Wer anfängt, sich seine Hausbar einzurichten, wird schnell viele wunderbare Dinge und Tools finden, die man unbedingt braucht. Und die es in vielen verschiedenen Formen, Materialien und vor allem Preisniveaus gibt. Vieles davon ist wirklich sinnvoll – oft jedoch nur, wenn man professionell Cocktails mixt. Für die eigene Hausbar gibt es einiges an Barzubehör, das man benötigt und vieles, auf das man verzichten kann. Was das alles ist, erfährst Du hier in 5 Minuten.
Arbeitstechniken und ihre Bedürfnisse
Für die Zubereitung von Drinks gibt es verschiedene Arbeitstechniken, doch die wichtigsten drei sind Shaken, Rühren und im Glas bauen – also im direkten Gäste-Glas mixen. Jede dieser Arbeitstechniken hat ihren eigenen Anspruch an notwendige, bzw. zu benutzenden Tools. Von vorne nach hinten – also vom Shaken zum Bauen – werden es immer weniger Ansprüche an das zu benutzende Material und Equipment. Aber fangen wir der umgekehrten Reihe nach an.
Im Glas bauen – das große oder das kleine Löffelchen?
Ob großes oder kleines Löffelchen ist eine Frage, die nicht an die Hausbar gehört, sondern in einen anderen Raum der Wohnung. Viele Wege führen dahin, aber das geht mich nichts an. Die Frage nach dem Löffel für das Rühren im zum Trinken gedachten Glas (das Gästeglas) allerdings schon. Wobei diese Frage recht einfach zu beantworte ist: alles kann – nichts muss. Das Verrühren von Drinks im Glas kannst Du, wenn es notwendig ist, auch einfach mit einem Kaffelöffel machen. Dafür benötigt man wahrlich kein spezielles Equipment, wenn man anfänglich nicht so viel Geld ausgeben möchte.
Natürlich gibt es wahrlich wundervolle Rührlöffel und ich kann mich genau an meine Freude und Begeisterung erinnern, meinen ersten 50cm langen vergoldeten Barlöffel aus Japan in den Händen gehalten zu haben. Stolz wie Oskar. Der Preis lag damals bei knapp 70€ – dafür bekommst Du heute schon mehr als alle Zutaten für eine ganze Menge Old Fashioneds. Ob man wirklich so viel Geld ausgeben muss, darf jeder für sich selber beantworten. Es gibt schon günstige Einstiegsmodelle für unter 10€, die sich ganz hervorragend zum Rühren im Glas anbieten (der hier zum Beispiel). Ob sich am anderen Ende des Löffel eine Gabel oder ein kleiner Muddler (was das ist, klären wir später) befindet, oder gar nur ein Gegengewicht – das ist für daheim ehrlicherweise irrelevant. Ich habe selbst an der Bar selten bis nie diese Gegenseite benutzt.
Gerührte Drinks – Von Blumenvasen oder Milchkännchen
Der nächste Schritt in der „wir-brauchen-mehr-Barzubehör“ Entwicklung, bezogen auf Arbeitstechniken, ist das Rühren von Drinks im Rührglas. Vor allem für hochprozentige Cocktails, die später straight up (also ohne Eis) in eine Coupette oder einem anderen Cocktailglas gegeben werden (der Martini oder der Manhatten zum Beispiel), ist diese Arbeitstechnik sehr wichtig. Neben einem Rührlöffel benötigt man dafür ein Rührglas. Auch hier gibt es vielseitige Angebote von unter 10€ bis zu über 100€.
Wichtig bei einem Rührglas ist für mich vor allem ein stabiles Glas und eine Ausgußlippe, damit Du den finalen Drink ohne viel Kleckern in das Glas gießen kannst.
Wenn Du jetzt nicht sofort alles kaufen möchtest, kannst Du natürlich auch bei Dir vorhandene Gefäße wie deinen Messbecher nutzen oder gar kleine Blumenvasen. Ich erinnere mich an eine wirklich großartige Nacht in einer legendären Hotelbar in Frankfurt am Main, als zu weit fortgeschrittener Stunde ein Verrückter Sazeracs in einer Blumenvase für alle gerührt hat. Auch dies geht also im Notfall – wie die Anekdote beweist.
Wir haben zu Hause dieses hier, da man damit zwei bis drei Drinks gleichzeitig rühren kann. Es ist etwas stabiler; vielleicht für den einen oder die andere etwas unhandlich, aber daheim bin ich eh nicht in Hektik.
Geschüttelte Drinks – die letzte Phase der Shoppinghysterie
Die dritte und von der Menge des Equipments her anspruchsvollste Arbeitstechnik ist das Shaken. Hierfür benötigst Du einen Shaker und ein Barsieb (um das Eis im Shaker zurückzuhalten).
Bei Shakern ist es wie bei vielen anderen Grundausrüstungen aus – hier geht es in erster Linie um die eigene Arbeitsweise und die damit einhergehende Philosophie.
Grundsätzlich unterscheiden sich jedoch 3 Arten von Shakern, die für Dich relevant sein könnten.
Zum einen die wohl einfachsten und sehr weit verbreiteten Boston-Shaker. Diese sieht man überall stehen und oft auch mit einem Gummiüberzug, der eigentlich aus Vinyl ist. Häufig gibt es diese Shaker, deren andere Seite ein schweres Glas bildet als Werbegeschenk von Spirituosen-Firmen. Die ersten Jahre meiner Barkarriere habe ich fast ausschließlich mit solchen Shakern gearbeitet. Der Vorteil ist, dass diese sehr stabil sind, damit aber auch recht schwer. Und wer an einem Abend mal mehr als 10 Drinks shaken muss – als nicht-Profi – der wird schnell merken, dass diese Teile wirklich auf die Arme gehen.
Die Alternative dazu ist der Tin-Tin Shaker. Ein ebenfalls zweiteiliger Shaker, bei dem jedoch beide Seiten aus Edelstahl sind. Diese bekommt man als Set schon für Mitte 20€ und hat eigentlich ein Leben lang etwas davon. Sie sind leicht zu bedienen und nicht allzu schwer. Bei einem der großen Bar-Zubehör-Händler ist dieser gerade hier im Angebot.
Eine dritte Alternative sind 3teilige Shaker, die gleich ein integriertes Barsieb mitbringen. Dies erscheint recht praktisch und ist vor allem sehr sehr klassisch – ich habe jedoch manchmal Schwierigkeiten, diese nach dem Shaken zu öffnen, da sich das Metall durch die Kälte zusammenzieht. Von daher kann ich – persönlich – eher zu 2teiligen Tin Tin Shakern (Variante 2) raten.
Barsiebe – einfach, doppelt, praktisch
Beim Rühren aber spätestens nach dem Shaken eines Drinks stellt sich die Frage, wie man diesen ohne das Eis im Rührglas oder Shaker in das Gästeglas bekommt. Natürlich kann man den Barlöffel oder einen anderen Löffel oder viele andere praktische Dinge aus der Küche nutzen, um dieses zurückzuhalten. Oder man investiert sehr sinnvolle 6€ (hier zum Beispiel) für einen ganz einfach Strainer – so heißen diese Siebe in der Fachsprache.
Nicht nur für Eis, auch für Früchte oder Kräuter (wie bei einem Gin Basil Smash zum Beispiel oder einem Rosemary Mango Fizz), ist solch ein Strainer unerlässlich.
Und wenn Du Deinen Drink ganz sauber und ohne feine Rückstände und Eissplitter haben möchtest, dann siebst Du diesen doppelt ab. Einmal durch den Strainer und dann direkt durch ein feines Barsieb – in der Fachsprache auch fine strainer genannt. Hier kannst Du aber im Supermarkt um die Ecke einfach ein feines Tee- oder Küchensieb kaufen. Oder hier bei APS, wenn Du eh schon Deine Barzubehör-Grundausstattung zusammenstellst.
Der Jigger – ein Messbecher für alle Fälle
Während fast alle oben genannten Teile auch irgendwie durch alltägliches Haushaltszubehör ersetzbar sind, ist ein Jigger, bzw. ein Messbecher es nicht.
Dieser kleine Helfer ist eines die wichtigsten Utensilien zum Mixen guter Drinks, denn ein Messbecher hilft Dir, die Rezepturen exakt abzumessen und damit balancierte Cocktails zu mixen. Und natürlich ist auch hier die Bandbreite an möglichen Arten schier unendlich, wobei ich dir ganz ehrlich den wohl einfachsten Messbecher empfehlen würde. Zweiseitig – mit einer 30ml und einer 50ml Seite, bei der jeweils die ml in 5er Schritten skaliert sind.
Die einfachste Form dieses Messbechers kostet wohl um die 7€ und ist nahezu überall erhältlich (zum Beispiel hier bei Barstaff).
Natürlich kannst Du auch schöne Design-Jigger kaufen und auch ich habe diese zu Hause, aber für einen Drink am Abend greife ich doch immer zum einfachsten und genauesten Jigger.
Der Muddler : No Muddler – no Caipis
Das letzte Teil Deiner ersten Barzubehör-Ausstattung ist der Stößel oder in Fachkreisen auch Muddler genannt. Er dient zum zerstoßen von Früchten oder Kräutern im Shaker sowohl als auch im Gästeglas. Du benötigst ihn bei einem Mojito genauso wie bei einer Capirinha, doch Vorsicht: es geht hier darum, Kräuter oder Früchte leicht anzustoßen und diese nicht in ihre molekularen Einzelteile zu zermahlen. Einen praktisch unzerstörbarer Muddler bekommst Du u.a. hier.
Mit diesen Dingen hast du alles, was Du zur Grundausstattung Deiner eigenen Bar zuhause benötigst. Natürlich fehlen da noch Sachen wie eine Eisschaufel oder eine Eiszange. Dinge, die in einer professionellen Bar schon allein aus hygienischen Gründen wichtig sind, die Du aber für deine ersten Drinks nicht zwingend benötigst.
Im Laufe des Artikels habe ich auf zwei Webseiten hingewiesen und jeweils einiges an Barzubehör dort verlinkt. Diese Verlinkungen sind frei gewählt und es besteht keinerlei Zusammenhang zwischen den beiden genannten Shops und diesem Artikel. Und damit auch kein einziger Benefit.
Und nun ran an die Shaker und viel Freude!
Übersicht an erstem, wichtigen Barzubehör
- Rührlöffel
- Rührglas
- Shaker
- Barsieb & Feinsieb
- Messbecher
- Muddler