation innerhalb des Burgunds wurde.
AOC Bouzeron
Das Besondere an der AOC Bouzeron ist nicht nur, dass diese sich ausschließlich auf Aligoté beruft, sondern auch nur auf die Weine, die an den Hängen wachsen. Man hat schnell erkannt, dass es die kargen, kalkigen Hänge sind, welche die Eleganz erzeugen, die von wahrer Relevanz sind. Damit ist Bouzeron eine von genau zwei Appellationen im Burgund, die Chardonnay als weißen Wein ausschließt, während diese berühmte internationale Rebsorte ja ansonsten das Burgund neben dem roten Pinot Noir bestimmt.
Die zweite Appellation ist Saint-Bris im Chablis, wo die bestimmende Rebsorte Sauvignon ist. Aber dies ist einen anderen Artikel wert.
Domaine de Villaine – ein Name mit Weltruf
Es ist jedoch nicht nur das einzigartige Terroir, was für den Ruf der kleinen Gemeinde verantwortlich ist. Auch wenn schon im 18. Jahrhundert die Weine eine gewisse Berühmtheit erlangten, so ist der Weltruf der AOC vor allem mit einem Namen verbunden: de Villain.
Aubert de Villain und seine Frau Pamela zog es hier in die Beschaulichkeit der kleinen Gemeinde und sie erwarben ein altes, ziemlich heruntergekommenes Weingut. Dieses betreiben sie seit dem Jahr 1971 und haben es zu ihrem Wohnsitz gemacht.
Dabei war es nicht das primäre Ziel de Villaines, ein Weingut zu gründen, denn er war ja schon mitverantwortlich für das berühmteste Weingut des Burgunds und eines der wertvollsten Weingüter der ganzen Welt. Aubert de Villaine ist nämlich Miterbe und Vorsitzender der legendären Domaine de la Romanée-Conti.
Biologisches Handwerk und der Fokus auf das Terroir
Schon seit dem Jahr 1986 bewirtschaftet er sein Weingut biologisch und verzichtet auf Herbizide und Pestizide. Mittlerweile wird die Domain de Villaine biodynamisch bewirtschaftet und man fokussiert sich auf die naturnahe Arbeit im Weinberg und auch in der Weinbereitung.
So sind die Weine enorm mengenreduziert und werden natürlich von Hand gelesen. Die Pressung erfolgt rein pneumatisch um den elegantesten Most zu gewinnen und die Vergährung findet teilweise im Stahltank und in Holzfässern statt. Dabei kommt vor allem gebrauchtes Holz zum Einsatz, da man nicht möchte, dass Aromen neuer Fässer die des Terroirs dominieren.
Ich kann mir vorstellen, dass ich als Grundlage für die Definition eines Terroirs die wichtigsten natürlichen Merkmale verwenden möchte, die sich aus der Geologie, der Sonne, dem Klima und der Topographie zusammensetzen. Der Begriff des Terroirs umfasst auch menschliche, historische, soziologische und praktische Definitionen von Weinen.
Aubert de Villaine
Aubert war es auch, der die Entwicklung der Appellation entscheidend vorantrieb. Und mit allem hatte er recht! Dies wird vor allem dann deutlich, wenn man eine Flasche seines Weines öffnet. Und dies machen wir nun.
Domaine de Villaine Aligoté Bouzeron – nicht einfach nur rein Aligoté
Aus insgesamt 17 Parzellen stammen die Weine für den Domaine de Villaine Aligoté Bouzeron. Es sind die ältesten Rebstöcke der Appellation mit einem Durchschnittsalter von über 60 Jahren. Und es ist nicht einfach nur Aligoté, denn hier gibt es unterschiedliche Klone zu beachten.
Von insgesamt über 400 Klonen der Rebsorte Aligoté sind es zumeist Aligoté Vert und Doré, die häufig nebeneinander gepflanzt, verwendet werden. Während Aligoté Vert oft säurestrukturierter ist und krautige Noten forciert, ist die goldig ausreifende, etwas dünnschalige Aligoté Doré feiner, eleganter und von einer luxuriösen Lebhaftigkeit geprägt.
Und der Domaine de Villaine Aligoté Bouzeron ist ausnahmslos aus Aligoté Doré hergestellt. Die Domaine ist eine der wenigen Aligoté-Produzenten, die diese detaillierte Arbeit überhaupt angehen.
Doch wie wirkt sich all dieses Terroir und savoir-fair nun auf den Wein aus?
Ein eleganter Tanz in der Nase
Im Glas präsentiert sich der Domaine de Villaine Aligoté Bouzeron 2022 in einem blassen Strohgold. Der erste Eindruck ist sehr kühl und zart, jedoch nicht gebrechlich. Der Wein wirkt unglaublich feminin und elegant, mit der Zeit mineralisch, doch stets ganz fein strukturiert.
Eine nuancierte aber zurückhaltende Fruchtigkeit findet sich und Anklänge feiner weißer Blüten. Auch wenn es nur ein paar Jahre in der Flasche waren, so scheinen sich erste Reifenoten zu präsentieren, denn mich erinnert der Duft etwas an Obstkuchen. Mit der Zeit intensiviert sich der Ausdruck des Weins, doch er wird nicht laut, vielmehr deutlicher und präziser.
Es entspinnt sich mit mehr Luft und Zeit ein tolles zurückhaltendes Spiel zwischen Frucht und Krautigkeit. Diese erfrischende Kühle des Domaine de Villaine Aligoté Bouzeron 2022 wird immer fokussierter und fester. Und je länger man über diese zärtliche Fruchtigkeit nachdenkt, umso deutlicher wird es einem: Quitte!
Ein großer Wein zum Trinken!
Im Mund wirkt der Domaine de Villaine Aligoté Bouzeron 2022 von Anfang an etwas deutlicher und satter. Eine tolle Säure und doch zugleich eine wunndervoll zärtliche, cremige Textur. Die Frucht erinnert an Limette und später deutlicher an Grapefruit. Es ist erstaunlich, wie der Wein es trotz seiner 13,5 % Vol. schafft, so fein und elegant zu sein.
Dazu diese feine Floralität und die so typische kalkige Mineralität. Wie es eigentlich karge Weine immer wieder schaffen, mit dem richtigen Handwerk so zu verzücken – das begeistert mich immer wieder!
Die Säure ist super stabil und beginnt zwischen Grapefruit und grünem Apfel zu changieren, wodurch noch mehr Fokus auf die Mineralität gelenkt wird. Immer karger werdend, strahlt dieser Wein auf der Zunge und die Mineralität fängt dies alles ein. Was für eine Energie, was für ein Zug, durch den sich wie kleine Explosionen immer wieder fruchtige Strukturen der Säurestruktur hindurcharbeiten.
Mehr und mehr wird dieser Wein größer und verlangt dementsprechend große Schlucke. Egal wie feingliedrig und elegant dieser Wein ist: ich kann und will nicht aufhören, große Schlucke zu nehmen. Das ist ein Trinkwein der Extraklasse! Und ich habe spontan Lust auf eine Jacobsmuschel in Beurre Blanc!
Domaine de Villaine Aligoté Bouzeron – ein Wein für die gehobene Bistroküche
Es ist erstaunlich, wie sehr dieser Wein mich begeistert! Diese Finesse und diese Energie – sie laden förmlich dazu ein, diesen Wein so oft es geht auf den Tisch zu stellen und ihn Leuten zu zeigen. Und natürlich passt er zum Essen ganz hervorragend!
Jetzt könnte man bei dem Namen Aubert de Villaines an gehobene und besternte Küche denken, doch wenn eines sicher ist, dann, dass das Burgund von einfachen Rezepten lebt. Von einfacher, aber perfekter Küche mit dem Fokus auf großartige Zutaten.
Und wer keine Lust auf Jacobsmuschel hat, dem sei versprochen: ein Stück Comte oder Cîteaux passen ganz hervorragend. Oder eine meiner Lieblingsvorspeisen: Mimosa-Eier auf gegrilltem Lauch. Wie praktisch, dass wir das Rezept dafür gleich hier aufgeschrieben haben. Und auch wenn das Gericht ausschaut, als wäre es gehoben, so sind die Zutaten erstaunlich einfach und die Zubereitung auch. Genau das versteht man wohl unter dieser gehobenen Bistroküche, für die dieser Wein perfekt ist!
Abschließend sei gesagt, dass dieser Wein einfach grandios ist und Du ihn unbedingt probieren musst! Ich bin verliebt!
Allgemeine Information:
- Hersteller: Domaine de Villaine
- Rebsorte: Aligoté
- Land: Frankreich
- Region: Bourgogne
- Ausbau: k.A.
- Alkoholgehalt: 13,5% Vol.
Diesen Wein habe ich durch Zufall in einer grandiosen Weinbar in Nürnberg entdeckt. In der 075 Weinbar (Da musst Du unbedingt mal hin!) der großartigen Difan kann man nicht nur großartig Trinken, man kann dort auch Wein kaufen. Und das habe ich im Fall des Domaine de Villaine Aligoté Bouzeron 2022 auch getan.