Der berühmte Bruichladdich Classic Laddie fällt auf. Durch seine Philosophie, seinen Geschmack und weniger zuletzt als oftmals als erstes: durch seine auffallend türkise Flaschen-Farbe. Wobei es eigentlich kein grün ist, sondern aquafarbend. Und warum das so ist, wieso diese Flasche so besonders ist aber vielmehr, wie Bruichladdich Classic Laddie schmeckt, erfährst Du hier in 5 Minuten.
Bruichladdich ist anders.
Wenn man Menschen über Bruichladdich sprechen hört, dann ist es oft anders. Whisky-Trinker sind speziell. Sie sind verliebt in Ihr liquides Thema, manche gar obsessiv. Und deutsche Whisky-Connaisseure auf eine ganz schrullige Art und Weise noch etwas mehr als viele andere. Das merkt man daran, wie wichtig jedes noch so kleine Detail ist. Die Form der Brennblase; der Fakt, dass früher alles besser war und natürlich der Name der Brennerei-Katze. Kein Fakt ist unwichtig genug sich damit auseinanderzusetzen.
Wenn Menschen über Bruichladdich sprechen, dann ist es aber dennoch etwas anders. Es scheint ein wenig mehr Verliebtheit in der Stimme zu liegen. Ein bisschen mehr Rebellentum und Eigenheit. Und dazu hat man das ein oder andere Spezialthema für sich exklusiv. Die Herkunft der Gerste zum Beispiel. Oder die wirklich moderne Flasche. Oder einfach den Fakt, dass man einen ungetorften Islay-Whisky im Glas hat. Aber der Reihe nach.
Aqua und ein erster Kontakt
Der erste Kontakt mit dem Bruichladdich Classic Laddie ist häufig ein optischer. Kein Wunder, fällt die Flasche doch durch Ihre Färbung auf. Ein lautes, leuchtendes Türkis, welches eigentlich ein Aqua ist. So der offizielle Name der Farbe. Man möchte meinen, hierbei geht es nur um die auffallende Wirkung – nun, das wird man bestimmt nicht leugnen. Aber diese Farbe hat eine Geschichte. Und diese Geschichte ist wie vieles andere auch bei Bruichladdich gebunden an das Terroir. An die Herkunft des Whiskies. Es gibt um die Insel herum immer wieder Stellen im Meer, da leuchtet dieses genauso, wie auf der Flasche dargestellt. Leicht grün-bläulich strahlt das Wasser in der Sonne Schottlands und sticht aus dem sonst häufig rauen Meer heraus.
Doch mit der Farbe ist es bei der Flasche von Bruichladdich Classic Laddie nicht getan. Als B-Corp-zertifizierte Brennerei ist ökologische Nachhaltigkeit mehr als nur ein Lippenbekenntnis. Es ist die tägliche Arbeit, den eigenen Fußabdruck zu reduzieren. Und dies hat man seit 2022 in einer neuen Flasche umgesetzt. Diese besteht zu 60% aus recyceltem Altglas und wiegt ganze 32% weniger als die alte Flasche. Mit diesen Einsparnissen konnte der CO2 Ausstoß pro Flasche um 65% reduziert werden. Bis 2025 will man sogar bei den Abläufen der Brennerei CO2-neutral sein. Dies führt dazu, dass es zum Beispiel keine Umverpackungen mehr gibt. Ein Fakt, der viele Konsumenten abschreckt, weil man ja immer noch eine Geschenkverpackung haben will, die dann in einer Ecke einstaubt oder die man selber entsorgen möchte. Ich find es super, wenn viele andere den Weg auch gehen würden. Aber hier soll es nicht nur im die Flasche gehen, sondern vor allem um das, was Head Destiller Adam Hannett in diese besondere Flasche bringt.
Islay mal anders
Islay ist für viele Whisky-Connaisseure das Mekka Ihres Hobbies. Hier werden die torfigsten Whiskies der Welt destilliert und tragen so berühmte Namen wie Lagavulin, Laphroaig oder Ardbeg. Auch bei Bruichladdich arbeitet man mit Torf und destilliert damit getrocknete Gerste unter den Namen Port Charlotte oder Octomore. Gerade letzterer gilt als der torfigste Whisky der Welt. Doch unter dem Brennereinamen Bruichladdich released man ausschließlich ungetorfte Malts. Dies hat etwas mit der Geschichte des Hauses zu tun.
Als Bruichladdich 1881 gegründet wurde, war die Versorgung der Insel mit Kohle als Brennstoff deutlich stabiler als noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts, in der es vor allem der Torf war, der lokal genutzt wurde, um Energie zu erzeugen. Und so produzierte man dort quasi von Anbeginn einen anderen Whisky im Vergleich zu den rauchigen Nachbarn. Vor allem war es jedoch wichtig, einen ungetorften Whisky für die Blended Scotch Whiskies der Besitzer zu produzieren, denn damals wurde Single Malt vor allem zum Blenden destilliert.
Diese besondere Rolle als ungetorfter Single Malt auf einer Insel voller Rauch hat man nach viele Auf und Abs der letzten etwas mehr als 120 Jahre beibehalten.
Neben dieser wirklich einzigartigen Stil-Entscheidung ist die zweite Besonderheit der Brennerei, der Rückgriff auf ausschließlich schottische Gerste. Das Konzept des Terroirs, welches man hier zelebriert ist eine der wichtigen Identifikationssäulen der Destillerie geworden. Oder um es mit den eigenen Worten von Bruichladdich zu sagen:
„Nicht umsonst heißt es Scotch“
Teilweise geht man so weit, dass man für bestimmte Abfüllungen sogar nur Gerste ausgewählter Felder von der Insel Islay benutzt. Für den Bruichladdich Classic Laddie ist es Gerste aus ganz Schottland, die verarbeitet wird und die dann als New Make Sprit den Weg in die Fässer findet.
Und diese Fässer lagern alle auf der Insel Islay – etwas, was keine andere der großen und berühmten Brennereien macht. Da ist man eigen bei Bruichladdich, denn das Terroir spiegelt sich im gesamten Entstehungsprozess dieses besonderen Single Malts wider.
Bruichladdich Classic Laddie – viele Rezepturen und ein Whisky
Eine letzte Besonderheit sei noch erwähnt, bevor wir uns einen Schluck Bruichladdich Classic Laddie ins Glas geben: Die Zusammenstellung jeder einzelne Batch ist immer wieder eine andere. Damit zollt man der Tatsache Tribut, dass auch Fässer immer anders sind und das Blending eines Single Malts die größte aller Kunstformen.
Und man ist dabei äußerst transparent. Jeder kann mit Hilfe eines 5-stelligen Codes auf der Website nachsehen, welche Fässer (Getreide, Fasstyp, Alter des Destillats) in den Bruichladdich Classic Laddie geflossen sind, den man da in seinen Händen hält. Hier findest Du den Link zur Seite.
Es ist eine spannende Mischung aus ex-Bourbon-Fässern, ehemaligen Sherryfässern und besonderen Weinfässern; befüllt mit New Make auf Basis verschiedener Gersten aus ganz Schottland. Besser kann man das Thema Terroir in der Kategorie Single Malt Scotch Whisky wohl kaum spielen. Und das am Ende jedes Batches der Whisky immer noch gleich schmeckt, das ist eine wahre Meisterleistung der Blender von Bruichladdich. Was zur wichtigsten Frage führt: Wie schmeckt denn nun der Bruichladdich Classic Laddie?
Ein offenes Fenster an einem Sommermorgen
Im Glas präsentiert dich der Classic Laddie in einem dicken, honigfarbenden Gold und natürlich fällt beim ersten Duft schon ein bisschen die Stärke des Whiskys mit seinen 50% Vol. auf. Aber eher mit einer wundervoll wärmenden Süße von Honig und Aromen von Malz. Wenn man die Augen schließt, riecht es fast wie ein Sonnenaufgang an einem Gerstenfeld im Sommer. Dazu eine leichte Salzigkeit und eine filigrane Zitronennote. Die angesprochenen 50%Vol. sind merklich, aber nicht störend. Eher wie eine dichte Energie, eingepackt in die weichen Aromen, zu denen sich weiße Schokolade und etwas grüne Walnuss gesellt. Mit der Zeit entsteht sogar der Eindruck, dass der Bruichladdich Classic Laddie eine eher zarte Seele ist, ausgezeichnet durch eine verführerische Fragilität. Man weiß, dass der Körper resolut ist, aber das erste Kennenlernen ist zärtlicher als man es erwartet.
Mit der Zeit entwickeln sich feine Muskatnuss-Anklänge, die dann wiederum ins grün-grasige verschwimmen. Die vordergründige Süße wirkt nunmehr wie eine dicke, wohlige Decke, die man an einem Sonntagmorgen beiseite schlägt, das Fenster öffnet und maritime Noten hineinlässt. Ganz jedoch verschwindet die Süße nie. Vielmehr bleibt Sie als ein Dessert in Erinnerung. Ein bisschen wie Omas Grießbrei oder Vanillepudding.
Und ein Stück Kuchen zum Frühstück
Der erste Schluck des Bruichladdich Classic Laddie ist dann den 50%Vol. entsprechend kräftig, ohne dass diese Stärke – die mitnichten eine Fassstärke ist – stört. Sofort findet man sich wieder unter dieser wohligen, süßen Decke, deren malzige Wärme betörend ist. Auch die feinen Zitrusnoten, welche sich bis hin zu minziger Frische steigern, durchbrechen wieder diese Struktur – wie das Kitzeln der Sonne an der Nase. Der Honig ist neben einem Hauch Toffee die bestimmende Basis eines unglaublich dichten Mundgefühls, das durch eine feine Salzigkeit punktiert wird. Das ist Vollmundigkeit und Eleganz und das Bild des Sommermorgens werde ich nie mehr los. Manchmal hat man das Gefühl, es erinnert etwas an Kornflakes. Diese cremige, süße Milch, ein leichter Crunch und ein feines Prickeln auf der Zunge. Hauptsache Sommer!
Und dabei wirkt der Whisky immer wieder erstaunlich zart. Selbst mit den durchscheinenden Fruchtgummi-Noten, die hier weniger kitschig als bei vielen anderen Malts sind. Irgendwann werden daraus dann auch dezidiert gelbe Früchte und aus dem anfänglichen Vanillepudding wird ein Hefekuchen mit Stachelbeeren. Und Sahne! Ein nahezu perfektes Frühstück, oder?!
Der Bruichladdich Classic Laddie ist anders – ohne Wenn und Aber; aber: er ist so wundervoll anders! Er ist ein perfektes Gegenstück zu dem Ganzen Torf auf Islay und ein wichtiges Beispiel für terroir-getriebene Arbeit.
Egal ob pur oder in einem Drink – Whiskey Sours mit ihm sind der Hammer – dieser Whisky fällt nicht nur durch seine besondere Flasche auf, sondern auch durch seinen Inhalt. Und das solltest Du unbedingt selbst probieren!
In diesem Sinne – Cheers!
Vielen Dank an Rémy Cointreau und Reidemeister & Ullrichs für die Bereitstellung einer Flasche. Außer Whisky ist hier nichts geflossen.