Die Weine von Sylvain Pataille sind für Ihre Klarheit und Eleganz berühmt. Und so reiht sich der Aligoté ganz hervorragend in diese Stilistik ein und präsentiert eine klare Idee der Rebsorte, die heute als der große Hype der Bourgogne gehandelt wird. Was diesen Wein ausmacht, wie er schmeckt und warum wir den Frühling kaum abwarten können, erfährst Du hier in 4 Minuten.
Burgund, oder einfach die Suche nach authentischem Wein
Das Burgund als Weinbaugebiet ist die Keimzelle der terroirbezogenen Weinbergsarbeit. Aus dieser legendären Region zwischen Dijon und Lyon kommt die heute so populäre Philosophie, dass herausragender Wein vor allem ein Abbild des Terroirs ist, also dem Ort, auf dem der Wein wächst. Dabei geht es um den Boden, in den die Rebe ihre Wurzeln schlägt, die Luft, die jeden Augenblick um diese weht und das Wasser, welches durch Regen und Schnee auf den Boden fällt. Jeder Ort schmeckt in seinem Wein anders.
Diese Herangehensweise ist typisch für diese Weinbauregion, vor allem weil es auf Grund der historischen Struktur so viele kleine Rebflächen gibt, die allesamt einzeln bewirtschaftet werden. Das Burgund ist im Gegensatz zu manch anderen Weinbauregionen in Frankreich ein Flickenteppich an Besitztümern. Und so liegt es nahe, aus der Not eine Tugend zu machen und als Alleinstellungsmerkmal den Ort zu wählen, der dem Wein seinen Stil gibt.
Sylvain Pataille – Terroir und Arbeit
Einer dieser Weinbauern ist Sylvain Pataille. Nach seinem Oenologiestudium in Bordeaux und Beaune (Burgund) wurde er Weinberater und verhalf anderen Produzenten zu einer erkennbaren Handschrift in deren eigener Arbeit. Erst seit dem Jahr 2001 bewirtschaftet der sehr puristisch arbeitende Pataille eigene Weinberge, deren Größe heute auf rund 15 ha angewachsen sind. Für ihn ist die Arbeit im Weinberg der entscheidende Faktor für die Qualität, die er später in die Flasche füllt.
So bearbeitet er seine Weinberge biodynamisch, was so weit führt, dass bodenbetreffenden Arbeiten nicht mit einem Traktor getätigt werden, sondern mit einem Pferd, da dies zu deutlich weniger Verdichtung führt. Dies ist vor allem bei den für Pataille relevanten Lehmböden ein wichtiger Punkt in Bezug auf die Drainage und damit die Wasserversorgung des Weinbergs.
Gelesen wird dementsprechend mit der Hand und nur ausgereifte Trauben. Ihm geht es um die physische und die sensorische Reife, denn dies ist für Pataille ausgesprochen wichtig, um langlebiger Weine zu erzeugen, die auch nach vielen Jahre in der Flasche noch strahlen und ihr Terroir abbilden.
Und die perfekte Rebsorte dafür ist Aligoté.
Aligoté – Der geheime Star des Burgunds
Aligoté ist neben dem großen Heroen des Chardonnays der neue Rockstar der Bourgogne – wie das Burgund im Original heißt. Alles, was Du über diese so spannende und überaus frische Rebsorte wissen musst, haben wir übrigens hier niedergeschrieben.
Für mich ist Aligoté binnen kurzer Zeit zu einer Lieblingsrebsorte geworden, da ich die Frische liebe und die Möglichkeit einen Wein zu haben, der entweder cremig und texturiert ist, oder aber auch ganz karg daherkommen kann. Nicht umsonst gibt es eine direkte Verwandtschaft mit dem deutschen Riesling. Also wenn Du Riesling liebst, musst Du Aligoté probieren! Auch den von Sylvain Pataille!
Sylvain Pataille Aligoté – und der Duft nach Arbeit
Im Glas präsentiert sich der Sylvain Pataille Aligoté in einem hellen Strohgold mit einigen dunklen Reflexen.
Der Jahrgang von 2021 hat natürlich nun schon etwas Zeit in der Flasche verbracht und den Duft intensiviert. Und so verströmt der Wein seine Aromen schon beim Einschenken. Es sind erstaunlicherweise eher dunkel Noten – eventuell etwas ungewöhnlich für einen Aligoté; die an Stroh erinnern. Doch sobald man mit der Nase direkt an das Glas geht, findet sich das typische Aromenspiel von grünem Apfel und Zitrone. Dazu ein Anklang nassen Steins.
Mit dem Wissen, dass der Sylvain Pataille Aligoté – wie alle Weine von Pataille ungeklärt, unfiltriert und ungeschwefelt ausgebaut werden, erklärt sich auch der Körper und die Tiefe der Aromen. Diesem Eindruck zum Trotz ist der Wein mit einer präzisen Säure ausgestattet – schließlich haben wir ja einen Aligoté im Glas. Auch die Neigung, 50-60% der Weine im Holz zu vergären, findet sich in Anklängen in der Nase wieder. Genauso wie die 12-monatige Reifung im burgundischen Barrique. Das hat im übrigen 228L Volumen im Vergleich zum bordelaiser Barrique mit 225L.
Es ist ein erstaunlicher Wein in der Nase, komplexer, körperbetonter als viele andere Aligotés und man meint, die Arbeit und den Schweiß im Weinberg riechen zu können hinter all den primären und rebsortentypischen Nuancen.
Wie ein Licht in der Dunkelheit
Im Mund dreht sich die erste Wahrnehmung erst einmal komplett. Der Sylvain Pataille Aligoté ist viel säurestrukturierter als gedacht. Wenn Farben einen Geschmack haben, dann ist das hier ein weißer Wein (bei einem Weißwein keine allzu schmunzelbefreite Analogie). Der erste Schluck ist so unglaublich kühl und prägnant, dass es wirklich überrascht.
Erst mit der Zeit finden sich dunklere Aromenstrukturen, doch er bleibt ab sofort ein prägnant strukturierter Wein, dessen tragendes Element eine Säure ist. Und ja ich weiß, dass diese Formulierung für Einsteiger verwirrend sein kann – man muss keine Angst haben: dieser Wein ist verträglich. Sehr gut sogar.
Trotz des dunkleren Fruchtkörpers ist der Sylvain Pataille Aligoté unglaublich klar und präzise und wirkt wie ein Lichtstrahl in der Dunkelheit, an dessen Rändern sich Ideen von Pfirsich finden lassen, die gezogen werden von einer Energie grüner Äpfel, etwas Zitrone und leicht unreifen Birnen.
Frühlingserwachen im Glas
Dieses Wechselspiel, das zwischen Brillanz, kalkiger Reinheit und Energie aufgeführt wird, offenbart nach längerer Zeit sogar einen Hauch cremiger Textur. Zumindest scheint es mir in einigen Momenten so.
Die Mineralität, diese klare, präzise Struktur wirkt schlussendlich doch gewinnen, wie die Gewissheit, dass nach einem kalten und dunklen Winter irgendwann die ersten wärmenden Sonnenstrahlen des anbrechenden Frühlings hervortreten. Denn ehrlicherweise weckt der Sylvain Pataille Aligoté genau diese Sehnsucht. Die Sehnsucht nach Sonnenstrahlen und Frühling.
Eine Pfirsich-Tarte wäre jetzt wundervoll, doch kurz danach siegt das Verlangen nach Erdbeeren. Ich habe keine Ahnung warum, aber das wäre die perfekte Kombination!
Sylvain Pataille Aligoté – Eine komplexe Einfachheit im Wein
Auch wenn diese tiefe Sehnsucht (es ist gerade Anfang Februar und draußen kalt und grau) recht trivial erscheint; der Sylvain Pataille Aligoté ist dies auf keinen Fall. Er ist alles andere als massenkompatible und erfordert ein zweites und drittes Hineinschmecken.
Vor allem die unglaubliche Reinheit und Strahlkraft dieses Weins ist wundervoll. Seine Energie ist beeindruckend und doch ist er keinesfalls laut. Man mag meinen es ist ein simpler Wein, aber die Details sind beeindruckend. Und machen unglaublich viel Freude.
Der Sylvain Pataille Aligoté ist ein großartiges Beispiel, wie minimalinvasive Arbeit im Weinberg und der Fokus auf das Terroir und die Natur einen Wein erzeugen können.
Allgemeine Informationen:
- Hersteller: Sylvain Pataille
- Rebsorte: Aligoté
- Land: Frankreich
- Region: Bourgogne
- Ausbau: 12 Monate im Barrique
- Alkoholgehalt: 12% Vol.
Dieser Wein wurde selbst gekauft (bei www.gute-weine.de) und weder der Winzer noch der Händler stehen in irgendeinem Verhältnis zu diesem Artikel.